Wie Phoenix aus der Asche

Das Bacchus in Löbtau macht bei "Mein Lokal, Dein Lokal" mit

Bacchus

Leicht haben sie’s ja nicht im Bacchus, in das wir eines trüben Wintermonats eher zufällig gestolpert und dann doch recht angetan waren: Kaum hatte das Restaurant im Herzen von Löbtau Fahrt aufgenommen, wurde es brutal gestoppt: Vor einem Jahr verschwand es einen Sommer lang hinter einem Baugerüst, weil die Hausfassade saniert wurde. Die Betreiberin Alexandra Brase (in älteren Beitrag hieß sie noch Göllner) nimmt kein Blatt vor den Mund: „Wir waren gerade aus dem Gröbsten raus, denn vor uns hatte das Bacchus wahrlich keine tollen Zeiten erlebt. Und dann das Gerüst, gerade zur Sommerzeit!“

Natürlich wollte kein Mensch durch den Baustaub ins Restaurant – zumal man es hinter dem Gerüst kaum vermutete. Gute Zeiten – schlechte Zeiten – und nun wieder gute Zeiten? Alexandra Brase hofft es: „Wir stehen zum zweiten Mal wie Phönix aus der Asche auf!“, ist sie sich sicher. „Wir werden weiter kämpfen und werden es zum zweiten Mal schaffen, davon sind mein Team mit Stefan Flügge als Küchenchef, Linda Blümel als Restaurantleiterin und ich felsenfest überzeugt!“

Dies alles (und noch viel mehr) hatte die resolute und meist (trotz alledem) lachende Chefin in einer Pressemeldung Medienvertretern geschickt. Zu einer der vielen Veranstaltungen, mit denen man im Bacchus Essen, Trinken und Kultur verbinden möchte, hatten wir es nicht geschafft – aber unseren Vorsatz, dann einfach mal so wieder nach Löbtau zu pilgern, hatten wir jetzt verwirklichen können – just in time sozusagen, denn beim Besuch erfuhren wir, dass das Bacchus bei der TV-Show Mein Lokal, Dein Lokal mitmacht. Heute um 17 Uhr läuft die Bacchus-Folge auf Kabel eins, im Internet kann man sich das auch ansehen (obgleich das mit der vielen Werbung nervt, und die auf der Webseite als „ganze Folge“ angekündigten Sendungen keineswegs komplett sind – aber so ist das bei den Privaten).

Wir waren an diesem Abend also nicht – anders als sonst meist – incognito im Haus, sondern zur Mischung aus Home-Story mit Vorab-Plauderei und Essen im gerüstfreien Garten danach. Der war übrigens (anders als auf dem Bild, das vor Öffnung des Bacchus aufgenommen wurde) gut gefüllt. Die Chefin verschwand mit dem Koch in der Küche, den Service übernahm die Restaurantleiterin. Und da merkten wir, dass es gar nicht gut ist, wenn man als Schreiberling erkannt ist: Sie war, schien uns, ein bissl nervös und wollte ja auch alles ganz richtig machen. Das wäre nicht nötig gewesen (wir kannten sie ja noch vom ersten Besuch) und hätte vielleicht auch geholfen, einige Unsicherheiten bei der Weinberatung gar nicht erst aufkommen zu lassen. Wir haben’s unter kann passieren abgehakt, zumal die fröhliche Gelassenheit im Laufe des Abends auch wiederkehrte.

Bei den Vorspeisen konnten wir uns nicht entscheiden und bestellten einfach alle drei auf einer Platte mit zwei Gabeln und der Bitte: So klein wie möglich. Also bekamen wir Tarte Tatin von Karotten, Staudensellerie & Schafskäse (7,50 €), Törtchen vom französischem Ziegenkäse mit Cognac, Akazienhonig & gebratenem Apfel (7,90 €) und Ofenwarmer Muffin mit Tomaten, Parmaschinken, Parmesan & den Käutern der Provence (7,90 €). Nachteil des Angebots: es ist alles irgendwie tortenhaft – auch nicht zusammen bestellt bedeutet das ja geschmackliche Beschränkung bei der Auswahl. Wir konnten damit aber leben und fanden die würzige Tarte Tatin besser als alles andere und die Ziegenkäsegeschichte zu wenig ziegig. Wobei es ja eigentlich so ist, dass es der Frau leider und mir glücklicherweise zu wenig nach Ziege schmeckte. Armer Koch, was soll er da machen?

Beim Hauptgang eins entschieden wir uns für ein Angebot der Spargelkarte: 200g Beelitzer Spargel mit Thymian Kartoffeln & unserem Fisch nach Tagesangebot mit Sauce Hollandaise (17,90 €). Über den Spargel mussten wir am Ende des Abends dann aber doch mal mit Stefan Flügge reden, denn der (also der Spargel) war uns deutlich zu schlaff. Wo bleibt denn da die aphrodisierende Vorbildwirkung? Antwort: In Löbtau finden die Kunden das so besser, denn Spargel knackig gegart mögen sie nicht und meckern. Ich dachte an das Ziegendebakel und notierte: Armer Koch, was soll er da machen?

Überraschung bei Gegrillte Kikok-Hähnchenbrust, mariniert in Chili & Koriander, Zimt, Honig & Spätburgunder, an Karotten und Bärlauch-Risotto (15,90 €): Da hatten wir vorab zweierlei Bedenken, nämlich eine zu dröge Brust und kein ordentliches Risotto zu bekommen. Aber wir wurden eines besseren belehrt, denn das Hähnchen hielt, was die Produzenten-Werbung verspricht: saftig und fein. Chili-Koriander mag ich sehr, hier kam es deutlich, aber nicht übertönend zum Einsatz. Und das Risotto, als Turm servieret, war richtig klasse. Toller Koch, der weiß was er macht!

Bacchus – Restaurant & Weingarten
Clara Zetkin Strasse 15
01159 Dresden

[Update Juni 2016: Geschlossen]

Tel: 0351 – 42 41 835
www.bacchus-dresden.info

[Besucht am 5. Juni 2014 | Lage | Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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