Noch mehr Keks in Berlin

Das Crackers kann auch Fleisch…

Crackers

So einfach mal rein wäre ja langweilig. Ein wenig kompliziert sollte es schon sein, wenn man in ein Restaurant von Heinz „Cookie“ Gindullis möchte. Das Cookies Cream fanden wir, weil wir es vorher erzählt bekommen hatten, trotz Hinterhof und Treppchen. An der Tür zum Crackers, das im November 2014 eröffnet hatte, schlenderten wir erst einmal vorbei – wegen Unauffälligkeit übersehen. Aber wir hatten ja unsere local scouts dabei, und schon nach einem Klingeln und der richtigen Wahl zwischen zwei unbeschrifteten Feuertüren stehst Du – in der Küche. Dit is Balin, wa! (auch wenn man das anders schreiben sollte).

OK, streng genommen sind wir nicht in der Küche, sondern laufen an ihr entlang. Aber wir sehen die Köche und sie sehen uns – was in diesem Fall großes Hallo bedeutete, denn alles anonyme Anmelden und Tischreservieren des Testers hilft ja nicht, wenn der Chef einen erkennt. Stephan Hentschel stand am Herd, wir kennen uns: Großes Wiedersehenshallo. Schon wieder ein Testbesuch, bei dem man verwöhnt wird – aber egal! Die Verwöhnung bestand darin, dass wir uns (nach einem Nachmittag mit Wein und Käse bei den WeinFUNatikern) eher dezent zwei Vorspeisen zum Teilen und jeder sein Hauptgericht bestellt hatten, dann aber mit Grüßen aus der Küche ein wenig überrascht wurden. Hat aber nicht weh getan, im Gegenteil!

Die Karte des Crackers ist auf zwei Seiten klar gegliedert: neun Vorspeisen von 9 € (Grüner Salat) bis 30 € (Perigord Trüffel), zwei Suppen (10/12 €), fünf Hauptgerichte (vegetarisch 16 €, Fleisch 24 – 33 €, Fisch mit und ohne Kaviar (28/38 €). Das Restaurant ist groß, mit weniger gutem Feeling hätte man da auch Bahnhofshallenatmosphäre hinbekommen können. Wir fühlten uns aber vergleichsweise kuschelig und erfreuten uns im Dämmerdunkel an den Lichtpunkten der Küche an der einen und der Bar an der anderen Seite. Der Service ist jung, freundlich, kompetent, gut drauf – hat Spaß gemacht!

So groß der Gastraum, so großartig das Essen. Verwundert hat uns das nicht, fürs rein vegetarische Cookies Cream überm Crackers haben der GaultMillau-Guide immerhin 15 Punkte und der Feinschmecker zwei F vergeben – in Dresden hat das Elements mit vergleichbarer Einschätzung einen Michelin-Stern… Aber es muss ja nicht immer vegetarisch sein, Stephan Hentschel hat schließlich um die Jahrtausendwende seine Koch-Ausbildung beim Gasthaus zur Post Ladbergen absolviert (und von daher kennen wir uns auch). Was uns lehrt: es kommt nicht darauf an, ob es Gemüse, Fisch oder Fleisch ist, sondern auf die Qualität der Produkte, auf die Kreativität bei der Zubereitung und auf das Geschmackserlebnis beim Gast.

Und da traf den der Küche unseren (wir waren zu fünft…) recht gut. Große Freude über den Stilton beim Eisberg am Spieß, noch größere wegen der feinen Säure der Limone auf Ceviche vom Zander, das ultimative Seufzen der Frau Freundin bei den drei Saucen zur Artischocke („tausendmal besser als bei Dir zu Hause!“), das optische wie sensorische Vergnügen beim Tatar mit Landei, Schmand und Petersiliensalat – die Vorspeisen gaben die perfekte Grundlage für muntere und entspannte Plauderei am Tisch.

Fünf Leute können fast alle Hauptgerichte der Karte probieren. Selbst gegessen habe ich nur Geschmortes Lamm, Harissa, gerösteter Couscous – und gleich mal eine Notiz für den bevorstehenden Osterbraten gemacht: zart und saftig das Salzwiesenlamm aus Schleswig-Holstein, das schon nach dem Garen mundgerecht portioniert und wieder zu einem Quader zusammengefügt (Keulen zu Lammquadern!) wurde, zusammengehalten auch durch eine Zungenschnalz-Lippen-Lecksauce, wenn Sie ahnen, was ich meine. Die anderen Dinge am Tisch – Filet und Entrecote vom Charolais aus Mecklenburg-Vorpommern und das Klosterschwein im Kräutergarten (Livar/Limburg) machten – nur mit den Augen verschlungen – einen ähnlich feinen Eindruck.

Die Weinkarte des Crackers ist nett organisiert: neben einigen offenen listet die Karte je eine Doppelseite mit Flaschen weiß-rosè-rot zu 30 Euro, zu 40 Euro und zu 50 Euro sowie noch einige begehrenswerte Weiße zwischen 65 und 125 € – in jeder Kategorie durchaus tolle Weine und alle nach überschlägigem Drüberschauen mehr als fair kalkuliert. Wir hatten uns bei den Vorspeisen für einen 2013 Chardonnay von Lageder (30 €) und zum fleischlastigen Hauptgang für einen 2009 Château Bernateau, Saint Émilion Grand Cru AOC (50 €) entschieden.

Crackers
Friedrichstraße 158 / Unter den Linden
10117 Berlin-Mitte

Tel. +49 30 680 730 488
www.crackersberlin.com

[Besucht am 1. März 2015]

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