Wenn man das Bild oben betrachtet, könnte die Bildunterschrift ja auch so lauten: Sag mal Günther, was ist das denn bei Deinen Weinen? Der eine hat Korken, der andere hat Schraubverschluss? Muss das so?
So war’s aber nicht. Denn erstens sagen Steffen Zuber und Günther Jauch gar nicht Du zueinander und zweitens habe ich gar nicht zugehört. Das Foto ergab sich als Schnappschuss quasi nebenher, als Steffen Füssel, der Fotograf der Dresdner Morgenpost, Steffen Zuber vom Estancia Beef Club und Günther Jauch vom Weingut von Othegraven für sein Foto in Szene setzte. Worüber die beiden redeten? Keine Ahnung, wahrscheinlich über Saar-Riesling und grandioses Steak vom Holzkohlegrill. Nach dem offiziellen Mopo-Bild aber gab’s Zeit für ein kleines Gespräch mit Günther Jauch, der das Weingut 2010 kaufte und damit ein ganz anderes Abenteuer startete als die sonntägliche Talkshow (die es seit Herbst 2015 nicht mehr mit ihm gibt).
Kann man den Kauf eines Weinguts einen Sprung ins Wasser nennen, ins kalte womöglich? Man kann – aber Jauch kaufte nicht irgendein Weingut, sondern eins mit familiärer Verbindung. Das Anwesen von Othegraven befindet sich seit 1805 im Familienbesitz, Jauchs Großmutter war eine geborene Othegraven. Und der Onkel Max, den der kleine Günther auf dem Hof besuchte, lebt heute neu auf – als Name einer der Einstiegsweine, allerdings ohne Onkel, also nur Max. Nun also führen Günther Jauch und seine Frau Thea das Weingut in 7. Generation.
Das Weingut an der Saar ist Gründungsmitglied im VDP, und der begnadete Kellermeister Andreas Barth ist Garant dafür, dass die Weine vor Jauch und die Weine mit Jauch nur eins sind: Knaller. Es gibt nur: Riesling. Und der kommt beispielsweise vom Altenberg in Kanzem, der Hauptlage des Gutes und eine Erste Lage des VDP. Wer wirklich mal wissen will, wie eine Steillage aussieht: auf nach Kanzem! Europas längste Steillage hat bis zu 66 Prozent Steigung – da möchte man lieber Genusstrinker als Erntehelfer sein. Und Genusstrinken ist mit den Weinen aus Kanzem eher kein Problem – wir hatten ja quasi hintenrum schon häufiger das Vergnügen, denn die WeinFUNatiker bieten mit ihrem Slate und Altenberg Weine an, die sie with a big little help von Andreas Barth kreieren. Vor gut einem Jahr gab’s in der Cordobar in Berlin eine Vertikalprobe, bei der Andreas Barth (und auch Thea Jauch) zugegen waren – kann man hier nachlesen.
Zurück ins Jetzt und nach Dresden. Günther und Thea Jauch waren ja nicht zufällig im Estancia Beef Club, sondern auf Promotion-Tour, unterwegs mit dem local dealer, um die von Othegraven-Weine hiesigen Gastronomen vorzustellen. Er ist entspannt, locker und gut drauf. In den Artikeln, die ich im Netz bei der Recherche gelesen habe, wird immer betont, dass er seine Besucher (also: die schreibenden Kollegen) unrasiert empfangen hätte. Falls das für die Weinbereitung wichtig sein sollte: auch bei seinem Dresden-Besuch gab es Stoppeln, allerdings eher von der Art „so-muss-Drei-Tagebart“. Wir unterhielten uns über Riesling im allgemeinen und Flaschenverschlüsse im besonderen: Eine der beiden Flaschen, die Jauch fürs Foto zeigen sollte, hatte einen Schraubverschluss, die andere einen Korken. Zufall oder System? „Kein Zufall!“ meinte Jauch, „die Einstiegsweine haben bei uns Schraubverschluss, bei den besseren Qualitäten vertrauen wir nach wie vor auf den Korken!“ Der Grund sei relativ einfach: Die Einstiegsweine wollen (und sollten) schnell getrunken werden – das klappt ganz gut. Aber die großen Weine hätten ein enormes Reifepotenzial – sie könnten länger in der Flasche liegen als man bislang Erfahrungen mit Schraubverschlüssen habe (ungefähr 15 Jahre). Natürlich seien Korkschmecker ein Problem – aber 97 Prozent der Weine mit Korkverschluss seien in Ordnung, meinte Jauch. Da hatten wir seinerzeit wohl Pech, unter den unlucky three zu sein…
Weingut von Othegraven
Weinstraße 1
54441 Kanzem
Tel. +49 6501 150042
www.von-othegraven.de
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