Es war die Nacht der kleinen Teller. Und der vollen Gläser. Klingt nach nach einer guten Kombination? Nu! Tapas und Wein heißt die Veranstaltung, die im Rahmen der Kochsternstunden freitags als Garagenparty im Weinlager von Gräfe’s Wein & fein mit sächsischen Tapas und dazu passenden Weinen von kastler-friedland stattfindet.
„Die Idee war, den Menüwettbewerb nach unten abzurunden“, begrüßte Matthias Gräfe die Gäste. Zehn sind es maximal, die an einer Tafel in kleiner Runde sitzen. Es gibt Kleinigkeiten zum Wein, den der Winzer persönlich ausschenkt und erklärt. Bernd Kastler wohnt mitten im Weinberg, den er auch bewirtschaftet und den Carl Pfeiffer angelegt hat. Carl Pfeiffer? „Den muss man kennen, wenn man sich in Sachsen mit Wein beschäftigt“, meinte Bernd Kastler, denn Pfeiffer ist der Wiederbegründer des Weinbaus nach der Reblaus-Plage in Sachsen. Als Quasi-Wanderprediger sei er damals vor etwas mehr als hundert Jahren durch die Gegend gelaufen und hat die Leute inspiriert, wieder Wein anzubauen. Mission erfüllt: 500 ha Rebfläche etwa gibt’s heute in Sachsen, kastler-friedland machen ihren Wein aus Trauben von vier Hektar.
Der Einzellagensekt, den es zur Begrüßung gab, ist ein Pinot brut vom Radebeuler Johannisberg. Die Weißburgundertrauben wurden 2017 geerntet, der Sekt lag etwa 15 Monate in zweiter Gärung und ist jetzt im Vertrieb. Und er prickelt so schön!
„Mich hat die Geste des runden Brotes auf dem Tisch, die ich in meiner Jugend in der Mongolischen Volksrepublik kennengelernt habe, beeindruckt“, sagte Matthias Gräfe, als es quasi als ersten Tapas-Gang Brot aus Natursauerteig mit einer hausgemachten gesalzenen Butter aus Bennewitz und Oliven (aus Apulien) gab.
Auch der erste Wein stammte aus der Radebeuler Lössnitz. Es ist ein Müller Thurgau (vom Goldenen Wagen und vom Johannisberg), dem die Winzer einen Schuss Morio Muskat (wächst auch auf dem Johannisberg) hinzugefügt haben. Der tut dem furztrockenen Müller (weniger als 1 g Restzucker) gut, bringt er doch nicht nur einen Hauch Duftigkeit, sondern sorgt auch für Substanz im Mund. Dazu gab’s gebratenes Gemüse (u.a. Fenchel, Aubergine, Paprika) und darüber gehobelte Dresdner Berle. Die Berle ist aus Schafskäse und ein Geschmacksbringer! „Uns gefällt das Produkt sehr gut“, sagte Matthias Gräfe, der seit zehn Monaten fast an der Quelle sitzt: Berlemacher Torsten Schlüter arbeitet bei Wein & fein mit.
Gräfe ist ja ein großartiger Erzähler und hat eigentlich immer eine Geschichte im Kopf. Zum Thema Tapas (das er schließlich selbst ausgesucht hatte!) fiel ihm noch etwas von früher® ein: „Die Großeltern haben in Rammenau gelebt. Da war es so, dass immer um 16 Uhr auf dem Dorfplatz die Traktoren standen – man traf sich in der Kneipe. Die Männer haben ein Bier getrunken auf den Feierabend – und dazu gab’s ’ne kleine Kamenzer. Wo ist der Unterschied zu den Tapas?“ Genau. Gibt’s nicht. Außer, dass hierzulande eben anders als in Frankreich, Italien, Spanien, Portugal die Leute nicht einfach zwischen Arbeit und abendlichem Ausgehen auf ein Glas (egal ob Bier oder Wein) in die Kneipe/Gaststätte gehen. Also bringen sie sich auch um leckere Beigaben. Ob’s daran liegt, dass einem hierzulande wahrscheinlich nicht automatisch zum bestellten Getränk eine Köstlichkeit gereicht würde?
Bacchus ist ja kein weltweiter Renner, aber durchaus trinkenswert, mit seiner schön fettigen Art auch ein prima Begleiter zum Schmand, der auf dem Küchlein lag und diesem gehörig Saft verlieh. Hinter dem Küchlein verbarg sich ein abgewandeltes Zwiebelkuchenrezept. Locker-luftig und mit Möhre statt Zwiebeln eine nette Kleinigkeit!
… und so ging’s dann immer munter weiter mit Geschichten, anders interpretierten Gerichten („unser Vitello“ beispielsweise mit sehr saftigem Fleisch von der Kalbsbrust – und statt „tonnato“ eine Art „Forellato“ aus der geräucherten Forelle) und Weinen, bei denen es auch einen Blick über den sächsischen Gartenzaun gab. Zum Thema Tapas irgendwie passend war’s ein Albariño aus dem galicischen Weinbaugebiet Rías Baixa.
Die Speisen
- Brot & Butter & Salz
- Zweierlei eingelegte Oliven (schwarz/grün)
- Gemüse & Couscous & Dresdner Berle
- Küchlein & Dipp
- Caprese von Vetters Camembert
- „Linsen“ und Rauchforelle
- Unser Vitello
- Schinken & Bärlauchknospen
- Ziege & Rote Beete
- Kirschtorte im Glas
Die Getränke
- Müller Morio
- Bacchus
- Sommerkindchen
- Spätburgunder
- Solaris zum Dessert
… und vielleicht noch ein Bonuswein???
Der Preis
Fünf (plus ein) Weine und zehn Tapas: 49,50 €.
Gräfe‘s Wein & fein
Hauptstraße 19
01445 Radebeul
Tel. +49 351 / 8365540
www.graefes-weinundfein.de
Kochsternstunden-Menü:
Details auf der Webseite von Gräfe’s Wein & fein.
Begrenzt auf zehn Teilnehmer*innen pro Abend – bitte unbedingt vorher reservieren!
Die Daten: 7.2. / 14.2. / 21.2. / 28.2. / 6.3. / 13.3.
Hinweis:
Die STIPvisiten sind Partner der Kochsternstunden.
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