Zum Schluss kommen sie im weißen Bademantel raus und singen „Ich war noch niemals in New York…“. Als wir da waren, war das ein grandioser Schlusspunkt eines sehr schönen Abends. Mittlerweile ist aber derjenige, dessen Namen unausweichlich mit diesem Lied (und dem Habitus) verbunden wird, gestorben. Wie ist das nun mit dem Schluss: Stilles Gedenken an Udo Jürgens? Das Leben kann mit dem Tod sogar in Dinnershows hineinregieren…
Aber wie gesagt: wir waren vorher da – da ging hemmungsloses Mitschwelgen noch. Eigentlich war ja alles wie vor einem Jahr: Perfekt organisiert („Ich bin Christin, Ihre Bedienung für diesen Abend!“), das Menü für eine Massenveranstaltung mit gesetztem Essen erstaunlich, ähm, sagen wir mal einfach: lecker. Es gab vorweg bereits eingesetzt Hausgebackene kleine Fingerbrötchen, die natürlich nicht aus Fingern bestanden, aber (als einzige Zutat an diesem Abend) auch in der wahrscheinlichen Fertigbackvariante nicht so arg überzeugten. Anders als die vier Beilagen dazu – vor allem die Gänselebercrème hatte es uns angetan… Auch schon am Platz: eine Frischkäsepraline in Nuss-Waldhonigkruste & Tomatentapenade. Gegessen wird immer in kurzen Showpausen – oder, wenn man so will: zwischen den Gängen verkürzt die Show das Warten auf den nächsten Gang.
Also geht es los auf der Bühne und der Verlängerung ins Publikum – ein etwas breiterer Tisch, an dem zu sitzen besonders kostbar ist. Auf Tuchfühlung zu sitzen ist ja immer dann besonders interessant, wenn die Mädels kaum Tuch tragen. Und die Ballettmäuse haben laaaaange Beine, ich sag’s euch! Flott geht es los: Die Firebirds lassen nix anbrennen, sie machen Druck und sind obendrein optischer Ausgleich für die anwesenden Damen: Die Jungs können sich bewegen und singen, wenn es sein muss, auch a capella mit Engelszungen. Für uns Normalos (das Aussehen betreffend) gibt’s dann auch noch Identifikationsfiguren, an denen man sich prima abarbeiten kann: Schlicht & Kümmerling, die zentralen Figuren dessen, was man gegebenenfalls als Handlung bezeichnen könnte. Es gibt eine, aber die ist eher nebensächlich: Mafia Mia ist auch in seiner vierten Folge eher Nummerntheater – und das ist auch gut so, weil es ja nicht so anstrengend ist. Wo kaum Handlung ist, muss man sich auch nichts merken und kann sich getrost anderen Dingen widmen.
Der Suppe beispielsweise: Feines Maroni-Apfelsüppchen mit Orangenschaum ließ uns erstmals richtig augenkullernd ansehen: richtig gut gewürzt, leicht und schaumig – die hätten wir prompt nochmal haben wollen, aber es sollte ja noch was kommen. Nämlich, schon mal vorweg genommen, die Knusprige Barbarie-Entenkeule an Preiselbeer-Rotkohl & Semmelknödel. Wirklich knusprig, wirklich heiß, uns ein wenig zu straff geraten – aber damit wahrscheinlich den Publikumsgeschmack besser treffend als in der von uns bevorzugten Variante, bei der es sehr saftig zugeht…
It’s Showtime again: Wir haben wieder diese stimmgewaltige und für so einen Hänfling wie den hier an der Tastatur eher hühnenhafte EliZa, bei der alle immer nur stimmgewaltig schreiben (was stimmt) – aber in Wirklichkeit ist da doch alles mächtig gewaltig. Sie ist ein Hingucker, und zwar von der netten Art, dass sogar die eigene Frau nicht böse sein kann. Passt also perfekt in diese Show 😉
Männliche Gegenstücke? Was den Gesang anbelangt, haben wir ja schon die Firebirds detektiert – was das Hinsehen anbelangt, war aber auch das Duo Marton nicht schlecht. Grinsebodies, stahlhart und elegant. Schon spannend, was man mit trainierten Körpern machen kann… Zuvor hatten die Beiden übrigens schon mal die Leine gehalten, als Sharyn Monni in einer durchsichtigen Kugel beherzt überm Publikum akrobierte. Gut, dass wir aufgegessen hatten, sonst wäre einem doch manchmal vor Staunen der Bissen im Hals stecken geblieben!
Der Pate (Bert Callenbach) kommt spät. Wo auch immer er sich rumgetrieben hat, in der Show war er zuvor nur via Leinwand zu sehen (auf der, das hat hat Tradition bei Mafia Mia, auch Filmclips zum Thema zu sehen sind. Dieses Mal war die Gang halt in New York – ein schönes Incentive!). Und dann ist auch alles gleich vorbei. Fast, denn erstens gab’s noch Weihnachtliches Konfekt von Gianduja-Schokolade, marinierten Zimtapfel mit Chili & geeister Flugmango mit Schlecker-Effekt (also nicht die Pleite-Drogerie, sondern die Zunge) und zweitens gibt’s im Erlwein-Capitol immer eine veritable After-Show-Party. Wenn man’s mag, kann man tanzen bis die nette Bedienung sagt, nun sei’s aber gut…
Mafia Mia – New York New York läuft noch bis Anfang Januar 2015; Beginn 19.30 Uhr
Karten 58,50 € – 88,50 €. Erlwein-Capitol, Messering 8 E (gegenüber Haupteingang Messe)
www.mafia-mia.de
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