Die Vielfalt der Champagne kosten

Vorstellung der Champagnerhäuser im Vorfeld der Fête du Champagne am 10. Mai im Stadtmuseum

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Vorne im Laden zischeln die Korken (knallen ist völlig uncool, glaubt’s mir!). Oben hinten an der Wand laufen Filme – da sieht man immer wieder Menschen, die Gläser mit so bubbelndem Zeuch drin in die Kamera halten. Und weil’s Champagner ist, trinken sie das dann auch! Was für ein Job, was für ein schöner Zeitvertreib! Zeitvertreib? Hartmut Richter schüttelt den Kopf: „Das ist Arbeit für die Fête du Champagne!“ Nun ja.

Hartmut Richter im FilmAber von nichts kommt natürlich nichts. Mr. Bubbles, wie er bei einem der fünf besuchten Champagnerhäuser begrüßt wurde, sprudelt vor Wissen wie der Schampus in seinem Glas. Dass er ausgerechnet diese fünf in den Filmen zu sehenden Champagnerhäuser besucht hat, hat (natürlich…) seinen Grund: Hartmut Richter ist der Initiator der Fête du Champagne, die am 10. Mai erstmals in Dresden stattfindet. Mit dabei: eben jene fünf Champagnerhäuser, jedes mit drei Champagnern, die vornehmlich aus Magnum-Flaschen serviert werden.

Ich habe im Vorfeld Hartmut Richter in seiner R9 Weinboutique besucht und mich ein wenig schlau gemacht, wer denn da eigentlich kommt.

Maison Alexandre Bonnet

IMG_9613Maison Alexandre Bonnet aus dem Süden der Champagne (Les Riceys, Aube in der Champagne) stellt 600.000 Flaschen im Jahr her. „Übrigens verkaufen sie sehr viel davon nach England, dem größen Champagnerabnehmer nach Frankreich“, weiß Hartmit Richter. Die Standard-Cuvee des Hauses liegt drei Jahre auf der Hefe (obwohl nur 15 Monate vorgeschrieben sind): „ein straffes Programm“, meint Richter und berichtet: „So fangen sie aber an, in der Herstellung die Qualität zu betonen. Sie machen viel Rosé, sowohl kraftvolle Rosès als auch fruchtbetonte.“ Außerdem gibt es einen Blanc de Noir, der auch auf der Fête du Champagne ausgeschenkt wird. Rotweintrauben weiß zu verarbeiten ist gang und gäbe beim Champagner. Pinot Meunier (Müllerrebe oder Schwarzriesling) und Pinot Noir (Spätburgunder) sind fast immer dabei und werden meist durch die weiße Rebsorte Chardonnay ergänzt. Reine Blanc-de-Noirs-Champagner sind allerdings eher selten zu finden. Neben dem Chardonnay können auch andere weiße Sorten zu Champagner verarbeitet werden: Pinot Gris (Grauburgunder) und Pinot Blanc (Weißburgunder) natürlich, aber auch Arbane (eine autochthone Sorte im Bereich Bar-sur-Aube) und Petit Meslier (eine Sorte, die kaum noch angebaut wird).

Doyard-Mahé

IMG_9656Der nächste Wein kommt von Champagne Doyard-Mahé aus Vertus (ein kleiner Ort, liegt etwa 20 Kilometer südlich von Épernay). „Dieses Haus liegt mir besonders am Herzen, weil es doch sehr charmant ist, mit einem Familienbetrieb zusammenzuarbeiten, der mit fünf Leuten mal gerade 55.000 Flaschen im Jahr produziert!“, sagt Richter.

Carole Doyard präsentiert die vierte Generationen der Familie Doyard-Mahé, die im Herzen der Champagne in der Region Côte des Blancs Champagner der Extraklasse produziert. „Sie arbeitet sehr traditionell, es gibt eine alte Holzpresse, da passen 4.000 Kilo rein. Da kommen Weine raus, die feinst und elegant sind!“, schwärmt Hartmut Richter. Die Weingutsgröße von 6 ha erlaubt sowohl naturnahen Anbau als auch die Pflege der Tradition im Keller – so werden alle Flaschen (auch die Magnums) mit der Hand gerüttelt.

Angebaut wird fast nur Chardonnay, außer natürlich für den Rosé (da ist Pinot noir mit drin). „Ihre Blanc de Blancs schmecken elegant und frisch“, sagt Richter, „der EB (wie Extra Brut) aus dem Jahr 2011 ist momentan einer meiner Lieblingschampgner…“.

Charles Heidsieck

IMG_9608Manchmal muss es eben ein Charles sein, sagen wir ja gerne. Geht doch: Charles Heidsieck bringt Champagner ins Glas, „die an Weichheit, Cremigkeit und Eleganz ihres Gleichen suchen“, wie Hartmut Richter findet. Kein Wunder, dass auch dieses eins der von ihm favorisierten Häuser ist. Ursprünglich wurde das Weingut übrigens von einem Heidsieck aus Schleswig-Holstein gegründet! Aber das ist schon ein wenig her…

Was macht diese Champagner so besonders? „Die Brut Réserve liegt vier Jahre auf der Hefe – das ist für eine Standard-Cuvée enorm lange!“, sagt Richter.  Und Charles Heidsieck hat bis zu 21 Jahre alte Reserve-Weine, die mit in die Cuvées kommen können, um sie geschmacklich abzurunden. „Da kann man dem Champagner bei der Assemblage den letzten Schliff und Kick geben!“ Und schon wieder kommt der Mann ins Schwärmen: „Am Gaumen wirkt der so cremig-weich-samtig…“

Leclerc-Briant

IMG_9609Die Champagner von Leclerc-Briant sind als biologisch, biodynamisch und vegan zertifiziert. Auf 14 Hektar in besten Lagen (die meisten sind als Grand Cru bzw. Premier Cru klassifiziert) kultiviert Leclerc Briant die drei Klassiker der Champagne: Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay. Hinzu kommen Trauben von einem Dutzend Vignerons, die weitere 15 Hektar Trauben liefern – darunter auch einige der renommierten Côte des Blancs.

Die Flaschen reifen tief unter der Erde in Kellern von mehr als einem Kilometer Länge. „35 Meter unter der Oberfläche, sind die Bedingungen ideal, damit der Champagner viele Jahre alt werden kann“, sagt Hartmut Richter. Er liebt die kraftvollen Champagner wie den Brut Reserve, der auch zur Fête du Champagne ausgeschenkt wird. 

Taittinger

IMG_9611Sach mal, wie spricht man den eigentlich aus, den Taittinger? Also eher so Teitinger oder doch lieber Tätandscheh? Kannste halten wie ein Schampustrinker, geht nämlich beides: Firmengründer Pierre-Charles Taittinger kommt aus dem Département Moselle, das zu seiner Zeit Teil von Elsass-Lothringen war – klassisch deutsch-französisches Grenzgebiet also. Mittlerweile wieder im Familienbesitz – und „es ist schön, dass es sie gibt, weil sie zwar 288 ha groß sind, aber hervorragende Champagner machen!“ 24 Millionen Flaschen liegen im Labyrinth der „Crayères“, wie man die Lager in den historischen Kreidesteinbrüchen nennt, und warten darauf, reif zu werden. Klingt viel, muss aber so, denn Jahrgangsweine liegen bis zu sechs Jahre auf der Hefe. Wenn er sich die Qualität der Champagner anschaue, müsse er schon sagen: Eleganz und Feinheit bringen sie mit: „Ein großes Haus, das sehr gute Champagner macht – mit deutlich über einer Millonen verkaufter Flaschen im Jahr!“

Hartmut RichterEin bisschen missionarisch ist er dann schon, der Herr Richter, wenn es um Champagner geht: „Ich möchte den Leuten gerne beibringen, dass Champagner auch Wein ist. Du hast 15.800 Winzer, über 300 Label, bei jedem drei bis acht Cuvées … – was für eine Vielfalt! Da kann ich jedes Menü mit Champagner begleiten!“ Und weil Richter mehr Praktiker als Theoretiker ist, gibt’s auf der Fête du Champagne natürlich auch gutes Essen. Mario Pattis (Restaurant e-Vitrum in der Gläsernen Manufaktur von VW) serviert an der Austernbar Austern aus Südfrankreich, Steffen Zuber (Estancia Beef Club in Dresden) grillt Tranchen vom Wagyu, die mit Trüffelpürree serviert werden, Elvis Herbeck (Restaurant »finesse«) hat mit Partnerin Nicole Hieke ein Flying Buffet vorbereitet, Uwe Sochor (Savoir Vivre) ist Käse-Verantwortliche.

Fête du Champagne
Freitag, 10. Mai 2019, ab 19 Uhr
Stadtmuseum Dresden, Landhausstraße, Eingang, Wilsdruffer Str. 2, 01067 Dresden
Karten im Vorverkauf € 190,– pro Person

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