Castello

Venezianische Impressionen (4)

Die Bilder für diesen Beitrag waren auf der Plattform Ipernity gehostet und wurden dort gelöscht.
Wir sind dabei, die Fotos neu einzubinden, aber das kann etwas dauern – sorry.

Gemüseladen in Castello

Wenn Italien wie ein Stiefel aussieht (und darauf hat man sich ja mal geeinigt, dass dem so sei), dann sieht Venedig aus wie – ein Hühnerbein? Eine Stiefelette? Jedenfalls hat es unten auch so eine Hacke. Das ist, bis zum Knöchel hoch (haben Hühnerbeine Knöchel? Ich sehe, das Bild ist schief!), also bis zum Knöchel hoch ist es das Sestier Castello. Es beginnt famoserweise gleich hinter dem Markusdom, man muss nur einmal rechts um die Ecke und über eine Brücke gehen, schon ist man da. Wobei eine dieser Brücken zumindest früher nicht wirklich beliebt war: Die Seufzerbrücke führte vom Dogenpalast (Sestier San Marco) hinüber ins Gefängnis (Sestier Castello). Die anderen Brücken sind aber OK…

Und was soll ich sagen? Wenn man sich quasi durchs Bein vorarbeitet und nicht zum Fuß runter geht, ist alles gleich vom Tourismus befreit und mit echten richtigen Italienern, wahrscheinlich sogar Venezianern, belebt. Ein Traum! Zur Fußspitze hin ist Castello noch fest in fremder Hand: Nobelhotels wie das Danieli, die Uferpromenade Riva degli Schiavoni, das Biennale-Gelände, die alte Schiffswerft Arsenale: Muss man gesehen haben – oder auch nicht, wenn die Zeit nicht reicht. Und die Calle al Ponto de l’Anzolo, den Kanal an der Fondamenta Cavagnis oder den Gemüseladen im Hinterland des Ospedale muss man nicht gesehen haben – aber es ist schön, es zu sehen, wenn man sich dafür Zeit nimmt.

Gasse in CastelloCastello hat kleine Gassen von der Art, dass man besser im Gänsemarsch durchmarschiert. Es gibt die bei uns so schmählich gemiedenen (und daher ausgestorbenen) Tante-Emma-Läden, die hier oft von Onkel Bruno betrieben werden. Natürlich waren wir auch hier wieder in einer dieser famosen Bars, wo man „al banco“, also am Tresen stehend, alles bekommt, was einem Freude macht. Wir brauchten Caffé (Espresso, hier: doppio – doppelten) zum Wachwerden und genossen dazu einen typisch italienischen Streit zwischen Mama am Kaffeeautomaten und dem Chef (ihrem Mann). Es fehlten uns einige Vokabeln, aber ich glaube, es ging darum, dass sie das Zauberwort mit den beiden tt beherzigen möchte, also bitte etwas flott zu sein. Gut fünf Minuten ging das Hin und Her, und in der Zeit ging schon mal gar nichts flott. Aber dann kam der Espresso, serviert von einer strahlenden Bedienung (nicht Mama, eher ihre hübsche Tochter!), und alles war gut.Gegenüber vom Hospedale haben die Venezier eine eigene Insel für die Toten. Ìsola di San Michele, laut Wikipedia „unbewohnt“. Da auch wir um Mitternacht nicht da waren, lassen wir das mal so stehen.

Die nördliche Uferpromenade ist ganz im Gegensatz zum südlichen Prunkstück eher unauffällig, man kann bei gutem Wetter und richtigem Licht den ein oder anderen netten Blick auf St. Michele und Burano werfen. Aber, so im Vertrauen und unter uns: Wenn man den genießt, ist man schon nicht mehr in Castello, sondern im Sestier Cannaregio

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