Zwischen Spitzhaus und Bismarckturm hängt der Besen. Aber noch wichtiger: Manchmal weht die Fahne, die sächsische. Dann, und nur dann, ist die Besenwirtschaft geöffnet. Es gibt sie schon länger – wir sind wohl immer dran vorbeigelaufen, wenn gerade keiner da war: Besenwirtschaftschicksal. Umso erfreuter waren wir, mit einem herzlichen Hallo begrüßt zu werden, und trotz der dümmsten aller möglichen Fragen in einer Besenwirtschaft („Könnten wir wohl ein Glas Wein bekommen?“) erhielten wir die einzig richtige Antwort: „Aber natürlich!“
Die Lage der Straußwirtschaft ist einzigartig. Die Hoflössnitz unter Dir. Der Goldene Wagen, ein schöner Weinberg (und einer in bester Lage) im Blick. Bei guter Sicht geht’s links weit hinein in die Sächsische Schweiz und rechts gibt das linkselbische Hochland den perfekten Hintergrund. Als wir genauer zwischen die Reben in der Top-Lage Goldener Wagen sahen, bemerkten wir den Winzer bei der Arbeit: Frédéric Fourré. Händisch kümmert er sich Rebstock um Rebstock, knipst Blätter ab und schaut, ob alles gesund ist. Ich gehe runter zu ihm für ein Foto – er kommt gerne hoch zu uns auf einen Schwatz.
Wir sitzen oben und genießen seinen 13er Müller-Thurgau, der wie für diesen Ort gemacht ist: frisch und vollmundig, und – wie Frédéric Fourré betont – „mit mineralisch-salzigem Abgang, der Ausdruck des Terroirs ist“. Stimmt, wo er es sagt, schmecken wir das auch und sind hochvergnügt. Aus bis zu 50 Jahre alten Reben stammt dieser Müller – dafür hat er sich ganz schön jung gehalten. Auf den Winzer kommt es eben an!
Neben dem Müller-Thurgau gibt’s in der Besenwirtschaft noch Grauer Burgunder, Traminer, Kerner, Weißburgunder und Riesling – alle Weine für 2,50 € (0,1l) bzw. 5,00 € (0,2 l) – Salzstangen zum Knabbern inklusive. Wer mehr möchte: Häppchen gibts auch (Fettbemme 1 €, Zwiebelkuchen 2 €) – aber wir haben nichts probiert. Der Herr Lorenz, der uns so freundlich bedient, schenkt natürlich nicht ohne Grund Wein von Fourré aus: Der einzige französische Winzer Sachsens hat einige seiner Flächen von den Lorenz-Brüdern gepachtet.
Straußwirtschaft Lorenz
Spitzhausstraße, neben dem Spitzhaus
Radebeul
Tel.: 01 74 – 4 95 63 98
Öffnungszeiten (2015):
01.04. – 29.11. und 31.12.
Fr ab 16 Uhr, Sa, So, Feiertage ab 12 Uhr
[Besucht am 22. Juni 2014 | Zur Karte der hier besprochenen Besenwirtschaften]
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