You say yes, I say no
You say stop and I say go go go, oh no
You say goodbye and I say hello
Hello hello
I don’t know why you say goodbye, I say hello!
Die Beatles haben es schon im Herbst 1967 besungen, das ganze Debakel: „Ich weiß auch nicht, warum du Tschüß sagst – ich sage Moin!“ sangen sie (naja, fast). Aber da konnten sie es ja eigentlich nicht ahnen, dass die Eröffnung des 26. Elbhangfestes (Elbhang-what?) in Dresden (where the fuck is Dresden?) zusammenfiel mit dem Tag, an dem die Briten den Brexit beschlossen, um den EU-Austritt einzuleiten. Well done. Und egal – denn als die Elbhangfest-Macher das Motto „Come together“ festlegten und damit an den 400. Todestag von William Shakespeare erinnern wollten, hatten die Briten noch nicht mal Anlauf fürs Referendum genommen (es sei denn, man bezeichnet das ewige Gezeter als ganz langen Anlauf) – diese Entscheidung fiel erst am 20. Februar diesen Jahres (Quelle).
Shakespeare himself war natürlich nie in Dresden, aber seine Übersetzer liebten die wunderbare Gegend an den Elbhängen zwischen Loschwitz und Pillnitz. Der sprachgewandte Wolf Heinrich Graf von Baudissin wohnte in Wachwitz und hatte „gemeinsam mit Tiecks Tochter Dorothea Tieck … einen wesentlichen Anteil an den Shakespeare-Übersetzungen, die unter Ludwig Tiecks Leitung entstanden“ (Wikipedia) – und Dresden wäre nicht Dresden, gäbe es nicht auch Zweifler: Georg Blume, der mannigfache Begabungen hatte und in der Sächsischen Biographie als Gärtner, Übersetzer, Publizist und Bibliothekar geführt wird sowie auf dem Hosterwitzer Friedhof begraben ist, „bezweifelte die Autorenschaft der dem Schauspieler Shakespeare zugeschriebenen Werke – den wahren Autor sah er in der Person des Edward de Vere, XVII. Earl of Oxford. Über Jahrzehnte suchte er nach Belegen für diese These.“ Ob er sie fand, stand nicht in der Biographie, was ja meistens ein Zeichen für eher nicht ist. Aber insgesamt ist der Streit über die Autorenschaft des Dichters ja erstens lang und manchmal skurril – eine der schönsten Sentenzen meines Shakespeare-Professors während des Studiums war wohl nicht ganz ernst gemeint und hieß in etwa „Ob Shakespeare das alles geschrieben hat oder nur ein anderer Mann namens Shakespeare, wissen wir nicht!“
Dieses alles als Gebrumm im Kopf war dann ein Bummel übers Elbhangfest fast wie immer: erheiternd, leicht, beschwingt, genussvoll, kommunikativ, durststillend, wetterabhängig, kulturvoll. Das Motto, egal was der Verein sich ausdenkt, ist doch eigentlich: Spaß haben, Freunde treffen, den Sommer genießen. Und das ging eigentlich (wie auch uneigentlich) ganz trefflich. Offene Gärten, überall Musik, Strohhüte und manchmal sogar – dem Motto getreu – a very British outfit. Natürlich ist das ganze Fest auch die übliche Melange aus Essen und Trinken, aber ganz ehrlich: wir lieben die Zuverlässigkeit, mit der wir alte Bekannte und hin und wieder was Neues entdecken können.
Das Weindorf in Loschwitz war neu gestaltet, also der ganze Platz – und wir fanden es nicht so chic. Zu sehr auseinander gerissen. Aber wir haben unsere Anlaufstationen alle gefunden, und zwischendurch ein wenig laufen soll ja gesund sein. Außerdem ist die Nähe des Blauen Wunders ja irgendwie unbezahlbar. Am anderen Ende der sieben Kilometer langen Elbhangmeile war’s dann just anders rum: der Aufbau des Weindorfs in Pillnitz gefiel uns in diesem Jahr viel besser als in den Vorjahren. Weine reichlich, unter anderem von zwei Winzerhöfen (Sauer aus Pillnitz hatte mit tollen 2015ern Heimspiel, Gussek von nebenan aus Naumburg servierte als Alleinstellung erst mal einen sehr feinen Silvaner) und immer wieder Musik live, darunter auch solche, die Montagsspaziergängern eine kalte Haut über den Rücken jagen würden. Aber am Freitagabend rockte Django Lassi synkopisch den Park: wunderbar. Und alle wippten mit den Füßen, klatschten begeistert: noch besser. Geht doch, Dresden!
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