Einmal muss ja auch Schluss sein – offiziell zumindest: „Die Haupternte ist mit der Lese hier in Seußlitz beendet“, sagt Björn Probst, Weingutsleiter von Schloss Proschwitz. Hier in Seußlitz – das ist auf dem Closterberg („ganz bewusst in der alten Schreibweise mit C!“), die seit diesem Jahr als VDP.Erste Lage eingestuft ist. Der Weinberg ist seit 1272 als Klosterberg urkundlich belegt und gehört damit zu den ältesten bekannten Rebflächen Sachsens.
Die Klassifizierung als Erste Lage – in der VDP-Qualitätspyramide die zweitbeste Kategorie – ermögliche es ihm, für die Traminer und Rieslinge dieses Bergs die Preise zu nehmen, die die hervorragende Qualität der Weine und die mühsame Handarbeit im Weinberg widerspiegeln, erklärte Björn Probst. „Gezielte Handarbeit im Vorfeld des Traumherbstes führte zu hochwertigen Qualitäten, die uns noch lange Spaß bereiten werden“, sagte er. Der VDP hatte den Closterberg übrigens bei der Qualitätseinstufung als Große Lage bewertet – „aber das haben wir nie gespielt“, berichtet Probst, der die Weine dieser Lage schon immer seperat vinifiziert. Der Jahrgang 2023 wird aber erstmals als Erste Lage auf dem Etikett erscheinen.
Etwas über 1,8 ha groß ist der Closterberg, doch die Reben sind enger gezeilt als normal, dementsprechend sind es mehr Reben/ha. Aber sie liefern einen niedrigen Ertrag. Der Closterberg ist seit Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhuderts im Besitz vom Weingut Schloss Proschwitz, „kulturhistorisch gehörte er wohl schon früher dazu, aber es gibt da keine zuverlässigen Daten“, meint Björn Probst. Die Qualität im Weinberg kommt nicht von ungefähr: alles ist Handarbeit, und die Kunst, gesunde Trauben zu machen, heißt auch: sich kümmern. „Neun Mal waren wir zum Pflanzenschutz und -stärkung im Berg“, sagt Probst. Und das in einem vergleichsweise nicht so anstrengendem Jahr (2021 war schlimmer).
Durch den langgezogenen feuchten Winter, der sich bis ins Frühjahr zog, war der Austrieb später als im Mittel der vergangenen zehn Jahre. Ohne Frostschäden entwickelten sich die Triebe gleichmäßig und pflanzenschutztechnisch ohne Probleme. „Erst zur Blüte wurde zum ersten Mal Kupfer eingesetzt, sodass wir auch in diesem Jahr mit ı kg Kupfer/ha (bei zugelassenen 3 kg/ha) auskamen“ erklärt Probst, unter dessen Leitung alle Weinberge von Schloss Proschwitz auf dem Weg zur Bio-Zertifizierung sind – 2023 ist das drite Jahr der Umstellung.
Die stabile Schönwetterlage ab Ende August bescherte den Winzerinnen und Winzern einen goldenen Herbst. Die Lese 2023 startete klassisch mit dem Goldriesling am 04. September mit gut 70° Oechsle. Björn Probst resümiert: „Die Qualitäten und Mengen sind selbst für uns außergewöhnlich. Die besten Lagen haben wir bereits, mit Ausnahme des Seusslitzer Closterbergs, schon Mitte September geerntet.“ Die Großen Gewächse von Grau-, Weiß-, und Spätburgunder wurden ab dem 14. September in nur vier Tagen gelesen. Das durchschnittliche Mostgewicht der Trauben lag in diesem Jahr bei knapp 86° Oe und in der Spitze bei 103° Oe. Der Ertrag lag bei ca. 500.000 kg. Die Hauptlese fand diesen Freitag im „Scheusslitzer Closterberg“ mit bereits reduzierter Handlesemannschaft ihren Abschluss.
Weingut Schloss Proschwitz
Heiliger Grund 2
01662 Meißen OT Proschwitz
Tel. +49 (0) 3521 47 67 90 Sparkasse Meißen
schloss-proschwitz.de
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