Riesling aus dem Klingelberg

Besuch des VDP-Weinguts Markgraf von Baden auf Schloss Staufenberg in der Ortenau

Markgraf von Baden

Zwischen den Bildern oben und denen unten auf der Collage hier liegen etwa 29 Monate und 120 Kilometer Luftlinie. Es gibt zwei Konstanten – die eine erkennbar in der Person von Volker Faust, die andere erahnbar: irgendwas mit Wein? Na klar, und zwar mit Wein des Markgraf von Baden. Das ist ein VDP-Weingut, in dem Volker Faust langjähriger Betriebsleiter ist – und zwar an den beiden Orten Schloss Salem am Bodensee und Schloss Staufenberg in der Ortenau.

Schöne Arbeitsplätze! Und großartige Bedingungen, um im Weingut an den beiden Standorten Weine unterschiedlichen Charakters herzustellen: die Weinberge am Bodensee stehen über 400 m hoch auf Moränen-Verwitterungsböden. Das gibt den Weinen vom Bodensee Frische und Eleganz. Die Weinberge rund um Schloss Staufenberg stehen auf Granitverwitterungsböden – so ist das in Durbach. Ausdrucksstarke und gehaltvolle Weine sind das Resultat.

Weinetiketten– alte LinieBeim 2018er Besuch mit Blick auf das Kloster Birnau (also nicht auf Schloss Salem, sondern direkt am See in der Probierstube…) probierten wir die seinerzeit aktuellen Weiß- und einige ältere Rotweine – damals alle noch aus Flaschen im aus heutiger Sicht alten Design. Die neue Ausstattung wurde 2019 auf der ProWein vorgestellt – und es ist halt so: auch wenn die Weine in den Flaschen gleich gut sind, trägt das Äußere doch vor allem zum allerersten Eindruck bei. Und der ist eine gelungene Kombination aus Tradition und Moderne – und wer mag, lernt sogar quasi spielerisch noch hinzu.

Etikett 2018 SpätburgunderDie neuen Etiketten sehen aus wie vier unterschiedlich große Briefmarken mit Zahnung, die sich harmonisch zu einem Ganzen fügen. Neben dem Logo des Weinguts sind Rebsorte und Herkunft erkennbar, zwei weitere Marken zitieren historische Gemälde, Wappen oder Schriftstücke aus der Familiensammlung und geben so Einblicke in die lange Geschichte des Hauses Baden. Auf der Webseite des Weinguts kann man vieles nachlesen – aber einige schöne Sätze fehlen: dass Karoline Luise, die Markgräfin von Baden, tat, was sie für richtig hielt, steht auch im Netz. Aber dieser schöne Satz fehlt: „Zum Beispiel ihre drei Söhne selbst zu erziehen. Warum? Damit sie nicht verfürsteln.“ Dieses fabelhafte Wort lernt nur, wer beispielsweise den Spät- oder Grauburgunder von der Durbacher Ersten Lage Schloss Staufenberg trinkt. Oder es hier liest 😉

Im Keller von Schloss Staufenberg

Im Keller von Schloss Staufenberg blubberte es bei unserem Besuch gleich doppelt: in den Fässern gärte junger Wein, in den Gläsern perlte Sekt vom Klingelberger (Riesling). Wir widmeten uns vornehmlich letzterem, wie sollte es anders sein. 14 Monate lag der Klingelberger auf der Hefe, klassische Flaschengärung ist ja schon fast selbstverständlich. Der von uns probierte Sekt wurde noch in der Sektkellerei am Turm in Speyer versektet – zukünftig wird das aber bei Geldermann passieren, weil es seit September 2017 ein Joint Venture zwischen dem Haus Baden und Rotkäppchen-Mumm gibt (zu dem Geldermann gehört). „Die Sekte aus den Betrieben sind deutschlandweit konkurrenzfähig – wenn man bedenkt, wo preismäßig Champagner beginnen“, sagt Volker Faust (der Klingelberger Sekt kostet 13 €).

Weinkeller StaufenbergWährend wir vor uns hin nippen, gibt es eine Runde Grundwissen zum Markgraf von Baden: 130 ha bewirtschaften sie insgesamt und sind damit eins der größten deutschen Privatweingüter. Die meisten Weinberge liegen um den Stammsitz Schloss Salem am Bodensee, in der Ortenau sind es 22 ha rund um die Burg. „Mit gutem Wein kann man mehr Geld verdienen“, weiß Volker Faust schmunzelnd zu berichten und rückt so auch die ersten Gesetze, die Markgraf Christoph I 1495 zur Reinhaltung des Weins erlassen hat, ins rechte Licht.

Die Weine der 22 ha rund um Schloss Staufenberg werden erst seit sieben Jahren im Keller des Schlosses ausgebaut (vorher wurden Trauben und später auch schon mal der Saft nach Salem gefahren zur Weiterverarbeitung). Der Anteil an Holzfässern wird immer größer, jedes Jahr kommen ein bis zwei dazu, erfahren wir. Da auch 3.500 ha Wald zum Haus Baden gehören, werde es bald Fässer vom eigenen Holz geben… Aber es gibt aber auch ein Keramikfass und eins aus Basaltgestein: ein wenig Experimente gehören dazu, um voran zu kommen.

Menü mit Weinprobe

Seit 2012 ist der Gastronom Dominic Müller vom Hotel Ritter Durbach Kooperationspartner auf dem Staufenberg. Während es unten im Ritter unter der Leitung von André Tienelt Gourmetküche gibt, bietet die Weinstube im Schloss badische Küche und natürlich die passenden Weine aus dem eigenen Keller an. Larissa Stebler ist die Betriebsleiterin Gastronomie auf Schloss Staufenberg. Die Winzerstochter (8 ha, klassische Winzerstochterkarriere mit Weinprinzessin & Co) sagt: „Ich sehe es ein bissl als mein Eigen an, auch wenn es der Famile Baden gehört. Es ist schön, hier Gastgeber zu sein. Wir sind hier alle Gastgeber, egal ob Auszubildende oder fest Angestellte…“ Und sie sagt es nicht nur, sie lebt es auch, wie wir an diesem Abend erleben durften. Die Gastronomie auf dem Staufenberg hat eine eigene Küche & Crew, das Hotel Ritter ist der Betreiber. Küchenchef ist Fabian Jensch, der zuvor als Souschef im Ritter sowohl die Sterneküche als auch das neue Konzept [maki:‘dan] gelebt hat.  Außensitzplätze (mit Selbstbedienung), 120 Plätze im Saal und 80 in der Weinstube sind der äußere Rahmen.

Weine zum EssenUnser Menü begann mit Kürbiscremesuppe | Kernöl | Kerne mit einem perfekt passenden 2018 Durbach Chardonnay trocken VDP.Ortswein (12 €). Meist tue ich mich ja schwer mit Wein zur Suppe – aber schon in der Nase gab’s neben Quitte, gelbem Apfel und getrockneter Birne auch ein wenig Haselnuss und Vanille im Hintergrund – und am Gaumen kam neben nussigen Anklängen noch eine dezente Röstnote beim Abgang hinzu. Da wäre sogar ein zweites Glas gegangen…

Zu Rosa gebratenes Roastbeef | Burgunder-Jus | Bohnengemüse | Kartoffeln musste es natürlich ein Spätburgunder sein. Der 2018 Durbacher Schloss Staufenberg Spätburgunder trocken VDP.Erste Lage (18,50 €) lag im Holz, natürlich, wurde aber auch im Holzfass vergoren. Schönes Säurespiel, hat eine gewisse Frische. „Wir sind noch nicht dort, wo wir hin wollen, aber wir sind auf dem Weg!“ sagte Volker Faust. Auch hier: Lust auf mehr – aber wir waren ja bei einer Probe, bei der das „mehr“ immer der nächste ist…

…und der war ein Klingelberger, mal wieder. Aber nicht irgendeiner, sondern ein 2014 Durbacher Schlossberg Klingelberger (Riesling) Auslese aus der 0,5 – Flasche. „Im Weißweinbereich gibt’s nichts Vergleichbares wie edelsüße Weine vom Riesling. Eine schöne alte Tradition, die leider etwas nachgelassen hat!“, sagt Volker Faust – er hat seine Lehre übrigens auf Schloss Johannisberg gemacht, das erklärt seine Liebe für Riesling und auch für die edelsüßen… Der 2014er war natürlich noch relativ jung, lebendig und mit spürbarer Säure – der hat noch ein paar Jahre vor sich. Aber zu Schwarzwälder Kirsch im Glas | Kirschwasser | Schokoladen Panna Cotta | Crumble war das schon eine passende Kombination.

Der Klingelberger ist, wen man so will, ja auch eine Erfindung eines Markgrafen von Baden. Im Jahr 1782 baute Markgraf Carl Friedrich von Baden im Gewann „Klingelberg“ erstmals Riesling in Reinkultur (statt des sonst rundum gepflegten gemischten Satzes) an. Der Klingelberg (der Im Weingesetz von 1971 nicht als Einzellage ausgewiesen ist) umfasst 2,5 Hektar in Steillage.Er ist der älteste reinsortige Rieslingweinberg Badens und mit über 400 Metern über dem Meer an seiner Spitze auch eine der höchstgelegenen Rieslinganpflanzungen in Deutschland (Quelle).

Zur abschließenden Käseauswahl | Birnensenf | Müller‘s Natursauerteigbrot gab es einen 2018 Durbacher Schloss Staufenberg Grauburgunder VDP.Erste Lage trocken. Grauburgunder ist ja eine Rebsorte, die immer mehr an Bedeutung gewinnt. Volker Faust: „Wir sind ja froh: Pinot Grigio ging ja lange meist besser als Grauburgunder!“ Grauburgunder ist durchaus ein spannender Begleiter zum Essen, in der leichteren Variante zum Fisch, aber in der schwereren ideal zum Käse. Dieser 2018er zeigt deutlichen Holzeinsatz, ist entsprechend kräftig.

Schloss Staufenberg

Markgraf von Baden
Schloss Staufenberg
77770 Durbach

Tel.: +49 (0) 781 9246 5838
www.schloss-staufenberg.de


Hinweis:

Die Recherchen zu diesem Beitrag wurden unterstützt mit einer Pressereise auf Einladung des DWI (Deutsches Weininstitut).

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