Draußen ist Winter und drinnen gibt’s Eis. Zur Vorspeise, zum Hauptgang und ja, natürlich auch zum Dessert. Bei Asterix und Obelix, den Helden im Kampf gegen die Römer in der fernen Bretagne, wäre das Urteil schnell gefällt: die spinnen, die Römer. Aber halt: wir sind nicht in der Bretagne – wir sind mitten in Dresden, zwischen Schloss und Frauenkirche. Und die Helden des Abends heißen nicht Asterix und Obelix, sondern Mario Pattis und Kathleen Parma. Den einen muss man nicht groß vorstellen, denn er ist wie kein anderer schon lange in der Dresdner Spitzengastronomie verankert. Die andere aber kennen Mitreisende durch die Gourmandie nicht unbedingt. Kathleen Parma, die die Idee zur IceRollsFactory nach einem Breslau-Besuch nach Dresden brachte, ist eher Marketing-Frau. Ihr gehört das Onlinemarketing-Unternehmen networksPR. Mit Torsten Zieschank (Sonnenschutztechnik Dresden) fand sie einen Partner – seit Juni vergangenen Jahres gibt es die IceRollsFactory.
Und nun macht, pardon, die Eisbude bei den Kochsternstunden mit. Wir saßen mit Bekannten, die unabhängig von uns gekommen waren, an einem Tisch und plauderten über unsere Erwartungshaltungen. Widerspruchfreies Gesamtergebnis: es wird verrückt. Ob die Mischung aus Eis und Heiß funktionieren wird? Die Nagelprobe gleich beim ersten Gang: Lachs | Rote Bete | Sauerrahm IceRolls | Limette. Überraschung! Das war eine hammergeile Kombi! Der Lachs gebeizt und von allerbester Qualität, die IceRolls nicht zu süß dank Sauerrahm, nicht zu kalt (so man das bei Eis so schreiben darf), Rote Bete und Limette als kleine Geschmackstupfer. In meinem Zehn-Gang-Lieblingsmenü aller in diesem Jahr probierten Kochsternstundengänge ist dieser sicher dabei. Auch mit dem dazu angebotenen Drink, einem Limetten-Minz-Cocktail, bei dem ein kleiner Schuss Gin die passende Wacholdernote für den Lachs mitbrachte.
An dieser Stelle sollte man vielleicht mal erklären, was es mit den IceRolls auf sich hat. Im Prinzip ist das ganz einfach. Man nehme eine auf -30°C herunter gekühlte Platte, platziere die passende Flüssigkeit und – da wird’s besonders – nahezu beliebige Essensdinge unterschiedlichster Geschmäcker, hacke die mit zwei Spachteln klein, streiche die Masse (die mittlerweile auch kühl ist) platt und rolle sie dann mit dem Spachtel auf. Eis plus Rollen gleich IceRolls, so einfach ist das im Prinzip. Die Damen und Herren Student*innen an den Spachteln müssen allerdings ganz schön loslegen, um erstens alles klein und geschmeidig zu kriegen und zweitens dabei auch die Zeit nicht aus den Augen zu verlieren. Am Ende der Theke steht nämlich Mario und will schicken: Scampi | Schokolade | Chili. Kaki-Salsa, Kokos-Espuma und Scampi tragen die Handschrift von Pattis, die Schokolade mit Chili und Salz die der IceRollsFactory. Hm, nicht mein Lieblingsgang, obwohl mit Show-Effekt serviert (die Schokolade gossen Mario Pattis und die Service-Leiterin im Pattis-Restaurant e-Vitrum, Simona Görner, aus einer Waffel direkt am Platz auf den Teller). Den Trost gab es, auch wenn’s hier danach steht, bereits im Vorfeld: einen Eierpunsch 2.0. Ich sag nur: hhhmmmm…
Mit dem Hauptgang Hirsch | Waldpilz IceRolls | Trüffel-Bubble-Waffel | Rosenkohl ging’s geschmacklich wieder bergauf, und weil wir uns ja nun schon an IceRolls (dieses Mal als Pilzgeschmacksträger) gewöhnt hatten, lernten wir die zweite Spezialität des Hauses kennen: die Bubble-Waffel. Die kann auch außergewöhnlich schmecken, und wenn es nach Trüffel ist… Trüffel, da bleibt Pattis sich sehr sehr treu, waren dann auch noch frisch über den ansonsten fertigen Teller gehobelt. Das Hirschgeweih, das man auf den Tellern erblicken kann, ist übrigens Kürbis. Insgesamt ein Gang, bei dem die crazy Zutaten gar nicht mehr richtig auffielen, sondern sich einfügten in den Gesamtgeschmack. Lediglich das dazu passende Getränk Wintercocktail “Kochsternstunden 2018” war dank einer großzügigen Räucheraktion arg gewöhnungsbedürftig, da griffen wir doch gerne abwechselnd zu Wasser und dem Hauswein des e-Vitrum: eine Weißwein-Cuvée von Martin Schwarz.
Das Dessert stand als Sûrprise IceRolls Factory Creation „Kochsternstunden 2018” auf der Karte – und die größte Überraschung war, dass es nicht nur ein vorbereitetes Eis gab, sondern sich jeder Gast alternativ seine eigene Kreation neben das Waffelschälchen mit Nougat drapieren durfte. Ich wollte zuerst was mit Leberwurst und Senf machen, um dann irgendeinen Wortwitz mit beleidigter Leberwurst und Senf dazu geben hier unterbringen zu können – aber das scheiterte am nicht vorhandenen Senf. Also schaute ich, was an möglichen Zutaten angeboten wurde – und fand in der Liste der 55 Möglichkeiten doch glatt eine Jugendliebe wieder: Toast Hawaii! Ananas, Schinken, Käse (stehen auf der Liste) und Brot (gab’s zum Menü) plus Sauerrahm (damit’s ein Eis werden kann), gehackt, gewendet und gerollt von der Chefin persönlich. „Weltpremiere!“ rief sie in den Raum – und keiner glaubte, dass mir das schmecken würde. Ich hatte sogar die Genehmigung bekommen, nicht aufessen zu müssen und Ersatz fordern zu können – aber das war nicht nötig. Denn spätestens jetzt war klar: man muss sich nur auf verrückte Ideen einlassen und das durchziehen, dann können tolle Dinge dabei rauskommen. Also würzte ich mit ein wenig Salz nach und dachte beim letzten Happen noch an eine Verbesserung des coolsten Toast Hawaii ever. Bis der fertig ist, bleibt’s aber vorläufig beim Sonderpreis für das verrückteste Menü der diesjährigen Kochsternstunden!
[4-Gänge-Menü 46 €, Getränkebegleitung zzgl. 19 €]IceRollsFactory
Schössergasse 23
01067 Dresden
Tel. +49 351 / 48619061
www.icerollsfactory.com
Öffnungszeiten:
Di – So 11–19 Uhr
Kochsternstunden-Menü am 8. / 15. / 22. Februar 2018, jeweils 19 Uhr
Um Reservierung wird gebeten.
Hinweis:
Die STIPvisiten sind Partner der Kochsternstunden.
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