Der Zeitgeist – in Schwarzweiß

Ausstellung "Botschaften" mit Fotos von Günter Starke im Stadtarchiv Dresden

Thomas Kübler | Günter Starke

„Ulrich“, sagte Günter Starke keineswegs hinter vorgehaltener Hand, aber natürlich von hinter der Maske aus, „Ulrich – das entsteht, wenn man so vor sich hinknipst!“ Da musste Ulrich, natürlich auch hinter seiner Maske, grinsen. Sagt doch dieser kleine Satz im Vorübergehen so viel aus über den Fotografen Günter Starke. Er liebt es nicht, sich wichtig zu machen, sondern ist bescheiden. Aber er liebt es, humorig und durchaus auch sarkastisch die Wirklichkeit zu beleuchten – wie auch sonst wäre sie manchmal erträglich?

Was Günter Starke noch liebt, ist sich über Fotos auszudrücken. Er gilt vielen als Chronist der Neustadt, weil er dort lebt und mit aufmerksamen Augen und mit der Kamera im Handgepäck beharrlich dokumentiert. Bilder aus der Neustadt – vor allem die, in denen Starke die Bewohner des Stadtteils in Szene setzt – sind auch bei der jetzt eröffneten Ausstellung im Stadtarchiv ein wesentlicher Bestandteil. Es sind Schwarzweiß-Aufnahmen, die den jeweiligen Zeitgeist der Aufnahme trefflich festhalten.

Botschafts-Redner
Günter Starke – Thomas Kübler – Annekatrin Klepsch – Franziska Hanig

Prof. Thomas Kübler, der Amtsleiter des Dresdner Stadtarchivs und somit von Berufs wegen auch ein Chronist, gab zu: „Deine Bilder haben mich immer sehr intensiv begleitet. Die Figuren, die Du abgebildet hast, sind aus dem Kernbereich der Neustadt. Es sind Leute, die man jeden Tag in der Neustadt wieder gesehen hat. Deine Fotos sind Biogramme – das hole ich als Historiker aus den Bildern heraus!“

Annekatrin Klepsch, Bürgermeisterin für Kultur und Tourismus und vor vier Jahren schon einmal bei einer Ausstellungseröffnung dabei (wir auch), setzte die wohl durchdachten und komponierten Fotografien von Günter Starke in Kontrast zur Bilderflut im Zuge der Digitalisierung (Instagram! Twitter! Facebook!), die einem ja oft vor Augen führe, was Kunst ist und – vor allem – was nicht. Günter Starke sei ein visueller Chronist seiner Zeit – so wie Christoph Hein ein verbaler Chronist sei.

Fotoclubs prägten Starke am Anfang seiner Fotolaufbahn, mittlerweile prägt Günter Starke das 2014 initiierte Forum für zeitgenössische Fotografie, dessen Ehrenvorsitzende er ist.

Christine StarkeAls Laudatorin gab Franziska Hanig  Gedankenfutter für die Ausstellung mit. Sie wies darauf hin, dass es ja gar nicht Günter Starke allein sei, denn „die Eheleute Starke haben alles gemeinsam gewuppt, von der Fotografenausbildung bis hin zum gemeinsamen Studio!“ Vielleicht gibt es ja demnächst einmal eine Ausstellung mit den Aufnahmen und Projekten von Christine Starke, wer weiß? Während der Vernissage blieb der Platz neben GS frei – denn CS huschte unauffällig durch den Raum, um zu dokumentieren…

Botschaften lautet der Titel der Ausstellung – und es ist die Bezeichnung für eine Serie von Aufnahmen aus dem Kleinbild-Archiv, aufgenommen mit einer Kodak Retina aus dem Jahr 1931. Zwei Fotos jeweils hat Günter Starke zusammen gebracht: oben Menschen, unten Sprüche. Humorvoller und nachdenklicher kann man kaum zusammenbringen, was ursprünglich gar nicht zusammen gehörte. Neun dieser Doppelbotschaften hängen in der Ausstellung, eine zehnte überreichte Starke seinem Bewunderer Kübler fürs Archiv.

Der bedankte sich natürlich brav und wies nachdrücklich darauf hin, dass der Oktober der Monat der Fotografie sei, der in diesem Jahr zum neunten Mal deutschlandweit begangen werde. Das Motto sei „Krise Lebenskrise und Identität“ – „da fügen sich die Botschaften gut ein!“ Dies als Einladung, sich die Ausstellung im Stadtarchiv (Haltestelle Heeresbäckerei, aber es gibt auch Parkplätze für Rad und Auto) anzusehen. Der Eintritt ist frei, um Abstand wird gebeten.

Öffnungszeiten:
Mo und Mi 9–16 Uhr
Di und Do 9–18 Uhr
Fr 9–12 Uhr

Ausstellungszeitraum: 13. Oktober 2020 bis 22. Januar 2021

Stadtarchiv
Landeshauptstadt Dresden
Elisabeth-Boer-Straße 1
01099 Dresden

Tel. +49 351-4881515
www.dresden.de/stadtarchiv

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