Weinguides 2023: falstaff

Der falstaff ist laut Eigenauskunft das „größte Magazin für kulinarischen Lifestyle im deutschsprachigen Raum“ mit „individuellen Länderausgaben für Deutschland, Österreich und die Schweiz“. Einen Restaurantführer und einen Weinguide gibt es auch – kleiner im Format als die Mitbewerber und (zumindest in der Deutschland-Ausgabe) auch geringer in der Anzahl der vorgestellten Weingüter und der besprochenen Weine. Wer sich nicht so gut auskennt in Weinanbaugebieten, könnte verwirrt werden: es sind nicht die klassischen 13, die man hier (in welcher Reihenfolge auch immer) findet. Die Sachsen sind beispielsweise in einem Kapitel „Nordosten“ zu finden, zusammen mit Saale-Unstrut und – ungewöhnlich, aber nun ja – Brandenburg, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. Da fragt man sich doch als von der Künstlichen Intelligenz Belehrter, warum Schleswig-Holstein unterschlagen wird…

Was mir am kleinen falstaff gefällt, ist der nahezu magazinhafte Umgang mit den einzelnen Kapiteln – trotz der Eigenwahrnehmung Neben den bekanntesten Weinen und unserer Meinung zu ihnen finden Sie auch … süffig geschriebene Einleitungen zu den Weinbauregionen und wertvolle Restaurant-Tipps für den Aufenthalt vor Ort.“ Süffig geschrieben, haha, ein Wortspiel – oder? Davon ab: ja, die Texte sind gut lesbar und informativ – also das, was man sich von so einem Buch erwartet.

Die Auswahl der Winzer für den Band ist natürlich ein eigenes Kapitel, denn der falstaff nimmt, wie alle anderen außer dem Vinum auch, eine Anstellgebühr für die Weine. Das heißt: die Winzer müssen zahlen, um dabei zu sein. Und nun sind wir im Kraftfeld von Henne und Ei: willst Du als Winzer in einem Weinguide vertreten sein, der in Deutschland nicht als so wichtig wahrgenommen wird? Andererseits: wenn nicht so viele mitmachen, kommt man selbst vielleicht ganz gut raus und geht nicht unter zwischen den üblichen Bekanntheiten! Es ist also so (wie schon beim ersten Bericht der Besprechungs-Serie angedeutet), dass die Winzer selbst kräftig mit-entscheiden, ob sie im Weinguide XYZ dabei sind. Wer dabei ist, lässt sich im falstaff Weinguide über zwei Schlagwortverzeichnisse (eins nach Winzernamen, eins nach Ortsnamen geordnet) prima herausfinden.

Die Bewertungen der Weine im falstaff richten sich nach dem 100-Punkte-Schema. Hundert Punkte stehen für „nicht zu übertreffen“, 95–99 sind „absolute Weltklasse“, 90–94 ein „ausgezeichneter Wein, unter den besten Weinen des Jahrgangs“, und 85–89 Punkte gelten als „gut bis sehr gut“. Gefühlt (wie man so sagt und schreibt) bekommen die Weine im falstaff immer bessere Bewertungen als anderswo, was den Winzern, die sich nach unseren Recherchen mit 70 € pro angestellter Flasche in den Führer einkaufen, für die Eigenwerbung sicher Vergnügen bereitet. 

Eine eigene App zum Weinguide hat der falstaff nicht – statt dessen gibt es aber eine sehr informative Webseite, frei zugänglich und vor allem: mit Tiefe. Das ist deutlich besser als jährlich zu kaufende Apps, bei denen die Suche längst nicht so leicht ist. Beim Weingut Schuh (in diesem Jahr nicht unter den drei Betrieben aus dem Anbaugebiet Sachsen, die dem falstaff ihre Weine geschickt haben) beispielsweise gehen die Bewertungen von Weinen bis in den Jahrgang 2017 zurück – hören dann allerdings 2019 auf. Schloss Wackerbarth, hat Weine seit dem Jahrgang 2012 (und Sekte bis zurück zum Jahr 2006) in der falstaff-Datenbank. Das Invest scheint sich zu lohnen…

falstaff Wein Guide Deutschland
674 Seiten, 15 x 2.6 x 22 cm
ISBN 978-3982218243
Verlag: falstaff, 24,90 €

[Alle Rezensionen der Weinguides 2023]

 

 

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