Der minimale Verdauungsspaziergang ist etwa 666 Meter lang – so weit ist es vom Parkplatz zum Ittiturismo, und zurück ist es dann natürlich wenigstens genau so weit. Aber nach zweieinhalb Stunden köstlichen Fisches geht da noch mehr – gutes Wetter vorausgesetzt! Das ist zwar in diesem Teil der Welt eher die Regel, aber wir hatten ja die Ausnahme genießen dürfen: den ersten Regen nach hundert Tagen – und den dann bitte auch gleich ganz heftig. Das Tief hatte sich jedoch verzogen, geblieben waren hin und wieder schöne Pfützen.
Der Ittiturismo liegt auf einer Fastinsel am Rande des Stagno di Tortoli. Eine schmale Verbindung zum Land macht aus der Insel eine Fastinsel – wobei das Land hier auch nur ein schmaler Streifen ist, der die Lagune vom offenen Meer trennt. Aber genau dieses Arrangement macht den Spaziergang so nett: irgendwie geht man fast immer am Wasser, erlebt es einmal als ruhiges, traumhaft die Wolken spiegelndes Binnengewässer und dann als in der endlos endlichen Ferne den Himmel küssendes Wellenmeer, eine (wenn auch kleine) Brandung inklusive.
Wir verlassen unsere kleine Ittiturismo-Insel über eine (unspektakuläre) Brücke und sind dann quasi auf dem Festland – wobei das natürlich auch relativ ist, denn Sardinien ist ja auch nur eine Insel im Mittelmeer, aber dann doch so groß, dass man es nicht wirklich spürt. Zumal kenntnisreiche Inselbeschreiber darauf hinweisen, dass man Sardinien auch als kleinen Kontinent, als piccolo continente, beschreiben könnte. Dieser Teil unseres Verdauungsspaziergangs führt auf relativ geradem und nicht zu breiten Weg parallel zum Canale di Su Stoargiu durch üppiges Grün, manchmal auch Schilf und Gräser. Voraus sieht man die Ausläufer des Supramonte Gebirges – mithin haben wir immer ein recht geschlossenes Landschaftsbild vor Augen.
Am Ende des Weges geht es rechts ab Richtung Strand. Die Anhäufung schöner Motive fällt den Fotografen sofort auf: Zuerst der ruhige Kanal mit seinen sattgrünen Ufern, dann der Strand, der hier stellenweise ganz wenige Meter breit ist und auf der einen Seite das Meer und zur anderen die Laguna di Iscrixedda als Begrenzung hat. Absoluter Fotoalarm! Wir waren nicht nur bei dem einen Spaziergang dort, sondern noch ein weiteres Mal – und mussten noch einmal Bilder machen, weil Licht und Wind und Wellen durchaus dazu einluden.
Zum Baden geht es entweder weiter nach links oder weiter nach rechts – dort ist der Strand deutlich breiter. Wir schlugen uns rechts ab in südlicher Richtung und hatten das Meer nunmehr zur Linken und zur Rechten einen ganz famosen Pinienwald, Pineta di Lotzorai. Wer baden will: Hier gibt es reichlich Platz. Der Strand hier heißt Spiaggia di Isola Manna – aber es ist nicht die Insel gemeint, die man beim Rausschwimmen sieht, sondern die, die man beim Zurückschwimmen wieder ansteuert: Die Insel – das ist das, was wir gerade spazierend umrunden: umgeben vom Meer und vom Canale di Su Stoargiu. Insel oder nicht, hier scheint eh alles Wasser oder Sand zu sein. Und schön, so oder so.
[Zum Essen davor]
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