Schnell. Kräftig. Anspruchsvoll. Gelungen. Lecker.
So, das war sie, die Kurzkritik der Dinnershow Mafia Mia, dritte Folge. Zu sehen ist sie seit Kurzem und noch bis Anfang Januar im Erlwein-Capitol gegenüber der Messe. 500 Leute passen in den Raum, der so gar nicht mehr aussieht wie der Rinderstall, der er einmal war: Zwischenwände, Podeste, ein richtig schöner Kronleuchter (Meißen, habe ich mir mit reichlich entsetztem Gesichtsausdruck des Gesprächspartners sagen lassen, weil ich Ikea mutmaßte), schwarz gedeckte Tische mit fünfarmigen Kerzenleuchtern, Bilder der Hauptakteure an den Wänden – in güldenen Rahmen. Halt: Ein laaanger Tisch in der Mitte ist weiß und breiter als die anderen. Der ist, man ahnt es oder weiß es, die verlängerte Bühne. Wer da sitzt, zahlt mehr und lebt gefährlich: Action all around!
Die Handlung der vierstündigen Show ist im Ernstfall schnell erzählt: Der Pate (Bert Callenbach) erbt’s Moulin Rouge, das kommt dann auf Wegen, die sich dem Zuschauer schnell erschließen und eigentlich egal sind, nach Dresden ins Erlwein-Capitol, und dort geht dann die Show ab. Das erinnert – vor allem Dank der Leibwächter Schlicht und Kümmerling – ein wenig an die Olsen-Bande, aber das tut vom Konzept her nicht weh, denn Dinnershows zur Weihnachtszeit sind ja vorwiegend eins: ein Heimathafen für Weihnachtsfeiern von Betrieben. Und daran ist nichts Böses, denn Brot und Spiel bzw. Dreigangmenü und Akrobatik mit Musik haben ja ihre Berechtigung. Was dann so im Detail passiert, ist also nicht wirklich wichtig, selbst wenn es eine kleine Geschichte gibt.
Die hat Guido Gentzel von den Firebirds geschrieben – und für den Drummer der Band ist doch eigentlich klar, dass Idee, Buch und Umsetzung die Combo nicht zu wenig auf die Bühne bringt! Eine gute Entscheidung, denn die „Bang Gang“ (wie die fünf Musiker im Stück heißen) sorgen für den nötigen Drive. Sie reißen das Publikum mit, heizen es an, spielen mit ihm und schaffen es, dass der Saal förmlich kocht. Rock’n’Roll können sie sehr gut, Motown auch – aber auch noch ältere Melodien oder Neueres, Härteres wie Highway to Hell klingt richtig gut.
Zweite musikalische Säule im Programm: EliZa. Elisa Nürnberger ist – gerne zahle ich jetzt vorsorglich fünf Euro in die Chauvi-Kasse – eine geile Schnalle. Die große hübsche Frau weiß das natürlich und spielt mit ihren Reizen, die aber nichts mehr sind als die perfekte optische Ergänzung zur Stimme. Beides zusammen macht Stimmung, und um die (siehe oben) geht’s doch! EliZa röhrt, stampft, spielt mit dem Firebird-Gitarristen die bekannte Anmachnummer – und schickt ihr Publikum nach vier Stunden Mafia Mia sanft in die Nacht: Gute Nacht Freunde.
Es gibt noch mehr Schnuckelchen an diesem Abend, übrigens auch im Publikum. Auf der Bühne gibt Caroline Hammer die Monroe mit dem Hula-Hoop-Reifen (falsch, nicht mit dem, sondern mit den!). Beeindruckend und natürlich um Längen besser als das, was die Kinder auf den Hinterhöfen sich abringen. Das Ballett (langbeinig! lächeln! hübsch!) kommt aus der Ukraine, wurde speziell für die Show gecastet. Das hat sich gelohnt, denn auch hier ist die Kombination aus „sieht gut aus“ und „kann was“ gerade richtig. Das klingt ja fast, als ob nur die Männer im Publikum angesprochen würden – aber dem ist nicht so: Oleg Pospelov (der sich zusammen mit Julia Pospelov gekonnt am Trapez in die Lüfte schwang) war ein Hingucker, wie aus einem Fantasy-Film entsprungen. Und die Jungs der Band gaben sowieso ihr Bestes, die Damen im Publikum anzumachen. Es gab sogar echtes Mädel-Gekreische, wie hübsch!
Ein Wort noch zum Dinner-Teil der Show. Wir hatten nicht viel erwartet und waren richtig überrascht: Was Andreas Kirsch und Bodo Mager mit ihrem siebenköpfigen Team in der Küche über den zwanzigköpfigen Service flott und heiß in den Saal schickte, war rundum gelungen. Für die Fotos gilt: Das Auge isst nicht mit, denn die Partytime-Pausen-Beleuchtung ist weit weg vom neonhellen Italiener in Apulien oder den Marken. Alles so schön bunt hier, hätte Nina Hagen das besungen. Aber geschmacklich war alles bestens, mit Mut zum Geschmack (Bratapfelcrèmesuppe klingt ja mehr nach Dessert, passte aber prima vorneweg) und erstaunlich guter Qualität angesichts der knapp 500 Gäste, die es zu bewirten galt: Unsere Entenkeule hatte eine krosse Haut und saftig-zartes Fleisch, der dazu servierte Cranberry-Rotkohl ordentlichen Eigengeschmack.
Mafia Mia – Die Moulin Rouge Affäre läuft noch bis zum 5. Januar 2014; Beginn 19.30 Uhr
Karten 58,50 € – 85,50 €. Erlwein-Capitol, Messering 8 E (gegenüber Haupteingang Messe)
www.mafia-mia.de
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