Wein, Dackelblicke und schaumiges Gofio-Mousse

Besuch im Bistro ágApe in San Sebastián de la Gomera

ágApe

Klein – aber fein! Also eigentlich: sehr sehr klein. Und sehr sehr fein! Das ist die Zusammenfassung des Restaurants in der Calle Real Nº 15 in San Sebastián de la Gomera. Es gibt nur draußen Plätze, und die Zahl der Tische ist auch dort überschaubar. Drinnen befindet sich eine kleine Theke und dahinter eine noch kleinere Küche, und in der werkelt seit Anfang 2019 die Besitzerin und Köchin Fabiana. Sie kommt aus der Schweiz (offensichtlich – bzw. ohrensichtlich – aus der französischen) und hat ihr Bistro ágApe genannt. Mit dem Vorgänger an gleicher Stelle, dem Forastera, hat es gemein, dass die Qualität stimmt. Das eine wie das andere wurde/wird bei tripadvisor als das beste Restaurant der Stadt bewertet!

Das Konzept von Madame Fabiana ist ungewöhnlich. Im Tagesgeschäft gibt es kleine Gerichte, man kann ohne Reservierung kommen und, so man einen freien Tisch bekommt, spontan loslegen. Abends ist es komplizierter, aber nicht wirklich schwer: man muss mindestens einen Tag vorher reservieren und sich vorab für eins von drei Menüs entscheiden. Die drei Menüs heißen Vergnügen (plaisir – ​31 € pro Person), gierig (gourmand – 36 € pro Person) und epikureisch (epicurien – 41 € pro Person) und unterscheiden sich in der Zahl der Vorspeisen, denen jeweils ein Fondue für 2 Personen, Käse und Dessert folgt.

Wir waren mittags da, erhielten einen schönen Tisch für Zwei und wurden vom legeren Kellner allerfreundlichst beraten und bedient. Das Essen brachte auch die Chefin raus – und sie räumte mit strengem Blick auch mit ab: ob’s denn gar nicht geschmeckt habe? Oh doch, madame, sehr gut sogar. Aber die Menge! Denn es gibt mittags keineswegs nur Tapas, sondern auch veritable Sattmacher! Und unvernünftig, wie wir gerne sind, musste da noch eine Vorspeise vor dem üppigen Hauptgang sein! Also der Reihe nach.

Vorab empfahl uns die Bedienung Gyozas – die japanische Variante der Teigtaschen-Großfamilie. Im Angebot gab es die Variante mit Schweinefleisch (cerdo) und die mit Meeresgetier (merluza & langostinos – je 13 €)). Wie gut, wenn man zu zweit ist: je einmal, bitte! Die Gyozas lagen auf einem knackig-grünen Bett: Sprossen und zarte Blätter. Erinnerten an Spinat, schmeckten aber nicht so – waren es dann aber doch, wie wir auf Nachfrage erfuhren. Dazu pikant-scharfe Saucen: fabelhaft!

Für den Hauptgang hatten wir vom tagesaktuellen Angebot einen französischen Klassiker bestellt: Parmentier – einmal in der klassischen Form mit Rindfleisch (hachis parmentier, Kartoffelstampf und Rinderhack) und dann in der Version del mar mit Fisch (je 14 €). Beide Varianten käsig-bröselig überbacken, beide Portionen perfekt abgeschmeckt und klassisch gut. Und beide Portionen nicht so klein, dass man gefahrlos was davor und vor allem was danach hätte verknusen können. Also ließ ich was übrig (unsortiert, weil ja ein parmentier zusammen gegessen den Genuss ergibt) und wurde von Fabiana beim Abräumen in einer Mischung aus böse-strafend und mitleidig-verständnislos angesehen. Ich dackelblickte zurück und konnte halbwegs glaubhaft vermitteln, einfach nur satt zu sein.

Das aufrichtige Bedauern kam wohl an, zumal wir genüsslich den Wein weiter tranken, den uns unsere Bedienung empfohlen hatte. Der erste gomerische Wein, der mir bei all den Besuchen seit 2006 schmeckte – man sollte also die Hoffnung nie aufgeben! In der Flasche (21 €) und dann im Glas: Acebiñon, Forastera blanco seco, Hermigua – ein trockener(und fruchtiger!) Weißwein. Das Weingut von Antonio Luis Arteaga Santos liegt im Zentrum der Insel in der Gegend von Los Aceviños direkt neben dem Garajonay-Nationalpark. Die Weine werden inmitten der Passatwinde auf einer Höhe von etwa 800 Metern erzeugt. Die Forastera ist die am meisten verbreitete weiße Rebsorte der Insel, sie gehört zu den autochthone Sorten auf La Gomera – und weil die Reblaus nie bis dahin kam, wächst la forastera noch auf eigenen Wurzeln. Wir mochten den Wein, der das abgedroschene Prädikat „enormer Trinkfluss“ verpasst bekam.

Während wir vor uns hin palaverten und den Wein genossen, brachte das Küchenteam Desserts an den Nebentisch. Eines davon musste ich dann aber trotz des Sattseins noch bestellen (die Bedienung wurde zum Lieblingskellner, als er dafür Verständnis zeigte!): das Mousse de gofio, ein sahniger Gofioschaum mit Palmenhonig, Amaretto, gegrillten Datteln und Mandel sowie obendrauf und im Glas a parte Beeren. Ehrlich, das hätte ich am liebsten sofort noch ein zweites Mal genossen – so ein zart-schmelziger Schaum aus Gofio von Mais und Weizen in Verbindung mit den knackig gebrannten Mandeln…

Bistro ágApe
Calle Real Nº 15
38800 San Sebastián de la Gomera
La Gomera (Spanien)

Tel. +34 636 77 12 18
agapebistro.com

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