Alle Welt redet ja im Frühling immer von Jungweinproben. Als ob es nicht richtige Weine gebe, die sich schon ein wenig freuen, sich von der Mühsal und Plackerei des Gepflücktwerdens, des Entrappens, der wilden Gärung, dem Abstich und der Reifung im Tank oder Fass dann endlich in der Flasche ein wenig ausruhen zu können. Aber nein, dann müssen sie häufig zack zack schon wieder entkorkt und getrunken werden. Das Problem ist natürlich: wenn da einer mal mit angefangen hat, ziehen die anderen schnell nach – so nach dem Motto: Wie, bei Ihnen gibt’s noch gar keinen Wein?
Also stellen jetzt viele vor, was sie haben. Manchmal zwar aus der Flasche, aber noch nicht fertig: Fassprobe steht dann über provisorischen Etiketten – und man weiß, woran man ist. Bei der jüngst besuchten Probe der Gemischten Bude hatten wir ja einen der beteiligten Winzer ausgelassen – weil wir wussten, dass Frédéric Fourré ein paar Tage später in der Neustadt seine Kollektion noch einmal vorstellen würde. Bei „Weine & Zigarren“ in der Neustadt gibt’s „100 Lieblingsweine“ (steht so über der Tür am Laden in der Alaunstraße) und ein Hinterzimmer, in dem man in Ruhe probieren kann. Am Eiskühler: Frédéric Fourré und Amrei Niessen, sozusagen das komplette Unternehmen Weinbau Frédéric Fourré.
Das ganze war eine sehr lockere Veranstaltung, so nach dem Motto: wer kommt, ist da und bekommt was. Der Winzer gibt die Reihenfolge vor, und wie aus Zauberhand sind alle Anwesenden irgendwann im Gleichklang des Probierens. Nummer eins: Müller-Thurgau. Das ist der, mit dem wir im vergangenen Jahr unsere geschmacklichen Probleme hatten, also waren wir sehr sehr gespannt. Aber siehe da: Der 2013er ist wieder ein Müller, wie wir ihn vom einzigen französischen Winzer mit einem eigenen Weinberg in Sachsen kennen, lieben und erwarten: fruchtig, aber mit Mineralität. Ein leichter Wein (11% vol), ein trockener Wein (4,9g Restzucker) mit einem spürbaren Rückgrat (6,7g/l Säure). Könnte unser Hauswein werden, hat aber natürlich seinen sächsischen Preis: 9,50 € in der 0,75-Liter Flasche.
Während des Probierens erzählt Frédéric Fourré. Er ist ja 1998 als Sommelier nach Sachsen gekommen – und damals haben wir uns im Kempinski Taschenbergpalais auch kennen gelernt. Sächsische Weine waren dem Pariser Fourrée damals genau so fremd wie die Feinheiten der deutschen Sprache – beides hat sich in den Jahren gehörig geändert. Sein Deutsch hat nur noch den gewünschten Akzent (man muss sein Alleinstellungsmerkmal ja rausarbeiten) und seine Weine sind sächsischen Ursprungs mit einem Hauch Elsässer Weinbaukunst und Geschmacksrichtung. Das kommt von seinem ersten Lehrmeister, dem Winzer Philippe Blanck, der zu einer großen Winzer-Familie im Elsass gehört und immer verdammt leckere Weine macht. Der sächsische Mentor von Fourée war Karl Friedrich Aust, der zu der Zeit wahrscheinlich der einzig wirklich Wilde unter den sächsischen Winzern war. Mittlerweile sind wir ja alle etwas älter und gereifter…
Älter? Reifer? Gutes Stichwort, denn in der Neustadt gibt’s jetzt zwei Proben parallel. Weißburgunder in beiden Gläsern, einer jung aus dem Jahr 2013, der andere ein wenig gereifter aus dem Jahr 2012. Der ist, wie Frédéric Fourré sagt, „mein Stil: wie ein Pinot blanc aus dem Elsass!“ Der Unterschied ist nicht die Birne – die schmeckt man bei beiden Jahrgängen. Der Unterschied liegt im Schmelz, in der Créme. „Schmeckt ihr grüne Birne, reife Birne?“ Ach, mit derlei Vorgaben schmeckt man doch gerne alles! Mit ganz großen Ohren hörten übrigens die Gäste aus dem Rheinland zu. Sie waren am Tag zuvor durch Radebeul geirrt und hatten nicht so recht zu den Winzern gefunden – „da fehlte uns eine Ausschilderung“! Aber sie hatten von der Probe in der Neustadt erfahren und wurden mit dem Querschnitt eines Winzers bestens entschädigt – auch wenn es nun nicht gerade der typischste sächsische Winzer war. Aber einen Exoten kennen zu lernen hat ja auch was!
Die einheimischen Teilnehmer, die sich ein wenig mit dem hiesigen Angebot auskannten, lauerten mittlerweile gespannt auf die nächste Runde. Traminer und Riesling, eine traditionelle Cuvée. Warum die beiden zusammen? „Weil ich in diesem Jahr nur ganz wenig Riesling geerntet habe!“ Obendrein passen die beiden zusammen. Etwas mehr Riesling hätte dem Traminer in unserer Geschmackrichtung wahrscheinlich gut getan – aber wir sind ja auch eher so die Rieslingfans! Aber zum Essen – da könnte er passen. Denn das ist ja die Devise von Frédéric Fourré: Seine Weine sind solo genießbar, aber auch immer perfekte Essensbegleiter – wir erinnern uns: er kam als Sommelier nach Dresden, da ist das Beratungsalltag.
…und so endete der Abend dann auch ganz anders als geplant. Wir holten uns vom Nachbarn – der Bar Paradox – was zu essen: Steak & fries (14,90 €), ein 200-Gramm-Rumpsteak mit wunderbaren Fritten. Wenn ich genug zum Vergleichen hätte, würde ich schreiben: Vielleicht die besten der Stadt. So aber auf jeden Fall die besten an diesem Abend. Auch ordentlich, sehr ordentlich, unser bestellter Burger (mit Serranoschinken, Ruccola und Mozzarella –8,10 €). Dazu gab’s einen Roten, aber keinen von Frédéric Fourré gemachten, sondern von ihm empfohlen. Ein Franzose…
Weinbau Frédéric Fourré
Kleiststr. 12
01129 Dresden
Tel. 0179 / 6790863
www.weinbau-fourré.de
Weine und Zigarren
Weinbar
Alaunstr. 49
01099 Dresden
Tel. 0351 / 8024172
Bar-Paradox
Alaunstraße 51
01099 Dresden
Tel. 0172 / 83 24 0 53
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