Sehen wir mal von der denglischen Schreibweise des Hauptgangs ab, war es ein vergnüglicher Abend im william oben im Staatsschauspiel. Er begann, weil wir zufällig an einem Freitag dort waren und es da dort im Rahmen des Champagnertags Feinprickelndes offen gibt, mit einer alten Witwe im Glas – eigentlich eine gute Idee, die man nicht nur freitags in die Tat umsetzen sollte. Wir waren noch während der Kochsternstunden dort und wollten uns am 4-Gang-Menü erfreuen (42 € / inkl. Getränkebegleitung 60 €).
Das Menü startete (nach frischem Brot und feinem Aufstrich, ein Schälchen pro Gast) sehr erfrischend mit Goldforelle. Kresse | Kalamansi. Der Art und Weise der Menüauflistung merkt man schon an, woher der Wind im william weht: es ist die Innenstadt-Dependance des bean&beluga von Stefan Hermann droben auf dem Hirsch. Doch Küchenchef Marcel Kube hat nicht nur die Schreibart des bean&beluga übernommen – er trifft mit seinen Gerichten auch die klare Linie sehr gut, die uns bei Stefan Hermann so gefällt. Die Kollegen vom Feinschmecker gaben dann auf Anhieb auch gleich 1,5 F und nannten das william in der aktuellen Beilage mit den besten Restaurants für jeden Tag „unseren Favoriten in Sachsen“.
Auch bei den Weinen macht es sich gut, dass (Vorsicht: gewagtes Bild folgt!) das william das Töchterchen vom bean&beluga ist. Dort hat Sommelier Jens Pietzonka mittlerweile eine ganze Reihe von Cuvees mit dem Zusatz „nur für bean&beluga“ auf der Karte – und es sind nicht nur Etiketten, die eigens fürs Haus gemacht werden, sondern wirklich die Weine. Beim 2012 Blanc von Anette Closheim (Nahe) konnten wir im vergangenen Jahr beide Interpretationen probieren: Die der Winzerin und jene, die nach Wünschen aus Dresden entstand. Wir mögen sie beide, übrigens…
Gebackenes Senf-Ei. Kapern | Speck | Kartoffel gab’s schon mal als Anleitung bei YouTube. Ein großes Geheimnis ist es also nicht – aber es einfach vorgesetzt zu bekommen bereitet natürlich viel mehr Vergnügen als es selbst zu versuchen und sich dann zu ärgern, dass es eben nicht das Gelbe vom Ei ist, weil beim Aufschneiden einem nichts entgegengelaufen kommt. Und vom lila Kartoffelstroh und den anderen Kleinigkeiten wollen wir mal gar nicht reden oder schreiben. So konnten wir uns dem Genuss hingeben, auch mal ein frittiertes Ei in Einklang mit einem 2012 Weiss No. 1 von Schloss Wackerbarth (Sachsen) zu bringen – auch „nur für bean & beluga“ abgefüllt.
Beim Hauptgang konnten wir uns zwischen Kabeljau und der deutsch-englischen Namenskombi Short Ripp entscheiden (ich wäre ja für short rib oder Hohe Rippe – oder?). Gemüse | Blattpetersilie | Strudel gab’s als Beilage zu beiden. Mit dem Fisch hat’s unserer Meinung nach (die wir je einen Teller so und einen anders bestellt hatten) besser gepasst – optisch wie geschmacklich. Das Gemüse wäre übrigens auch ein feiner vegetarischer Gang, schön knackig, voller Geschmack, obendrein nett anzuschaun fürs stets mitessende Auge. Die passende Weine wären übrigens keine Entscheidungshilfe gewesen: 2011 Pinotage & Grenache „nur für bean & beluga“ Spice Route Winery (Swartland) für den Fleischgang ging runter wie Öl und 2012 Hensel & Gretel Weiss von Thomas Hensel & Markus Schneider (Pfalz) ist ja ein Mainstream-Klassiker für schöne Momente.
Zum Dessert kam eine 2012 Solaris Auslese von Tim Strasser, Weingut Rothes Gut (Sachsen) ins Glas (es hat sich als Schatten im Bild oben eingeschlichen). Die Begleitung dazu klang ernüchternd, war aber – wie nicht anders erwartet – ein heiterer Abschluss: Getreide. Apfel | Trauben | Schmand muss man sich fruchtig schmelzend auf der Zunge zergehen lassen.
william
Theaterstraße 2
01067 Dresden
Tel. +49 351 / 44 00 88 00
www.bean-and-beluga.de/Schauspielhaus/
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag 11 – 23 Uhr
Samstag bis Sonntag 10 – 23 Uhr
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