Sgraffito an Rote-Bete-Suppentellern

Besuch in der Villa Sorgenfrei im Rahmen der Kochsternstunden

Villa Sorgenfrei

Im September vergangenen Jahres gab es ja einigen Wirbel um die Villa Sorgenfrei – Mario Pattis wolle sie übernehmen, hieß es – aber daraus ist nichts geworden. Na klar waren wir gespannt wie Flitzebögen, was uns nun in dem romantischen Restaurant erwarten würde, und mit uns etliche andere: der offene Tisch am letzten Tag der Kochsternstunden 2015 war eine sehr lange festlich gedeckte Tafel für 30 Gäste.

Das spezielle Kochsternstunden-Menü konnte man als 3- bis 5-Gänge-Menü wählen (49 € / 59 € / 69 €, inkl. Weinbegleitung jeweils plus 20 €). Da wir nicht wussten, worauf wir hätten verzichten wollen, wählten wir fünf Gänge nebst korrespondierenden Weinen und starteten mit der Trilogie vom heimischen Kalb (Tatar, Carpaccio, Praline) mit eine Gewürzgurkenvinaigrette & Piemonteser Crème. In Erinnerung blieben vor allem zwei Dinge – die Praline, die sehr geschmackvoll-würzig war und das Tatar, das offenbar mit dem Messer liebevoll in Form gebracht wurde. Zusammen mit der Crème ein Genuss. Der Wein dazu kam aus der Nachbarschaft, ein 2012er Weißburgunder & Traminer „Hortensiengarten Villa Sorgenfrei“, Hof Lößnitz – Radebeul.

Sehr schöne Schärfe beim Gang Rote-Bete-Süppchen mit Meerrettich, dazu sautierte Forelle! Die Spielkinder am Tisch hatten großes Vergnügen daran, nach dem Essen den kunstvoll besprenkelten Tellerrand mit Kurznachrichten in Sgraffito-Technik zu versehen. Nicht ganz so kunstvoll wie beim Fürstenzug oder am Dresdner Residenzschloss, aber mindestens so unterhaltend! Der dazu gereichte Wein hätte auch hervorragend zum nächsten Gang gepasst (vielleicht ja sogar noch besser!) – aber da bin ich ein wenig voreingenommen, denn die frischen knackigen Weißen aus dem Süden des Bordeaux gehören zu den persönlichen Lieblingen zu gebratenem Fisch, vor allem wenn sie so gut gemacht sind wie der 2013er Entre deux Mers Chateau Grand Bireau – Bordeaux. Aber oberhalb der Rote-Bete lag ja auch ein Stück von der Forelle… 

So aber nahmen wir – nicht wirklich ungern! –2013 Chardonnay Purple Label Louisevale Stellenbosch – Südafrika  zum Fischgang: Gegrilltes Filet vom Loup de Mer auf einem Blumenkohlmousseline & Kapernnage betörte vor allem durch eine aufregend geschmackvolle und leichte Blumenkohlmousseline, die mit dem perfekt gegrillten (also saftigen!) Wolfsbarsch eine köstliche Geschmackskombination einging.

Als der Service mit dem Fleischgang einschwebte, verbreitete sich ein wundervoller Duft im Raum: Trüffeln! Lammcrepinette dazu einen Kartoffelespuma, schwarzer Trüffel, Pak Choi & eine Burgunderjus lösten am Gaumen ein, was die Nase versprach, ein insgesamt sehr stimmiger Gang, der durch den dazu empfohlenen Gaumenschmeichler aus der Toskana aufs allerfeinste abgerundet wurde (2011 Rosso di Montalcino Tenuta Caparzo, Toskana). Beim Dessert mutmaßten wir eine Schlacht in der Küche verpasst zu haben, weil die wilde Schokogarnitur auf den Tellern das so nahelegte. Wir ließen derlei Phantasien jedoch schnell und schwelgten im Eis und in Bitterorangen als bemerkenswerteste Zutaten von Gebranntes Törtchen von der Butterbirne, dazu ein Sauerrahmeis & glacierte Bitterorangen. Ein edelsüßer Tokajer rundete das Vergnügen ab: 2008er Tokaji Aszú 3 Puttonyos aus Disznókó in Ungarn.

Wir konstatierten: Gut, dass wir alles probiert hatten! Und unsere insgeheim gehegte Befürchtung, dass mit der Absage von Mario Pattis die Leistung der Sorgenfrei-Küche leiden könnte, erwies sich als unbegründet: Der Name des Hauses strahlt eben doch aus!

Villa Sorgenfrei
Augustusweg 48
01445 Radebeul

Tel. 0351 / 7956660
www.hotel-villa-sorgenfrei.de

Öffnungszeiten:
täglich ab 14.00 Uhr
Kaffee & Kuchen, herzhafte & süße Snacks
täglich ab 18.00 Uhr Warme Küche (Dienstag Ruhetag)

[Besucht am 29. März 2015 im Rahmen einer Kooperation mit den Kochsternstunden | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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