Wir lieben Empfehlungen! Beispielsweise die, die eine Bekannte in der Warteschlange vor dem Schaubudensommerzeltlinksimhinterenhof aussprach: „Das ist aber nichts Intellektuelles!“ warnte sie und hatte uns – zack! – hinter sich in der Schlange. Schaubuden-Sommer-Zeit ist ja elf Tage lang auch Vergnügen, Lust pur und nur manchmal darf es anstrengend sein. Schließlich ist Sommer, die Abende sind kuschelig warm, die Getränke gut gekühlt: alles also bestens! Kein Wunder also, dass es am Eröffnungsabend diesen Donnerstag so voll war wie nie – zumindest gefühlt. Aber das ist ja schön: Man trifft Hinz und Kunz sowie Carsten und Tina – mithin Leute, von denen man lange nicht gehört hat und sie genau hier vermutete.
Gerammelte Fülle bringt zwangsläufig Schlangenbildung mit sich, aber die kann man ja kreativ nutzen. Vor der Kasse gab’s schon mal das Programmheft, vor den Getränken traf man dann besagte Bekannte und die Partygemeinschaft vor den Zelten wusste ja, warum sie anstand und konnte beratend tätig werden. Wir also hinein in den Gankino Circus, ohne wirklich zu wissen, was uns erwartete. Außer: Irgendwas mit Musik, nicht so bierernst und dieses Intellektuellendings. Laut Poster machen die Franconian Boogaloo, was immer das ist.
Es ist geiler Scheiß. Die vier Jungs aus Dietenhofen (nicht das Herz der Welt, eher weiter unten und weiter hinten – aber sehr zentral!) singen in einer Ursprache, die keiner versteht – sie selbst wahrscheinlich auch nicht. Aber die Mucke dazu fetzt. Der Drummer trommelt sich das Hemd nass, der Arztsohn Dr. Simon Schorndanner Junior saxophont und klarinettiert und gibt sonst den Arztsohn, am Akkordeon erlebt man Meister Eder aus der Dynastie der Eders. Ein belippenstifteter Gitarrist gibt den Conferencier und bringt dem p.p. Publikum die Zusammenhänge zwischen Dietenhofen in Westmittelfranken (wenn ich mich recht erinnere) und den Karpaten nahe. Ziemlich verrückt, aber auch ziemlich luschtig. Der Drummer, um den Bildbetrachtern die Interpretation zu erleichtern, ist übrigens nicht nur gut, sondern wirklich witzig. Er zog sich während eines Solos um. Leider nur am Eröffnungstag und heute, dem Tag danach.
Was immer ist, ist der Platz. Enger, weil alles neu ist drumrum. Wahrscheinlich deswegen baumeln dieses mal auch Baustellenabsperrbänder überall herunter statt großer Kunst wie in den Vorjahren. Aber macht nichts. Das tolle Karussell vom vergangen Jahr vermissten wir, natürlich. Statt dessen plätschert ein Brunnen, was nicht ganz so aufregend ist. Wenn da wenigstens Wein oder so flösse… Ansonsten gibt es mehr Treppen, um sich zum Sehen und gesehen werden niederlassen kann, es gibt das übliche wechselnde Programm und den guten Vorsatz, wieder zu kommen.
Der achtzehnte Schaubudensommer findet vom 16. bis 26. Juli 2015 statt, der Festivalplatz hinter der Scheune (Alaunstraße 36-40, 01099 Dresden) ist ab 19 Uhr geöffnet. Bis 20 Uhr kommt man so aufs Gelände, danach kostet es zweifuffzich. Tickets für die Shows , die quasi täglich wechseln, gibt es ausschließlich an der Abendkasse: Eine Vorstellung (ca. 20 – 30 Minuten) kostet 5 €, das Dreier-Ticket 12 €. Kinder zahlen nicht mal die Hälfte (zwei Euro).
[Besucht am 16. Juli 2015]
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