Drei Löffel für ein Halleluja!

Wir probierten in der Charlotte K. die neuen Weine von kastler friedland

Charlotte K

Unser Lieblingsrestaurant in Zitzschewig ist seit unserem Erstbesuch im August 2008 Charlotte K. – auch wenn Ines Kuka mittlerweile mehr im Service und damit am Gast ist, das Restaurant somit das Alleinstellungsmerkmal „tolle Frau in guter Küche“ verloren hat. Aber mit Mirko Rütz gibt’s würdigen Ersatz – wer’s nicht weiß, bemerkt beim Koch-Stil des Hauses keinen Unterschied, und das ist bekanntlich ja auch gut so. Wir nutzten mehrere Ereignislinien, um spontan im Garten des Restaurants aufzuschlagen: Zum einen waren wir am Vortag zu einer Wein-Vorstellung der neuen Linie kastler friedland dort und beschlossen (war ja schließlich Dienst und kein Vergnügen!), den Wein mehr zu spucken als zu schlucken – beinahe ein Frevel. Zum anderen war ein freitäglicher Dienst-Termin schneller erledigt als gedacht und (gerne hier: drittens) das Wetter schon fast frühsommerlich: das ruft nach Garten oder Terrasse!

Also beschlossen wir, den Wein von den beiden Winzern Bernd Kastler und Enrico Friedland so kennen lernen zu wollen, wie wir ihn im Alltag mögen: Als Speisenbegleiter. Von den probierten Weinen hatte ich zwei in besonders guter Erinnerung: den Silvaner und den Kerner. Beide sind nicht unbedingt Massenweine in Sachsen: Kerner wird in Sachsen auf insgesamt 28 ha angebaut, Silvaner gar nur auf verschwindend geringen 0,45 ha.

SonnenuntergangDen Silvaner vom Radebeuler Goldenen Wagen bestellten wir als Aperitivo. Mit seinen leichtfüßigen 11,5%vol Alkohol ist das ein frischer Start, und mit einem Restzuckergehalt von 8,3 g/l (bei einer Säure von 6,4 g/l) schrammt er auch schon an der Grenze zum Halbtrockenen. Aber dem Gaumen gefällt’s, und mit knallrot untergehender Sonne hinter der Steinmauer der Charlotte-Terrasse hat man das Gefühl: der darf das. Als Bernd Kastler am Vortag die 0,5-Liter-Flaschen der kastler friedland Weine als Vorzug lobte („da können Sie auch mal eine zweite öffnen!“), wollte ihm das kaum einer der Zuhörer so recht abnehmen. Nun passte es aber für unsere kleine Dreier-Runde: Ein Schlückchen vorab und zum Gruß aus der Küche (ein feiner Pasta-Meeresfrüchtesalat), ein zweites zur Vorspeise. Die Vorspeisen heißen in der Charlotte „zum Starten“ – aber man findet immer auch was im Kapitel „Unsere Klassiker“. Wir entschieden uns ausnahmsweise mal nicht fürs Klassische, sondern versuchten zum Silvaner Ragout Fin vom Zicklein mit Toast und Zitrone (7 €) und Spargel in Parmesan-Tempura mit grüner Sauce und gehacktem Ei (9 €). Versuch gelungen: Das Ragout Fin (ohne Käse überbacken, aber mit Blätterteighaube) war relativ zart, so dass es zum Wein passte. Und zum Spargel machte sich der Silvaner mit seiner Zucker-Säure-Bilanz auch ganz gut. Ein Kräuterbukett beim Spargel verdient besondere Erwähnung: selbst gepflückte Schafgarbe beispielsweise (auch beim Ragout) gehört nicht zu den Standard-Geschmäckern, aber unbedingt mal an den Gaumen! Insgesamt vielleicht mein Lieblingsgang an diesem Abend, denn auch die grüne Sauce hatte es in sich, voller Geschmack.

ReflexionenMit dem Ortswechsel kam der neue Wein. Es ist eben doch noch keine Sommer in der Stadt, sondern April: Nach dem Sonnenuntergang wurde es schnell frisch draußen, aber drinnen war für diesen Fall auch ein Tisch frei gehalten. Der Kerner vom Radebeuler Steinrücken ist ein Kräftiger und ein Süßer, das aber nicht vordergründig. Denn den 16,7g Restzucker steht ordentlich Säure gegenüber (6,9 g/l für die Statistiker), zusammen mit den 13% Alkohol ergibt das einen geschmackvoll-kräftigen Wein. An der Mosel würden sie ihren Riesling so wahrscheinlich feinherb nennen. Anders als manch anderer Sachsen-Kerner hatte dieser auch keinerlei Parfüm in der Nase: wir mochten ihn! Aus der Abteilung „das Wichtigste“ gab’s dazu ein Filet vom Saibling auf Stangenspargel und Hollandaise, Butterkartoffeln (20 €), bei dem der Saibling uns ein My zu lange gegart, die Hollandaise aber trefflich gelungen war. Auf dem anderen Teller eine (auch sehr mürbe) Roulade von der Maispoularde mit Spargel und Morchelrisotto (18 €).

Eigentlich waren wir ja nun schon satt, aber ein Besuch in der Charlotte ohne Dessert war dann ja wohl kein Besuch. „Das Süsse“ fanden wir bei den Klassikern: Crème brûllée mit Zwetschgendipp (7 €). Wir bestellten es mit drei Löffeln und beschlossen: Ist eine Pflichtübung, bleibt es auch.

Charlotte K.
Coswiger Straße 23
01445 Radebeul

Tel.: 0351 / 833 6876
www.charlotte-radebeul.de

Öffnungszeiten
Mittwoch – Samstag ab 17 Uhr
Sonntags ab 12 Uhr

[Besucht am 24. April 2014 | Zur Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung | Alle Beiträge zu diesem Restaurant]

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