Offensichtlich haben sie Spaß, die drei Weinhoheiten aus Baden (Badische Weinkönigin Miriam Kaltenbach, links), Württemberg (Weinprinzessin Ellen Volzer, Mitte) und Sachsen (Weinkönigin Lisa Leinemann). Gemeinsam probierten sie roten, rosé und weißen Wein aus Baden und Württemberg – bei einer Pressekonferenz im Vorfeld der Weinmesse Baden-Württemberg Classics – BWClassics, bei der am 27. und 28. April rund 70 Winzerbetriebe mit knapp 900 Weinen und Sekten zur zweitägigen Großprobe einladen.
Bei der Pressekonferenz im Wohnzimmer des Raskolnikoff ging’s übersichtlicher zu, und die Presse konnte die Weine in ihrem natürlichen Habitat – nämlich zum Essen – probieren. Das Essen war – Raskolnikoff-Patron Ralf Hiener kommt aus dem Hotzenwald in Baden – badisch geprägt, also ging’s gleich mal los mit Rahmkuchen zum Empfang. Dazu je einen Sekt aus jedem der beiden Anbaugebiete: vom Wein- und Sektgut Gerhard Karle aus Ihringen den 2016 Ihringer Winklerberg Grauer Burgunder Sekt Brut, der eine champagneuse Nase hatte – kein Wunder, lag er doch lange auf der Hefe! Wir lernten: Natürlich ist das kein Champagner, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Aber ein deutscher Winzersekt muss sich keineswegs verstecken! Aus Württemberg gab es als Kontrast einen Riesling Sekt brut von der Weinkellerei Hohenlohe (ganz im Norden der Weinbauregion Württemberg), der mit einer markanten Säure die Rieslingfraktion unter den Gästen erfreute.
Die Vorspeise lief unter dem leicht merkbaren Titel Badisches Schäufele in Gutedelgelee mit den ersten Wildkräutern der Saison, Schnittlauchvinaigrette und Radiesle auf und war die erste (von zwei) Proben, dass man das, was man zum Essen trinken möchte, am besten auch gleich im Essen verarbeiten sollte. Ob’s aber das Gutedelgelee in der Sülze war, die ausgesprochene Sülze-Skeptiker beherzt zubeißen ließ? Oder doch die Gesamtkomposition, die einmal mehr bewies, dass eine eigentlich einfache Küche – nimmt man sich ein wenig Zeit zur Zubereitung – sehr sehr fein sein kann. Der verwendete Wein war ein 2017 Laufener Altenberg „Chasslie“ Gutedel QbA trocken von der Winzerkeller Auggener Schäf eG. „Ein Wein, wie es ihn so nur im Markgräflerland gibt!“ wusste die Badische Weinkönigin Miriam Kaltenbach zu berichten. Im großen Holzfass ausgebaut schmeckte er so, wie Weinhoheiten den Namen Gutedel gerne erklären: gut und edel. Aber auch der Wein aus Württemberg konnte bestens bestehen, obwohl er allenfalls im Koch (wir wissen es nicht – aber er musste ja doch probieren, oder?) und nicht im Essen gelandet war: der 2017 Schnaiter Wartbühl Kerner „Lerche“ Kabinett von der Remstalkellerei ist überraschend anders – ein „Vorzeige-Kerner“ nennen die Remstalwinzer ihren Kerner. Der Kerner wurde 1929 in Weinsberg – Deutschlands ältester Weinbauschule – gezüchtet und ist somit ein württemberger Original. „Aber nicht nur vom Ort her, auch von den Trauben: der Rebzüchter August Herold hat roten Trollinger und weißen Riesling gekreuzt!“ erläuterte Ulrich-M. Breutner vom Weininstitut Württemberg. Der im Glas war halbtrocken und somit durchaus dem neuen Geschmacktrend (nicht nur, aber auch) in Sachsen folgend.
Rosa gegarter Kalbstafelspitz mit Spätburgundersauce, Morcheln, Spitzkohl und abgeschmelzten Nüdele im Hauptgang war das zweite Beispiel für Wein im Essen wie im Gast: Der 2015 Achkarrer Schloßberg, Spätburgunder Rotwein Réserve, QbA trocken vom Weingut St. Remigius aus Merdingen war wesentlicher Bestandteil der Sauce. Der Wein kommt von einem schon fast sächsisch kleinem Weingut, es ist nur 8 ha groß und liegt direkt neben dem Kaiserstuhl – und dort können sie Spätburgunder! Schön eingebundenes Holz und lang anhaltender Geschmack. Die „NEO“ Rotweincuvée trocken der Weingärtner Cleebronn-Güglingen ist durch den Hauptbestandteil Cabernet Sauvignon geprägt. Die deutliche charaktervolle Tanninstruktur dieser Cuvée, die auch Teil der Berlinale-Weinkarte war, war prägend.
Eine 2017 Durbacher Plauelrain Schreurebe Auslese der Durbacher Winzergenossenschaft eG zum Dessert Quarkknödel mit Rhabarber und weißem Schokoladeneis
war eine Überraschung: süß, aber nicht knatschig, im Gegenteil. Wir rochen und schmeckten andauernd Rhabarber – den es ja auch im Dessert gab. Und Rhabarber bringt ja immer ein gehöriges Stück Säure mit. Prima prima. Man kann schon verstehen, dass man bei der Ernte der ausgelesenen Trauben früher das Singen verordnete – denn wer singt, kann nicht naschen…
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Die Weinmesse Baden-Württemberg Classics findet zum neunten Mal in Dresden statt. Am 27. und 28. April (jeweils von 11 bis 18 Uhr) kann man im Internationalen Congress Center mit den Winzern ins Gespräch kommen und sich durch die Weine probieren. Den Degustationskatalog aller Weine findet man schon jetzt unter Weinsuche als Datenbank im Internet. Hier kann man das breite Angebot nach Rebsorte, Anbaugebiet und weiteren Kriterien sortieren und seinen persönlichen Probier-Fahrplan erstellen.
Karten für die Weinmesse gibt es nur an der Tageskasse, ein Ticket kostet 15 Euro. Bei Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln (S-Bahn 1 Haltepunkt Mitte / Straßenbahnlinie 6 und 11) reduziert sich der Preis auf fünf Euro. Noch günstiger wird’s für Mitarbeiter*innen von Restaurants und Hotels sowie Weinfachhändler: bis zum 23. April können sie sich per E-Mail oder Fax (0761/ 89 76 63 96) mit den Namen der Mitarbeiter anmelden. Die Namen stehen dann auf der Gästeliste.
Weinmesse Baden-Württemberg Classics
27. und 28. April 2019, jeweils 11 bis 18 Uhr
Internationales Congress Center Dresden
Devrientstr. 10/12
01067 Dresden
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