Wenn die Sache mit einem Happs gegessen ist

Kochsternstunden 2020: Flavour Blast meets Kobalt mkt Verena Leister

KSS Verena Leister Flavour Blast

Das erste Mal tauchte sie im Oktober 2017 in Dresden auf mit einem Popup-Restaurant. Damals war das noch etwas ganz Seltenes in Dresden (wir sind hier schließlich nicht Berlin), und es war gleich ein kleines Sensatiönchen – weil so gut. Seitdem kocht Verena Leister immer mal wieder an unterschiedlichen Orten – seit 2018 auch während der Kochsternstunden. Um den Popup-Charakter zu wahren, nicht täglich, sondern insgesamt nur sieben Mal – dieses Jahr im Kobalt, dem im Sommer vergangenen Jahres eröffneten Club Royal direkt an der Elbe.

Verena LeisterWir waren bei der Premiere dabei und erlebten eine – wie immer! – lockere und fröhliche Köchin, die von einer improvisierten Küche aus Blickkontakt zu den Gästen im Kaminsaal halten konnte. Die bekommen bei dieser Gelegenheit auch mit, dass alles Live-Kochen meist nur bedeutet, dass ganz viel bereits vor dem Abend vorbereitet wurde. Wo die Köchin aus ihrer Kombüse rausgucken kann, können die Gäste natürlich auch reinschauen, ihr auf die Finger schauen und gegebenenfalls ein wenig fachsimpeln. Wer das tut/tat, hat einen Mehrwert, der über den Abend hinaus geht und somit alles richtig gemacht!

Wer zu Verena Leister geht, bekommt immer auch was auf die Löffel. Das macht sie so, seit sie 2016 bei der Sat 1-Show „The Taste“ mitgemacht hat, wo die Probierlöffel eine entscheidende Rolle spielen. „Seit The Taste hat sie sich dran gewöhnt, die unterschiedlichen Geschmäcker eines Gangs auf kleinstem Platz unterzubringen, eben auf den Probierlöffeln“, meint Verena Leister und setzt diese Löffelphilosophie am Anfang und am Ende des Menüs ein. Man merkt, dass sie diese Art des Anrichtens besonders macht, denn die (leider dann doch nur) vier Löffel gehörten zu den Geschmackshighlights des Abends. Bringen sie doch die unterschiedlichsten Geschmäcker auf den Punkt. Mit einem Happs ist die Sache zwar gegessen – aber sie wirkt ja nach am Gaumen, und wer in sich hört, schmeckt die ausgewogene Kombination von süß, salzig, sauer, bitter und umami nach.

Zwischen den Löffelgängen gab’s also ganz normal angerichtete Dinge, von denen wir keinen hätten missen mögen – aber die Lachsforelle am liebsten noch einmal genommen hätten. Und zwar die erste Version des in zwei Schüben geschickten Ganges, bei der die Forelle (aus Rathen, regional ist ja nicht nur eine hohle Phrase, sondern gelebtes Einkaufen!) lediglich gebeizt war und so ihren vollen Geschmack weitergeben konnte. Die Forelle schwamm erfreulicherweise nicht im Elbwasser, sondern in Buttermilch mit nicht nur farblich nötigen Kräuteröl-Einlagen und vor allem mit einer genialen und kräftigen Maracuja im Gurkenring. Mein Lieblingsgang, trotz harter Konkurrenz.

Wir sind ja nicht nachtragend, haben aber meist ein gut zurück reichendes Gedächtnis. Daher waren wir hocherfreut, dass wir in diesem Jahr bei der Weinbegleitung so gar nichts zu meckern hatten. Vom erfrischenden Prosecco bis zum fein ausbalancierten Port waren das alles wunderbar zu den Speisen harmonierende Weine – und (wie so oft) der Beweis, dass es nicht überteuerte Spitzenweine sein müssen, um sehr geschmackvoll durch den Abend zu kommen. Dass die Weine (so man sie einzeln als Privatmensch kaufen würde) auch keine Schnäppchengeizistgeilfuchspreise haben, versteht sich: gute Qualität kommt auch von guter Arbeit, und die kostet was. Also muss man sagen: ein durch und durch gut und fair kalkulierter Abend…

Wenn es kein Popup wäre, müsste man eigentlich gleich nochmal hin…

Das Menü

  • Löffel:
    Jakobsmuschel | Erbse | Garnele | Topinambur
  • Vorspeise:
    Onsenei | Kartoffelcrème | Grüner Spargel | Sauce Hollandaise | Schwarzer Trüffel
  • Zwischengang:
    Zweierlei Lachsforelle vom Kurort Rathen | Buttermilch | Kräuteröl | Gurke | Maracuja | Staudensellerie
  • Hauptgang:
    Rinderfilet vom Stolpener Landrind „Dührrröhrsdorfer First Class“ | Karotte | Lauch | Süßkartoffel | Rotweinjus
  • Pre-Dessert:
    „Gaumenputzer“ Yuzu | Birne | Rosmarin
  • Drei-Löffel-Dessert
    • Zwetschgenröster | Topfenknödel | Zimtbrösel | Vanillecréme
    • Himbeere | Crème brûlée | Erbse | Luftschokolade
    • Dark Chocolate | Salzkaramell | Crumble

Die Weinbegleitung

  • Perlage COL DI MANZA Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG Spumante Extra Dry Millesimato 2018
  • Bodegas Zárate Zárate Albariño DO Rías Baixas 2018
  • Weingut Martin & Georg Fußer Deidesheimer Weissburgunder 2018
  • Saint Jean Du Barroux La Source 2016
  • Weingut Walter PÜNDERICHER MARIENBURG Riesling Auslese 2018
  • Niepoort Tawny DOC Vinho do Porto

Der Preis

  • 6-Gänge-Menü inkl. Weinbegleitung 99,00 €

Flavour Blast meets Kobalt
Pop-Up Fine Dining mit Verena Leister im Kobalt
Theaterplatz 3 | 01067 Dresden Altstadt

Tel. +49 151 41639966
www.verenaleister.de

Öffnungszeiten während der Kochsternstunden 2020
18:30 – 23:00 Uhr
an folgenden Tagen: 13., 14., 27., 28. Februar 2020 sowie 13. März und 14. März 2020 (da nach dem Dinner ab 23 Uhr After Show Party und Open Doors für alle
DINNER MEETS PEOTRY SLAM am 07. März 2020 mit der Dresdner Poetry Slammerin Kaddi Cutz und drei weiteren Künstlern (PreIs 129 €)

[Besucht am 13. Februar 2020 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]


Hinweis:

Die STIPvisiten sind Partner der Kochsternstunden.

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