„Das ist natürlich alles selbst gemalt – und zwar nur gemalt!“ Jörg Wolke, dessen Bilder seit dem Wochenende (und noch bis zum 18. April) im Restaurant Kastenmeiers zu sehen sind, ist echt überrumpelt worden mit der Frage, ob das übermalte Fotografien seien – weil die Portraits doch alle so detailliert und, nun ja: fotorealistisch seien. Aber natürlich ist er nicht böse, seine Augen funkeln deutlich eher freudig als grimmig. Die Frage war ja auch vor der Eröffnung gestellt, danach waren Dank der Rede eh alle schlauer.
Was man im Kastenmeiers sieht, sind für Wolkes Verhältnisse kleine Formate, die meisten so 120×120 cm oder 120×80 cm. Es ist eben alles relativ, denn manchmal bemalt Jörg Wolke Sattelschlepper und Trucks. Die tragen seine Bilder dann durch ganz Europa – und sein Rolling Stones Truck gewann 2019 bei der Power Truck Show in Finnland sogar den Preis als bestbemalter Truck Europas. Das gefiel auch den Stones, sie posteten den Truck auf Instagram. Es geht sogar noch größer als ein Truck: Eine Schallschutzwand in der Rennsteig-Arena verlor ihr tristes Grau und wurde Dank Jörg Wolke zum Lieblingsmotiv heimischer Wohnzimmer, zum röhrenden Hirschen. Röhrende Hirsche können freilich auch ganz unkitschig daher kommen, sogar mit einem Zwinkern im Auge (also nicht dem des Hirschen, sondern des Betrachters). Waidmannsheil hängt in der Ausstellung, aber der Hirsch röhrt da gar nicht, sondern trägt ersatzweise Mickey Mouse im strahlenden (jaja, es stahlt…) Geweih.
Der Hinweis mit dem Zwinkern im Auge kam an dieser Stelle natürlich nicht von ungefähr, denn auf den ersten Blick faszinieren bei vielen der Portraits die Augen – vor allem (aber keineswegs nur) bei den Namenlosen. In den Augen spiegelt sich das Leben, weiß man ja. Auf Bildern sind sie aber oft leblos, es fehlt das Strahlen, das Funkeln, gegebenenfalls auch die Tiefe oder die Traurigkeit. In die Wolke-Augen (in diesem Satz: in die auf seinen Bildern) sieht man gerne, denn man kann in ihnen lesen. Vielleicht waren ja die Augen der Portraitierten der Grund für die Frage, ob es sich vielleicht um übermalte Fotos handeln würde?! Aber nein! hatte der Künstler bekanntermaßen geantwortet – und mehr noch als die Worte hallte es in seinen Augen nach. Ein Schelm! Wusste er doch, dass einige seiner Portrait-Augen mehr als Lichtpunkte reflektieren. Man muss nur nahe genug ran gehen, dann sieht man lebende Pupillen…
Die rund 30 Bilder von Jörg Wolke kann man täglich vom 2. März 2024 bis zum 18. April im Restaurant Kastenmeier im gerade erst wiedereröffneten Taschenbergpalais Kempinski während des Restaurantbetriebs ab 17 Uhr bzw. ab 15 Uhr auch unabhängig von einem Restaurantbesuch besichtigen und auch käuflich erwerben. Ein bisher nicht genanntes Werk muss in diesem Kontext aber besonders erwähnt werden: es soll zugunsten des Sächsischen KinderPalliativ Zentrums am Universitätsklinikum Dresden versteigert werden. Es nennt sich „Begegnung“ und zeigt einen Kosmonauten und einen Fisch, der sein Gegenüber durch einen transparenten Luftballon hindurch beäugt. Das surrealistische Gemälde misst 1,80 Meter in der Breite und 1 Meter in der Höhe und wurde von Jörg Wolke extra für die Ausstellung im Fischrestaurant gemalt. Gebote für das Bild werden über den gesamten Zeitraum der Ausstellung in 50-Euro-Schritten entgegengenommen. Das Mindestgebot liegt bei 3.000 Euro. Der aktuelle Stand wird jeweils am Bild vermerkt. Das soll die Restaurantgäste inspirieren, mehr zu bieten…
Spektrum
Ausstellung von Jörg Wolke in der Galerie im Kastenmeiers vom 2. März – 18. April 2024
Kastenmeiers – das Fischrestaurant im Taschenbergpalais
Taschenberg 3
01067 Dresden
Tel. +49 351 48484801
www.kastenmeiers.de
Jörg Wolke im Netz: joerg-wolke.de
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