Da kann das Hotel in Mainz noch so sehr auf jung und stylish machen, der Mann an der Rezeption einen mit einem „Hallo, warst Du schon mal hier?“ begrüßen und auch sonst sehr locker sein – wenn auf der Ablage des Zimmers eine Begrüßungskarte liegt, steht dort Gude! drauf. Das ist ein allumfängliches Wort und universell einsetzbar. Nur: außer auf der Karte hab‘ ich’s nicht gehört und nur noch einmal gelesen (zur Verwirrung der Fremden dort mit Doppel-u: Guude). Da sind die wortkargen Ostfriesen mit ihrem Moin konsequenter. Dafür haben sie aber gar nicht, was Mainz ganz dolle hat: Wein. Und Menschen, die sich damit beschäftigen (damit sind ausdrücklich nicht die gemeint, die ihn trinken – dann wären es ja noch mehr).
Wer Mainz nicht direkt mit Wein assoziiert, ist vielleicht Ostfriese (wie der Autor hier, ts ts ts) oder hat nicht realisiert, dass die Stadt Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz ist – einem Bundesland mit sechs (von 13 möglichen…) Anbaugebieten. Und obendrein ist Mainz natürlich auch Teil des größten deutschen Weinanbaugebiets Rheinhessen: aus ungefähr 27.000 ha holen die Winzer (m/w/d) von 2.100 Betrieben rund 2,5 Mio. Hektoliter Weinmost (Schnitt der vergangenen zehn Jahre), wie der Geschäftsführer von Rheinhessenwein, Bernd Kern, zu berichten weiß. Dass selbst trinkfreudige Rheinhessen und der mit nicht so viel Hektar ausgestattete Rest Deutschlands das allein nicht trinken kann, wo doch im nächsten Jahr Nachschub des natürlich nachwachsenden Rohstoffs kommt, ist klar: „20 Prozent des Weines gehen in den Export“, erkäutert Kern und nennt beispielsweise die USA (Spitze beim Umsatz) und Skandinavien (Topp-Erlöse).
Bernd Kern erzählt dies und andere wissenswerte Dinge bei einer Schale Sekt an einem Ort, der ehedem mal eine Weinbar war und jetzt Ausgangspunkt für Weintouren. Ob früher oder jetzt – verbunden waren und sind die Aktivitäten mit dem Namen Paul-Erik Koop, der Pauls Weinbar (Hurra – ohne Deppenapostroph!) seit Mai diesen Jahres zur Eventlocation umgemodelt hat und statt dessen als Mainzguide Wein mit Wissen verbindet. Bei einer Stadtführung mit Wein verknüpft er dann die Geschichte der Stadt mit regionalen Weinen – das ist also keine trockene Angelegenheit. Warum er den Sekt (ein Riesling Brut von Braunewell) in diesen altmodischen Selktschalen ausschenkt, hätte ich Paul schon gerne gefragt – aber der war am Treff-Termin leider krank. So blieb die Spekulation: wird wohl ironisch-retro gemeint sein, denn die feine Perlage macht sich in so Schalen ja schnell aus dem Sekt. Wobei: stylish sieht’s ja aus…
Spekulieren lässt sich’s nicht gut allein, weswegen ja irgendwann mal gesagt sein muss, warum es Winzersekt beim Paul gab und Bernd Kern dort als wissender Informant parat stand. Ganz einfach: es galt ein Jubiläum zu feiern. Seit 15 Jahren sind die Landeshauptstadt Mainz und die Region Rheinhessen exklusives deutsches Mitglied im internationalen Netzwerk der Great Wine Capitals. Ziel des 1999 von der Handelskammer Bordeaux gegründeten Netzwerks ist es, Reisen, Bildung und Wirtschaftskontakte zwischen den renommierten Weinmetropolen der Mitglieder zu fördern – aber eben auch die Weinafficonados der Region miteinander zu verbandeln. Es gab hier auf den STIPvisiten ja schon mal einen Beitrag mit Podcast dazu.
Das networking in der Region findet auf vielerlei Arten statt. Weil ein Fokus der Great Wine Capitals aufs Sichtbarmachen von weintouristischen Angeboten liegt, gibt es jährlich die Best Of Wine Tourism Awards in zahlreichen Kategorien. Einige dieser im doppelten Wortsinn ausgezeichneten Betriebe sollten wir auf einer Pressereise kennen lernen, zu der die GWC Geschäftsstelle Mainz | Rheinhessen eingeladen hatte. Zwischen Start beim Paul und Ende in den tiefen Kellern der alten Sektkellerei Kupferberg hatten Elke Höllein und Sabrina Kirchner („Amt 10.05 – Öffentlichkeitsarbeit und Protokoll“) einen bunten Mix von weinnahen und weinaffinen Destinationen ausgesucht und so unauffällig die Vielfal der Möglichkeiten aufgezeigt – Ämter machen ja selbst nix, es sind die Menschen, die da arbeiten!
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Hinweis:
Die Recherchen zu diesem Beitrag wurden unterstützt mit einer Pressereise auf Einladung der Great Wine Capital Mainz.
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