Die Fischer von Stromboli

Juni 2014: Strombli

Die Fischer von Stromboli sind ganz besonders markante Typen. Solche, um die man als Reporter oder Tourist gar nicht herumkommt. Ob sie es gerne haben, wenn sie fotografiert werden? Wir haben gefragt und erhielten die vordergründige Antwort: Wir dürften schon… Aber wenn man dann zum Beispiel die Frau des Fischers fragt, sagt sie vielleicht: Schön findet er’s nicht, aber wehren kann er sich doch auch nicht! Die Familie Cusolito hat sich einfach dran gewöhnt, dass man ihre Typen für typisch hält, diese gar nicht so großen, aber kräftigen Körper, die (früher mal pechschwarzen, mittlerweile schlohweißen) reichlich vorhandenen Wuschellockenhaare, die Bärte, die braun gegerbte Haut. Barfuß gehen sie arbeiten, barfuß gehen sie durchs Dorf, um ihren Fisch zu den Restaurants zu bringen, die ihn vorbestellt haben. Fotogen, fotogen!

Wir hatten auf Stromboli beim Fischer eine Wohnung gemietet für die Zeit unseres Aufenthalts. Es ist eins dieser kleinen Kubus-Häuser der Eolen: Man baut ein Würfelhaus und baut, wenn’s zu eng wird, an. Die Unterkunft war nicht luxuriös, aber sie war typisch für Stromboli: anders als wir wohnen die Insulaner auch nicht. Also war’s richtig! Vor allem, weil es auf Stromboli, der Insel mitten im Meer, keinen Fischladen gibt. Man kauft, wenn man früh genug aufgestanden ist, direkt am Strand. Es gibt, was die Fischer in den frühen Morgenstunden gefangen haben – abzüglich dessen, was sie bereits vorab den Restaurants der Stadt versprochen haben.

An manchen Tagen ist das nicht viel, manchmal läuft’s besser. Local catch lohnt sich ja immer, und wenn er direkt vom Fischer kommt, allemal. Wir bekamen sechs Fische (insgesamt ein Kilo) für 15 Euro. Sie glitzern schön in Blautönen, aber die Schuppen müssen vor dem Verzehr fort, und ausgenommen wollen die Fische auch werden! Es gibt da einen (bei den Katzen des Viertels sehr beliebten) Platz vorm Fischerhaus – also in aller Öffentlichkeit. Und natürlich sehen alle Nachbarn zu, wie wir uns abmühen, man schuppt ja nicht alle Tage. Es gab anerkennende Blicke (hauptsächlich von den Katzen) und einen Nörgler (ein ausgewanderter Deutscher, der gaaaanz wichtigpupichtich tat). Wir gaben den Katzen gezielt Abfälle und dem Menschen kein Wohlgefallen. Der Fisch hat dann über den Umweg einer olivenbeölten Pfanne den Weg auf den Tisch gefunden und gemundet.

Juniblatt des Kalenders 2014  (zwei weitere Stromboli-Geschichten gibt es zu den Februar– und Juli-Blättern).

2 Kommentare

  1. Oh, auf Stromboli war ich mit sechs Jahren, und dennoch sind mir ziemlich eindrückliche Erinnerungen geblieben. Schön, durch den Beitrag daran erinnert zu werden … Und schön geschrieben!

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