Die Menschen waren schon immer doof. Statt sich an der Schönheit ihrer Umgebung zu erfreuen, kloppten sie aufeinander ein. „Die schwierige geopolitische Situation im Tyrrhenischen Meer“ mag eine nette verbale Umschreibung der Situation auf Filicudi vor 5.000 Jahren sein – aber eigentlich ist das ja auch eine Bankrotterklärung an fünftausend Jahre nichts dazugelernt, wenn man sich das Aufeinanderlosdreschen an vielen Orten der Welt heute zur Konfliktlösung betrachtet.
Wie auch immer: Dass die Menschen sich auf den Knöchel des Hühnerbollens (denn genau so sieht Filicudi doch aus der Luft aus, oder?) zurückzogen und sich somit der Sonne aussetzten sowie der Mühsal des Ab- und Aufstiegs, um ans Meer zu kommen, liegt an der berechtigten Angst vor Feinden. Das prähistorische Dorf auf dem Capo Graziano nimmt eine Terrasse ein. Man sieht, was nach fünftausend Jahren nicht weiter verwunderlich ist, nicht viel – aber an den übrig gebliebenen Steinen der Grundmauern erkennt man auch hier (wie auf Panarea), dass es unsere Altvorderen kuschelig eng liebten.
Wir waren 2007 dort und, sagen wir mal so, wenig beeindruckt. Das kann am Ort gelegen haben, an der gnadenlos brütenden Sonne, an uns – woran auch immer: Den Opferaltar auf dem höchsten Punkt von Capo Graziano (173 Meter) haben wir nicht gesucht und auch nicht gefunden. Es gab nach unserem Besuch, lese ich, im Jahr 2009 erneute Grabungen, offensichtlich weiter unten. Noch ein Grund mehr, mal wieder nach Filicudi zu reisen!
Die etwa zwanzig ovalen Hütten am Westhang des Hügels liegen etwa 100 m über dem Meeresspiegel. Die Terrasse ist größer als alle anderen, so eine Art Balkon von Filicudi. Im Inneren der Hütten haben die Archäologen bei ihren Ausgrabungen Keramikprodukte gefunden, die man sich im Archäologischen Museum auf Lipari ansehen kann, das nach dem offensichtlich großartigen Luigi Bernabò Brea benannt ist – der auf den Inseln seine Wissenschaft gründlich und erfolgreich betrieben hat. Eine Zweigstelle des Museums auf Filicudi bietet – so geöffnet – auch die Möglichkeit, sich den Scherbensalat anzusehen. Immerhin: bis zu fünftausend Jahre alt!
Fünftausend Jahre! Was sind da etwas mehr als hundert? Viel: Denn als der von uns wegen seiner genauen Beobachtungen sehr geschätzte Erzherzog Ludwig Salvator 1895 sein fünftes Heft über die Liparischen Inseln Filicuri widmete, ahnte er noch nichts von den Schätzen, die sich auf dem Capo Graziano verbergen. Aber seine Ansicht aus der Ferne und die unsere lassen sich doch schön vergleichen. Wenn man davon absieht, wie leicht es Zeichner haben, den Dunst wegzuzaubern…
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