Na klar, den Felsen von Arbatax muss man gesehen haben, idealerweise natürlich auch fotografiert. Aber, Entschuldigung, eigentlich war’s das dann auch schon. Schon die letzten Meter auf dem Weg zum Foto-Hotspot ist ernüchternd: man kommt an einem kleinen Hafen vorbei, den pittoresk zu nennen übertrieben wäre, man sieht den kleinen Bahnhof, der die Endstation des berühmten Trenino Verde ist (der aber tagsüber durch die Berge dampft, also nicht da ist) – und biegt ab auf einen gefühlt fußballfeldgroßen Parkplatz. Da, wo die Menschen ihre Selfies machen, ist der Felsen.
Die in der Tat vor allem im Abendlicht sehr roten Porphyrklippen werden von Reisebeschreibern gerne mit einer Kathedrale verglichen, was eine veritable Beleidigung für jede Kathedrale ist. Aber wahrscheinlich hat’s nur mal einer mit nicht ganz so viel Ahnung geschrieben und die anderen haben dann dort in Ermangelung eigener Fantasie abgeschrieben. Ganz nett ist das Loch im Felsen, das – wenn man sich nur richtig positioniert – einen sehr feinen Blick auf das (im Idealfall: blaue) Meer gestattet.
Es gibt dann unweit vom Bahnhof auch noch einen dicken Turm aus dem 15. Jahrhundert, der sich der spanische nennt und wohl mal der vierzehnte in einer Reihe von Vielen war, was dem Fischerdorf Arbatax zum Namen verhalf: Arba at Asha kommt aus dem Arabischen und heißt „der vierzehnte Turm“. Uns interessierte der Leuchtturm mehr – der liegt (natürlich) oben auf dem Capo Bellavista. „Wer bis zum Leuchtturm hinaufsteigt, wird mit einer wunderbaren Rundumsicht belohnt“, verspricht Peter Höh in seinem Handbuch für individuelles Entdecken – also wanderten wir wacker fürbass hoch, vorbei an der Touristenattraktion Arbatax Park und einem Luxushotel. Kurz vorm Ziel ein großes offenes Tor mit zwei auch nicht gerade kleinen Schildern, die einmütig verkündeten: Zona militare – Zutritt verboten. Weitergehen? Dafür sprach, dass kein martialisches Tor zu sehen war. Umkehren? Dafür sprach das Bild eines bewaffneten Mannes – sorveglianza armata, irgendwas mit Waffen. Wir hatten ja Urlaub und wollten den bis zum Ende genießen, also drehten wir unter Verzicht auf jedwede Aussicht um.
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