Frickenhausen – das klingt doch irgendwie nach der Heimat von Mickey Maus, Donald Duck und all den anderen einschlägig Gezeichneten. Aber damit tut man den etwas über 1.200 Einwohnern (m/w/d) von Frickenhausen natürlich komplett Unrecht – und Weintrinker wissen auch, warum. Denn Frickenhausen ist nicht nur „ein Markt im unterfränkischen Landkreis Würzburg“ (Wikipedia), sondern auch ein Ort, den einschlägig Trinkende als Heimat ganz ordentlicher Weine verorten. Ich kannte Frickenhausen schon, ohne genau zu wissen, wo es denn wirklich liegt – weil auf den Rücketiketten der Weine des VDP-Weinguts Bickel-Stumpf eben jener Ort, wo der Main seine südlichste Schleife zieht, als Weinguts-Ort angegeben wird.
Das mit dem Main ist schon deswegen gut zu wissen, weil man als sprachunkundiger Tourist das Straßenschild Am Mee dann gleich viel besser einordnen kann. Okay, wenn man sich ein wenig umschaut, sieht man den Holzkahn MS Anton auf der Wiese und dahinter einen Fluss – da kann man sich den Rest ja denken. Wer sich weiter umschaut, sieht ein Tor und bekommt gleich den nächsten wichtigen Frickenhausen-Hinweis: Der Ort ist umgeben von einer noch intakten historischen Ringmauer. Hinein und hinaus kommt man nur durch die vier Tortürme – und ist dann jeweils auch schnell im Zentrum mit Marktplatz, altem Rathaus und der Kirche.
Der Ursprung des Ensembles war mal die Sommerresidenz der Fürstbischöfe von Würzburg („die haben schon immer gewusst, wo’s am schönsten ist“). Im kleinen Holzfasskeller probieren wir einen Müller-Thurgau. Aber nicht irgendeinen, sondern den von Frank & Frei. Das ist eine Winzerfreundschaft von 13 Winzern, die sich in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zusammengetan haben, das Image des Müllers auf Vordermann zu bringen – ihn also besser zu machen als es lange Zeit üblich war. Es gibt Vorgaben, was die Erntemenge anbelangt und ein Ziel: Wein, der Spaß macht! Schön und unkompliziert. „Man lernt viel dabei – für kleine Winzer ist das sicher ein Sprungbrett!“, weiß Philipp Meintzinger.
Den Müller macht jeder Winzer selber. Anders beim Secco, der auch ein Frank&Frei-Projekt ist, bei dem aber jeder Winzer seinen Teil Trauben dazu beigibt. Die Grundweine werden zusammengegeben und die Cuvée dann zusammen mit Kohlensäure versetzt. Deswegen stehen auch alle 13 Winzer mit auf dem Etikett – und es gibt den Secco bei allen 13 Mitgliedsbetrieben.
Im Gewölbekeller sehen wir dann auch noch ein Muschelkalkfass. Zwei funktionierende gibt’s noch, ein drittes ist undicht und schmückt den Hof. Schmeckt man das, wenn ein Wein da vergoren wurde? Oder ist es eher ein schönes Kapitel beim Storytelling? Auf jeden Fall ist es: ein Experiment… – und so blumig-ungenau wie die Antwort des Marketingmenschen Philipp war, wohl auch mehr Storytelling als Geschmackserlebnis. Aber ohne es auszuprobieren bekommt man das ja nicht raus, und beim 45minütigen „Easy-Peasy-Highlight Weinrundgang, der uns und unsere Geschichte und Philosophie erlebbar macht“ (Zitat von der Webseite) erfüllt das Muschelkalkfass ja immer noch einen guten Zweck.
Vermarktung ist ja auch wichtig. „Meine Eltern haben das Weingut mit 20 ha gestartet, jetzt vermarkten wir 30-35 ha“, hat uns Philipp Meintzinger erzählt. Er hat seine Winzerlehre in Würzburg bei Ludwig Knoll im Weingut am Stein absolviert und dann in Geisenheim internationale Weinwirtschaft studiert. „Marketing liegt mir mehr als Arbeit im Weinberg“, gibt er zu – aber Wein aus 35 ha muss ja auch erst einmal verkauft werden. Der Großteil geht übrigens an Privatkunden (80 %), wobei die Gäste des Hotels wesentlichen Anteil daran haben.
„Wein muss man mit Emotionen verknüpfen!“, weiß Philipp Meintzinger. Ob beim Kellerspaziergang (in kleinen Gruppen) oder wenn sie oben sitzend den Wein probieren und dabei durchs große Fenster in den Keller gucken können. Auch die Zeittafel gehört dazu, die in groben Schritten die Geschichte des Weinguts nacherzählt – vorerst bis 2009.
Am wenigsten romantisch, aber der größte Teil des Kellers: die Abteilung mit den Edelstahltanks. 280.000 l passen rein in normalen Jahren – in diesem wird’s deutlich weniger. Frickenhausen hat’s mit Regen in diesem Jahr besonders arg getroffen. „Aber ja, da lernt man…“ Und ausgerechnet im vergangenen Jahr haben sie angefangen mit Bio – ein unglücklicher Start beim Wetter dieses Jahr. Aber (zufällig, wirklich…) trug Philipp Meintzinger ja das passende T-Shirt zur misslichen Situation: Wird scho – Meintzinger halt…
Sprüche haben sie eh gut drauf bei den Meintzingers. Noch Fragen? stand schon im Weinzimmer groß an der Wand, nun finden wir’s auch auf einer Flasche. 2019 Muschelkalk vom Frickenhäuser Kapellenberg, ein trockener Silvaner (eigentlich ein extrem trockener: 0,7 g/l Restzucker, erkauft durch einen Alkoholgehalt von 15% vol.). Dieser Wein ist ihr Großes Gewächs – und wenn es eingangs hieß: Alle Silvaner sind im Bocksbeutel, dann gilt das nicht für diesen, denn er kommt in der Schlegelflasche. Noch Fragen?
Wir sind übrigens für diesen Teil der Weinprobe raus aus dem Keller und im anderen Gebäude hoch bis unters Dach gelaufen. Dort gibt es einen futuristischen Tagungsraum – einen frei hängenden klimatisierten Glaskasten direkt unter dem historischen Dachstuhl. „Der Kontrast ist verwegen“, heißt es auf der Webseite, und man möchte nicht widersprechen.
Weingut & Hotel Meintzinger
Babenbergplatz 4
97252 Frickenhausen
Tel. +49 9331 / 87110
www.weingut-meintzinger.de
Hinweis:
Die Recherchen zu diesem Beitrag wurden unterstützt mit einer Pressereise auf Einladung des DWI (Deutsches Weininstitut).
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