Was kann schon schön sein am Ende der Spargelsaison? Na klar: dass die Zeit der Pfifferlinge beginnt! Eigentlich kann man damit ja auch nicht früh genug anfangen – auch wenn’s Mitte Juni für die Küche bis zum Tag des geplanten Pfifferlingessens spannend bleibt: gibt es schon genug gute Ware? Ja, es gab sie. Und so durften einige Plan-B-Rezepte in der Schublade verschwinden zu Gunsten von Plan A. Und so gab es – bei sommerlichen Temperaturen draußen im Garten neben dem Wein&fein serviert – dreimal Pfifferlinge, einmal sogar zusammen mit Spargel.
Nicolle Kirsten und ihr kleines Team in der Küche und Matthias Gräfe mit ausreichend Weinen am Gast – das ist die unschlagbare Kombination für einen locker-lecker-Abend. Vorbei sind die Zeiten, in denen wir Gräfes Wein & fein als kochfreies Restaurant oder als manchmal-Restaurant bezeichneten. Jeden Donnerstag gibt es den Pasta-Tag, bei dem eine wöchentlich wechselnde Karte dazu verleitet, die Mittagspause auszudehnen. Schließlich beginnt das Wochenende bekanntlich am Donnerstag! Und an den Abenden sieht man immer häufiger kleine Gruppen im hinteren Teil des Feinkostgeschäfts verschwinden, wo es sich fabelhaft tafeln lässt.
Wir saßen, wie gesagt, draußen – des guten Wetters wegen und weil drin eine Gruppe war! (Wenn es geregnet hätte, wären wir im neuen Nebenraum verschwunden, der sonst als Probierstube der Winzergemeinschaft Gemischte Bude dient…) Was ganz schnell am Tisch war: der Begrüßungssekt. Aus der großen (Magnum-)Flasche sprudelte Pinot rosé brut von Oliver & Wolfgang Gabel aus der Pfalz in die Gläser. Feinperlig und frisch, viel zu schade nur für ein Glas eigentlich (wo doch die Flasche Reserven bietet!)… Die Küche brachte knackiges Brot und Aufstriche (Aubergine, Kräuterbutter), die uns vor der Abendbrotohnmacht bewahrten.
Nun hätte man den blubbernden Rosé ja durchaus weiter trinken können und sich sicher dabei sauwohl gefühlt – aber wie heißt es immer so schön: Wir sind doch nicht zum Vergnügen da, sondern wollen etwas (kennen) lernen! Also fand ein 2016 Grauburgunder vom Weingut Klumpp aus Baden (Ecovin, bio) den Weg ins Glas. Seine Aufgabe: der Skandinavischen Pfifferling-Käsetorte zu schmeicheln. Hat er geschafft, weil er ein dichter Grauburgunder ist mit schön eingebundener Säure – kräftig genug, um den skandinavischen Anteil im Gericht (Schwarzbrot) zu stemmen. Ein feiner Gang übrigens, anmutig angerichtet und mit einem Salat, der ein dezent-schmackhaftes Dressing hatte.
Der Zwischengang Risotto mit Pfifferlingen und wildem Spargel, Steinbeißer führte Spargel und Pfifferlinge zusammen. Kein weißer Spargel – was nicht schlimm war (geschmacklich), sogar eher gut war (optisch). Der Steinbeißer hätte wegen meiner wegfallen können – ich liebe es schlicht: da reichen ein (im übrigen richtig schlonzig-gut gemachtes) Risotto und die Pfifferlinge. Den Fisch könnte es dann ja im nächsten Gang geben, gerne ohne was außer Butter…
Rund um diesen Gang gaben sich drei Weine die Ehre. Der dazu, also der eigentliche, war eine 2014 Sauvignon Blanc von Anette Closheim, unserer Lieblingswinzerin von der Nahe. Der schönste Stachelbeersaft seit langem! Ein guter Wein kommt aber selten allein, also fand noch ein 2016 Chardonnay von Uli Metzger, Pfalz zu uns. Ein Pastorenstück, was der mittleren der drei Metzger-Kategorien entspricht – ein sehr vollmundiger Wein, der dezent mit dem Holz spielt und mit seinem Schmelz auch gut zum Risotto gepasst hätte. Ach so, ja: bis zum Hauptgang war noch ein wenig Zeit, da könnte man doch mal was von Gunther Hiestand probieren? Aber sicher doch. Einen 2016 Riesling Landwein Rhein, Gunther Hiestand, Rheinhessen. Eigentlich heißt er Asia de Cuba – und ist für den Export gemacht. Oder für Leute der Generation Nichtfurztrockenbitte. Ein schmackofatziger Riesling, der – nomen es omen – zu asiatischem Essen passt. Nicolle, übernehmen Sie (aber nicht mehr an diesem Abend, natürlich)!
Die Weinbegleitung zum Hauptgang (Lammhüfte, Hähnchen im Filoteig, Ofenkartoffel, provenzalische Gemüse mit Pfifferlingen) war eher traditionell – für die Rotweinfreunde ein Pinot Noir vom Bauer aus Österreich (2015 Gerichtsberg Pinot Noir, Christoph Bauer, Weinviertel, Österreich), für die Ichbleibbeiweißwein-Fraktion ein Markgräfler Gutedel, den 2016 Chasselas, Büchin, Markgräflerland, Baden. Zum Essen gefiel mir der Rote besser, weil er die Lammhüfte und die dazu passende Sauce besser einfangen konnte. Allein zum sehr würzigen im Filoteig verpackten Hähnchen wiederum wäre der Chasselas durchaus angenehm gewesen – ach was: wäre nicht gewesen: war’s – denn wir hatten uns unter dem Vorwand der absoluten Unentschlossenheit ja beide geben lassen.
Als Dessert-Queen hatte Nicolle Kirsten ja mal angefangen, weswegen man weiß: da kommt am Ende immer noch was, wo Platz im einen oder anderen Magen bleiben sollte. Dieses Mal: Persischer Mandelkuchen mit Erdbeeren. Zum Reinsetzen gut. Man hätte dazu auch nichts trinken können oder einen dieser fabelhaften Tees mit Minze, aber wenn ein Glas 2015 Eichstetter Herrenbuck Scheurebe Beerenauslese vom Weingut Kiefer, Baden Markgräflerland eh schon offen ist… Grandioser Jahrgang, seltener Wein – und: passte!
Gräfe‘s Wein & Fein
Hauptstraße 19 D
01445 Radebeul
Tel. 0351.8365540
www.graefes-weinundfein.de
1 Trackback / Pingback