Der feucht-fröhliche Charme der Schlössernacht

9. Dresdner Schlössernacht: Regen ließ die Gäste nicht vom Feiern abhalten

Schlössernacht 2017

Früher war mehr Lametta, wissen wir. Aber war auch mehr Feuerwerk? Gefühlt ja – wobei das wahrscheinlich eine Frage der Höhe war: das Feuerwerk bei der 9. Schlössernacht erwies sich nämlich über weite Strecken als das Gegenteil eines Höhenfeuerwerks, und am angeblich besten Standort – der Nordseite des zauberhaft beleuchteten und durch Bilder animierten Schloss Albrechtsberg – hatte man das Gefühl, dass die besten Plätze eben doch im Bereich der VIP-Gäste waren, die (für einen geringen dreistelligen Aufpreis) ins und hinters Schloss durften. Aber wir wollen nicht meckern, der eine oder andere Schuss ging dann doch in voller Sichtweite auf – und wer hinten zusah, bekam ja vom lebendigen Schloss nichts mit…

Schlössernacht 2017Ansonsten war’s eine schöne Schlössernacht, mit allem, was dazugehört: zauberhafte Wesen, reichlich Musik, viel zu essen und zu trinken und aufregender Atmosphäre – vor allem, wenn der Herr der Himmelsschleusen immer wieder mal eine Husche runterschickte, damit das Gelände nicht zu staubig wurde. Die rund 6.000 Gäste nahmen’s so gelassen hin, wie es eben geht, versammelten sich unter Regenschirmen, bedachten Ständen oder – wie wir – unter einer viel zu schmalen Brücke, um eng aneinander gekuschelt das zu treiben, was Schlössernacht-Veranstalter Mirco Meinel so resümierte: „Auf die Dresdner ist Verlass. Sie tanzen auch mit Regenjacke, und als der Regen mal stärker wurde, rückten sie unter Schirmen und Torbögen zusammen, holten die Handys raus und diskutierten gemeinsam ihre Wetterapps.“ Das unter der Brücke waren wir, und die entscheidende App war die, die uns sagte: Regen endet in 20 (19, 18, 16, …) Minuten. Bei „12“ sprang sie zurück nach 20, und als das Bild entstand, war’s angeblich schon fünf Minuten vorbei. Die Mädels von der Jugendkunstschule Dresden konnten dennoch lachend posen, einige andere der fröhlichen Regenschutzgemeinschaft trafen wir beim nächsten Schauer andernorts wieder und prosteten uns schulterzuckend zu. Was hätten wir denn tun sollen?

Schlössernacht17 Contraire Schlössernacht17 Essen & TrinkenGanz einfach: Die Zeit vor und nach der Husche nutzen. Ging ganz prima, anfangs sogar stressfrei. Zwar dräuten dunkelste Wolken, aber es gab auch blauen Himmel. Unsere Lieblingsmädels von Contraire on Stage hatten wieder ihr bezauberndes Lächeln dabei – allerdings sind die Damen so hochstelzig, dass man deutlich mehr als eine Armlänge vor ihnen stehen sollte, um einen halbwegs guten Blick-Winkel zu haben.

60 Gastro-Stände waren übers Geländer der drei Elbschlösser und dem heimlichen vierten Elbschloss, der Saloppe, verteilt. Wir haben längst nicht alle gefunden, aber angefangen von Schloss Proschwitz (die ihr Zelt praktischerweise am Eingang haben, so dass man hier vom Begrüßungssekt bis zum Absacker vor der Straßenbahn nach Hause gut bedient ist) über die Genusswelten im Gourmetgarten bis zu den beiden Platzhirschen, die man immer besuchen kann (und bei der Schlössernacht nicht auslassen sollte): Winzer Lutz Müller an seinem Weinberg bei Albrechtsberg und das Team von Schloss Eckberg am anderen Ende des Geländes. Ausgiebiger Genuss all der verlockenden Angebote, darüber sollte man sich allerdings klar sein, erhöht die Kosten des Abends (Eintritt: 38 €) um genau den Betrag, den man verschlürft und vernascht (Weine so um die 5 € für 0,2 l, Bratwurst 3,50 €, Gourmetteller 9 oder 10 €, Regen: unbezahlbar).

Schlössernacht17 Impressionen AbsturzgefahrDer eigentliche Charme der Schlössernacht ist natürlich das Flanieren übers Gelände, das vor allem in der blauen Stunde zwischen Tag und Traum mit den wegebegleitenden Lichtern und den Illuminationen im Gelände reizvoll ist. Unterwegs kann man überraschend auf die eine oder andere Kunscht im Park stoßen, man kann verweilen oder weiter bummeln. Was nicht klappt: in den entscheidenden dreißig, vierzig Minuten alles sehen, was sehenswert ist.

Das reicht von romantischen Momenten wie der beleuchteten Bar im See-Areal über die beleuchteten Fabelwesen auf den Wiesen bis hin zu den Ausblicken auf die Elbe oder, ganz besonders, von der Dachterrasse des Lingnerschlosses rundum (wobei dort der Blick über Schloss Eckberg und das Blaue Wunder bis in die Sächsische Schweiz schlicht der Hammer ist). Wenn am Wegesrand dann noch ein Ensemble musiziert, sollte man durchaus dem Drang zum Verweilen nachgeben: Muße duldet keine Eile! Manchmal sind es aber auch die kleinen Details am Wegesrand, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern – sei es der sehnsüchtige Blick eines Regenschirmträgers in eine regenfreie Zone weiter westlich oder der sicher gut gemeinte Hinweis, dass bei dieser wirklich aufregenden Nacht unter Umständen Absturzgefahr besteht. (Plakatmacher war ja früher etwas, was man studieren konnte!)

Nach Einbruch der Dunkelheit ist die Fassade von Schloss Albrechtsberg natürlich der optische Anziehungspunkt. Die Illuminationen und 3D-Projektionen und Effekte, mit denen Dominique Thume das Schloss im halbstündlichen Rhythmus animierte, haben das Zeug zum Höhepunkt des Abends!

Schlössernacht17 Animiertes Schloss

Die 10. Schlössernacht findet am 21. Juli 2018 statt.

[Besucht am 15. Juli 2017 | Mehr Bilder bei Flickr]

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