Es ist Sonntag in Amsterdam – und die Straßen sind voll. Die Geschäfte auch – und, wie wir schon seit dem Vorabend immer wieder merken: die Gaststätten sind ebenfalls ausgebucht. Im vierten Anlauf klappt’s aber, wir müssen auch an diesem Abend nicht verhungern. Obwohl: Laut Karte auf dem Smartphone liegt das Restaurant mitten im Wasser! Ob das gut geht?
Pont13 liegt im alten Holzhafen. Es ist eine Fähre, die von 1927 bis Ende des vorherigen Jahrhunderts erst Personen und dann Güter übers IJ transportierte. Seit 2005 ist die Fähre, gehörig umgebaut, zum Restaurant geworden und und erwartet seine Gäste weit ab jeglicher Laufkundschaft an einem Steg, der sich Haparandadam nennt. An diesem Sonntagabend ist es relativ leer – aber der etwas geschaffte Kellner versicherte, dass der Job mittags und nachmittags kein Zuckerschlecken gewesen sei – die abgelegene Lage spielt also offensichtlich keine große Rolle für die Kenner. Geschafft habe ich geschrieben, sei er gewesen – aber das bedeutet weder unfroh noch lustlos, im Gegenteil: wir fühlten uns engagiert bedient und gut beraten!
Rein theoretisch kann man auch draußen sitzen – aber im Herbst und abends ist es drinnen eindeutig gemütlicher! Man sitzt an urigen Holztischen, wenig Licht kommt von oben und von den Kerzen auf dem Tisch. Solange die blaue Stunde draußen noch Licht zulässt, stellt sich bei der Kombination des warmen Lichtes in Verbindung mit dem Holz drinnen und dem coolen Blau draußen ein wohliges Gefühl ein – dass das erhalten bleibt, ist Aufgabe der Köche! Die Küche an Bord ist offen, das kleine Team werkelt für alle sichtbar hinter der Theke. Der Stil des Hauses ist locker-modern, will heißen: es gibt niederländische Klassiker in leichter Manier, hin und wieder mit dem gern geübten mediterranen Einschlag.
Die Karte ist erfreulich übersichtlich und wechselt häufig – beides Zeichen für marktgerechte frische Küche. Es gibt vier Vorspeisen, vier Hauptgänge, vier Desserts und man kann, so man mag, sich daraus ein Dreigangmenü (35 €) beliebig zusammenstellen. Wir mochten! (In Klammern die Preise für die Gerichte, wenn man sie einzeln bestellt).
Ich hatte gelesen, dass die Fischsuppe – Vissoep Pont 13 (8,50 €) ein Vorzeigegericht des Hauses sei, also nahm ich sie. Sie ist ausdrücklich keine Bouillabaisse, muss also keinerlei südfranzösischen Kriterien genügen. Geschmacklichen Kriterien hielt sie freilich bestens stand: kräftig, gut gewürzt und farblich dank Seealgen oben drauf auch chic. Was etwas fehlte, waren dann doch reichlich feste Einlagen – aber als Vorspeisensuppe ging das in Ordnung. Limousinrind vom Grill, Petersilienwurzeln und rote Zwiebeln klangen gut (Limousin rund van de houtskoolgrill met peterseliewoertel en rode ui – 22,75 €) und enttäuschte auch geschmacklich nicht. Das Fleisch schön rosa, allerdings ein wenig straff – Holzkohle halt und kein Filet. Aber dafür geschmacklich spitze, genauso wie das Gemüse, das um etwas Pfifferlinge und Tomaten angereichert war, was Optik wie Geschmack gut tat.
Beim Dessert sind wir ja Nascher und Stibitzer, weswegen hier auch Aussagen zur gar nicht selbst bestellten Quittentorte mit Walnusseis getätigt werden können: Kweeperentaart met walnootroomijs (7,50 €) war ein süßer, sehr süßer Sattmacher. Am Rande der Unvernunft, was Kalorien und so anbelangt – aber wir hatten ja zehn Minuten Fußweg bis zur Straßenbahn vor uns, also passte es. Das selbst bestellte (und bis auf Gegennascherverlust) selbst gegessene Dessert vereinte Mandelkeks, in Rotwein gedünstete Birnen und Vanilleeis. Cantuccini met stoofpeertjes en vanilleroomijs (8,50 €) sind also genau so unvernünftig, weil genau so lecker.
PS: Der Hund, der es sich vor der Tür bequem gemacht hat, gehört zum Haus. Aber er ist lieb…
[Update 2024: Pont 13 ist jetzt Ferry. Andere Karte, gleiche Telefonnummer. Und natürlich neue Webseite]Restaurant Pont 13 | jetzt: Ferry
Haparandadam 50
1013 AK Amsterdam
Tel. 020-770 27 22
pont13.nl | ferry-amsterdam.com
Geöffnet (2024):
Do – So 16–01 Uhr
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