Achttausender, Nebel und Knoblauch

Schneewanderung

Seltene Himmelsereignisse wie, beispielsweise, plötzlichen Sonnenschein sollte man unbedingt nutzen. Wohlan: Von Geising kann man wunderbar Richtung Zinnwald wandern – auch im Winter, denn der Weg gehört nicht zu den gespurten Loipen, die Skifahrerinnen und Skifahrern vorbehalten sind. Er ist dennoch begehbar, es sei denn, eine frische Schneewehe hat sich seiner bemächtigt.

Anno 1497

>Wir parkten am Restaurant Anno 1497, das ein lohnendes Ziel am Ende der Tour sein könnte – zumindest für diejenigen, die nicht zwischendurch in der Baude auf der Kohlhaukuppe hängen geblieben sind (wir sind!). Wer nicht reingeht, sollte sich das Anno 1497 dennoch zumindest von außen ansehen, gilt es doch als ältestes erhaltenes Haus von Geising. (Und wer reingeht, kann sich in gemütlichem Ambiente an deftiger Hausmannskost erfreuen. Die Speisekarte ist übrigens zweisprachig: Arzgebirgisch – Hochdeutsch!)

Glitzerwald

Der erste Teil der Route ist als „Goldhahnweg“ ausgeschildert und führt zur Scharspitze. Noch unten in Geising kann man auf einen niedlichen kleinen Rodelhang sehen und die Wartenden an der Talstation für die Skiabfahrt beobachten. Die Piste lassen wir links liegen und schreiten wacker fürbass zur Scharspitze. Das ist einer (von insgesamt 14) der bemerkenswerten 8.000er, die das Erzgebirge zu bieten hat! Wer jetzt aufmerkt, sich an Erdkunde in der Schule erinnert und mit der Hand eindeutige Bewegungen am Kopf vollführt – dem (oder der!) sei gesagt: Um an so eine Attraktion zu kommen, haben die pfiffigen Sachsen einfach nicht in Metern, sondern in Dezimetern gerechnet. So kommt dann auch unsereiner in den Genuss von gewissen Höhenprahlereien!

Scharspitze

Der Weg dahin geht zwar ständig bergauf, aber erstens liegt Geising fast 600 Meter hoch, und zweitens geht es stetig hoch und nicht so auf die Ruppse. Also alles kein Problem. Auf der Scharspitze lädt eine Schutzhütte zur Pause ein. Genießen kann man dort gegebenenfalls mitgebrachte Getränke, aber keine großartige Aussicht: Man sieht den Wald mit lauter Bäumen, sonst nichts. Auch die Tatsache, dass sich hier der Startpunkt der ehemaligen Geisinger Bobsleighbahn befand, ist nicht der Brüller, aber die ist ja auch – entnehmen wir einem freundlicherweise angebrachten Schilde – seit 1930 nicht mehr in Betrieb.

Überflieger (2)

Das schöne an einem Berg, der so hoch ist: Es geht jetzt erst einmal bergab Richtung Zinnwald! Was sich natürlich immer lohnt: Kopf hoch und die wohltuende Farbkombination aus grünen Bäumen, weißem Schnee und blauem Himmel ansehen. Der Schnee schmiegt sich immer heftiger an die Bäume, wobei: Das ist nicht nur Schnee. Das ist auch festgefrorener Nebel. Wieso gerade hier? Das erleben wir wenig später und sind nicht wirklich erfreut: Hinter Zinnwald kriecht es grau den Berg herauf und legt sich auf alles nieder, was sich nicht wehrt. Auch auf uns, denn wie soll man sich gegen kriechende Nebel wehren?

Eisglitzern

Auf dem Weg in den Nebel genossen wir allerdings noch ein Wetter-Special: Es glitzerte und tanzte vor unseren Augen. Keine Ahnung, was das war – aber ich denke mal, wir erlebten die Nebelausläufertröpfchen, die in der bitteren Kälte (für die Nachwelt: die „kälteste Nacht des Jahres“ mit minus zwanzig Grad lag gerade hinter uns) zu Mini-Glitzer-Kügelchen gefroren. Sah jedenfalls schön aus und machte diesen Teil des Weges zu einem besonderen Erlebnis.

Vom Winde verweht

Das Besucherbergwerk am Rande von Zinnwald war verschlossen, die wenigen von uns passierten Restaurants schlossen sich diesem Zustand an. Also nix da mit Füße aufwärmen, sondern weiter gestapft Richtung Kohlhaukuppe. Da der Nebel uns (oder wir ihn) mittlerweile eingeholt hatten und der Wind erwartungsgemäß von vorne eisig ins Gesicht wehte, drohte die Stimmung zu kippen. Aber für solche Fälle gibt es ja oft Abhilfe in Form von schönen Fotomotiven. Wir fanden: puschelige Hecken, weißen Strom und den sehr zielführenden Hinweis, dass wir nun den „Sommerweg“ beschreiten würden. Der ist übrigens grenzwertig in jeder Hinsicht: Rechts von ihm verläuft die deutsch-tschechische Grenze. Auf kleinen Grenzverkehr verzichteten wir jedoch, weil es in Tschechien ganz schön zugeschneit war.

Schneewanderung

Je näher es Richtung Kohlhaukuppe ging, desto mehr schaffte es die Sonne wieder. Wir erkannten den Himmel in seiner Bläue und notierten erneut: Bizarre Gebilde schafft die Natur aus Pflanzen und Schnee. Der gefrorene Nebel war da sicher hilfreich bei der Kreation! Zwischendurch sehen wir unser (Zwischen-)Ziel, die Kohlhaukuppe. Der acht Meter hohe Turm ragt von hier aus gut sichtbar aus dem Wald hervor. Uns winkt aber keiner zu, weil der Turm im Winter gerne gesperrt ist: Zu glatt, der Weg auf den 39 Stahlstufen da hoch.

Kohlhaukuppe

Aber wir (wie viele andere mit diesem Ziel) wollten ja gar nicht auf den Turm, sondern in die Baude. Die hat, aus gutem Grund, auch den Namen Knoblauchbaude. Drinnen ist es meist rappelvoll, wie schon einmal empfohlen: Spätes Kommen sichert am ehesten einen Platz. Wir nahmen einen Glühwein zum Durchwärmen (der muss mehrfach aufgewärmt worden sein, so dass der Alkohol nahezu verdampft war. Aber einem Wandersmann (wie auch einer Wandersfrau) ist das ja ganz recht, damit’s nicht zu sehr dreht. Zudem man zum knoblauchhaltigen Essen (auf der Baude werden im Jahr mehrere Zentner Knobi verarbeitet – steht zumindest auf der Webseite) gerne ein Bier trinkt…

Wir haben zwei Lieblingsgerichte in der Baude: Leichenfinger und Knoblauchsteak. Ausführlich beschrieben im 2011er Beitrag. Ansonsten: Alles wie gehabt. Das gleiche freundliche Personal, die gute Stimmung (wir haben immer mit netten Leuten am Tisch gesessen, so auch dieses Mal!), die Qualität der Speisen. Und das zu sehr reellen Preisen.

Der letzte Teil der Tour: Kurz und bündig – runter zum Hüttenteich, durch Geising zurück zum Parkplatz. Unterwegs sehen wir in der Ferne den Nebel…

Geising-Zinnwald-Kohlhaukuppe

[Baudenbesuch am 26. Januar 2013 | Bericht 2011 | Lage (inkl. Weg vom empfohlenen Parkplatz Hüttenteich) | Zur Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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