So ein Wohnzimmer ist ja letztlich auch nur eine Küche. So eine, in der sich bei einer Party die Gäste drängeln, weil es da gemütlich ist und so schön unkompliziert zugeht. So ein Ort, wo man sich gerne aufhält – weil eigentlich immer jemand da ist, mit dem man bei einem Glas Wein schwatzen kann, ist das Weinwohnzimmer in der Dresdner Königstraße 6. Für Nicht-Dresdner: Das ist zwar eine der feinsten Adressen in der Stadt, aber für die Inhaberin Roswitha Nitzsche kein Grund, uns eines schönen Sommernachmittags mit einem freundlichen „Willkommen bei mir im Kiez!“ zu begrüßen.
Na gut, so kann man das auch sehen, was da beim Genussmenschen abgeht: Treff im Kiez! Wobei der Einzugsbereich für die Weinbar nicht klein ist, denn so arg viel Stätten für ungetrübten lockeren Weingenuss gibt es ja nicht in Dresden. Und wenn die Südvorstädter sich mit den Rechts-der-Elbern treffen wollen – wo wenn nicht mitten in der Stadt?
Vier Tische nur gibt’s bei Roswitha Nitzsche. Sie sind weiß lackiert, so wie die Stühle und die Regale. Auf den Lehnen der Stühle, an den Kanten der Tische stehen in türkiser Farbe Begriffe: Leselustbarkeit. Vergnüglich. Hörvergnügen zum Beispiel. Auf den Stühlen und den Tischen ebenfall in türkis Kissen und Decken. Das klingt alles recht kühl – ist es aber nicht, denn die Farbe und Wärme kommt von überall her: Vom Essen, das meist dampfend und farbenfroh serviert wird. Von den Weinflaschen mit ihren oft verrückt-schönen Etiketten. Aus gutem Grund gefällt uns das von einem Riesling aus der Gegend ganz besonders: Bei Karl Friedrich Aust hat sich Roswitha Nitzsche einen eigenen Riesling machen lassen. Genussmensch heißt der, wie sonst. Uns schmeckte der 2012er besser als der 2011er – und wir fragen uns, ob es einen 13er geben wird und wie der schmeckt. Auf jeden Fall wahrscheinlich wieder eher zum Nach- und Mitdenken und Diskutieren als zum geschmeidigen Wegschlabbern!
Zum Reden kommt man also leicht im Wohnzimmer – oder davor, wenn das Wetter es zulässt. Und so kann es sein, dass man in hehrer Absicht auf ein „Hallo!“ und ein Glas Wein kommt und dann Stunden später nach angeregten Gesprächen mit vorher wildfremden Leuten am Nebentisch geht. Und trotz fehlender Weinkarte („Mein Keller ist meine Karte“, sagt Roswitha Nitzsche) hat man natürlich auch mehr als ein Glas getrunken und sich durchs Angebot verkostet. Hiervon ein Glas, davon eins, „und dann unbedingt noch den da probieren!“ – naja, wer lässt sich denn lumpen? Na also. Zwischendurch gibt’s was zu essen von der ganz kleinen Karte: Eine Suppe, eine Quiche – hausgemacht natürlich. Außerdem eine feine Auswahl Käse, verhungern muss keiner. Aber der Schwerpunkt ist eindeutig Wein: „400 Weinsorten von Spaß bis namhaft“ preist das Schild außen am Laden an – da sind wir noch lange nicht durch. Aber das ist ja auch gut so!
Genussmensch
Inhaberin Roswitha Nitzsche
Königstr.6
01097 Dresden
umgezogen:
Bischofsweg 17
01097 Dresden
Tel. 0351 / 219 681 00
www.genussmensch.org
Geöffnet:
Do–Sa von 11–22 Uhr
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