Am schönsten ist’s, wenn nicht alle kommen, aber immer noch genug. Donnerstag, als die Gaukler, Pantomimen, Tänzer, Künstler und andere nette Leute den 17. Schaubudensommer am Gelände rund um die Scheune in der Dresdner Neustadt eröffneten, passte es gerade: Wir waren nie allein in den Zelten, es war voll, aber der Andrang hielt sich auch noch in Grenzen – keine Enttäuschung, weil man lange anstand und dann nicht mehr reinkam. So genossen wir den diesjährigen Reigen von großartiger Kleinkunst gleich mehrfach!
Sensationell ist ja die eine oder andere Truppe, teilweise kennt man die Akteure ja auch schon aus vergangenen Jahren. Unser Liebling dieses Jahr ist erfreulicherweise die ganze Zeit über da: Dr. Eisenbarth & die Bardomaniacs. Ihr Schauplatz: ein mit Menschenkraft getriebenes Karussell. Den Motor geben die Bardomaniacs, deren Mukke man (man=ich) stundenlang zuhören könnte. Lasst es mich so sagen: Es ist kein Zufall, dass wir die beiden besuchten Vorstellungen des Abends in unmittelbarer Nähe und in Hörweite des Karussells mit seiner Kapelle besuchten. Da steht es sich einfach netter an.
Natürlich sind wir auch auf dem Karussell gefahren. Es gibt eine Bank, es gibt Tische mit Stühlen, man sitzt quasi im Café. Aber Obacht: Die zwei Antreiber von Dr. Eisenbarth bringen die Fliehkraft ins Spiel – weiß der Himmel, wie sie das schaffen einen langen Abend und einen noch längeren Schaubudensommer lang. Als wir kamen, kostete die Fahrt zwei Euro pro Person (die es wirklich wert waren!), später war dann Fahren auf Spendenbasis angesagt, was zu mehr Publikum führte. Also: Hingehen – aber nicht zu zahlen vergessen! (auf dem Platz 31.7.–10.8.)
Bernd Lafrenz ist in Dresden und Umgebung kein Unbekannter. Das Ein-Mann-Theater mit Shakespeare-Spezialisation spielt Shakespeare so, wie der gute alte William es gewollt hat: Leidenschaftlich und mit einer gehörigen Prise Humor. Ein Mann, alle Rollen – da gibt’s bei Shakespeare mehrere Tode zu überstehen! Der große Vorteil der 30-Minuten-Kurzfassung von Romeo und Julia: Endlich kapiert man 450 Jahre nach des Meisters Geburt mal, was da abgeht! Außer, dass am Ende alle tragischerweise nicht mehr leben – bis in dreißig Minuten die nächste Vorstellung beginnt… (Vorstellungen 31.7.–2.8.)
Die Compagnia Dromosofista schickte für die Historieta de un Abrazo den immer sehr schön melancholisch blickenden Gitarristen und aus Italien die mit großen Augen betörende und gern verschmitzt lachende Akkordeonspielerin – ja genau: die Namen habe ich nicht rausbekommen – noch nicht. Aber was da sprachlos mit Händen, Musik und Marionetten gesagt wurde, hat uns begeistert. Und die anderen im Zelt auch. (Vorstellungen 31.7.–4.8.)
An dieser Stelle vielleicht für die Nichtkenner des Schaubudensommers: Die Künstler in ihren Zelten spielen entweder zur vollen oder zur halben Stunde, immer etwa dreißig Minuten lang – wer was spielt, steht im Programm und vor allem an der Tafel am Eingang. Dort spaziert auch meist adrett mit Smoking, Fliege und rotem Einstecktuch ausgestattet der Herr Direktor herum – das ist Helmut Raeder, der mit Heiki Ikkola die künstlerischen Fäden des Festivals in den Händen hält. Gerne wird er gefragt, was das beste am Abend sei – und wahrheitsgemäß pflegt er fast immer zu antworten: Alles. So ist das, und wo er Recht hat…
Der siebzehnte Schaubudensommer findet vom 31. Juli bis 10. August 2014 statt, der Festivalplatz hinter der Scheune (Alaunstraße 36-40, 01099 Dresden) ist ab 19 Uhr geöffnet. Bis 20 Uhr kommt man so aufs Gelände, danach kostet es zwei Euro. Tickets für die Shows , die quasi täglich wechseln, gibt es ausschließlich an der Abendkasse: Eine Vorstellung (ca. 20 – 30 Minuten) kostet 5 €, das Dreier-Ticket 12 €. Kinder zahlen nicht mal die Hälfte (zwei Euro).
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