Ausflugsgaststätte an der Elbe mit Anspruch

Kochsternstunden 2019: Die Elbtalschmiede in Meißen-Winkwitz

KSS Elbtalschmiede

Man könnte ja fast glauben, dass der Menüwettbewerb Kochsternstunden ein Wettkampf unter den gehobenen Restaurants sei und dort normale Küche (die wir traditionell gerne gut bürgerlich nennen) nicht vorkommt. Das ist aber gar nicht die Idee hinter der Aktion, die Clemens Lutz und Marlen Buder vor elf Jahren hatten: es ging dem Paar (er war – damals in Düsseldorf, mittlerweile in Dresden – Gastronom, sie Mitinhaberin der Marketing-Agentur Narciss & Taurus, die Kochsternstunden also die Quersumme beider Interessen) unter anderem auch darum, gemeinsam Spaß zu haben, Gäste und Gastronomen in der umsatzschwachen Zeit zusammen zu bringen. So gesehen ist es toll, dass nicht nur die kulinarischen Spitzenverwöhner (wie das Elements, Bülow’s Bistro, Atelier Sanssouci und all die anderen) sich den Gästebewertungen stellen.

Womit wir bei der Elbtalschmiede wären. Dort gab es einen Besitzerwechsel (was manche Bewertungen in den unsozialen Medien obsolet macht) – aber geblieben ist natürlich die erstklassige Lage an der Elbe. Das klassische Ausflugslokal, mit (bei diesen Temperaturen freilich noch im Winterschaf schlummernder) Terrasse und einer Karte, die Kleinen Salat für 4 €, hausgemachtes Würzfleisch für 5 € mit Schnitzel und so chice Sachen wie Burger des Mord’s für 14 € vereint, wobei der Burger sicher – seines sinnlosen Apostrophs beraubt und lesbarer geschrieben – dann einer des Monats ist und Adriano Parmesano heißt. Aber, verkündet ein Schild am Leiterwagen draußen vor der Tür, es gibt auch Ostsee-Fisch und frischen Grünkohl. Und (leider ganz ohne Schild und Poster) das Kochsternstunden-Menü in vier Gängen mit der Wahl zwischen Fisch oder Fleisch im Hauptgang und einem Gruß aus der Küche, der so üppig wie ein kleines Abendessen geriet.

Das Gesicht des Hauses, wie man sowas ja gerne nennt, ist Ann-Kathrin Schatzl. Sie ist in diesem Jahr eine der beiden Weinprinzessinen und im eigentlichen Beruf Labor- und Verfahrenstechnikerin. Aber die Liebe hat die Biotechnologin nach Winkwitz verschlagen, wo sie jetzt im Service im wörtlichen wie im übertragenen Sinn bella figura macht. Das Ehrenamt der Weinprinzessin hilft natürlich, die Weine zum Essen charmant und gut zu beschreiben. Zum Kochsternstunden-Menü sind es nur Weine von kastler friedland, die ja schon durch ihre Etiketten gut für tolle Geschichten sind – und zu allem Glück auch noch gut schmecken.

Der Gruß aus der Küche war zweigeteilt und bestand aus einer (hausgemachten, erfuhren wir – wie vieles offensichtlich vor Ort gemacht wird, was man auch fertig kaufen könnte…) kräftigen Bouillon mit Pfannkuchenstreifen einerseits und einer Vesperplatte andererseits, auf der dreierlei geräucherte Schinken (von der Gans, vom Wildschwein und vom Hausschwein) und ein Truthahn-Rillette auf dem Holzbrett um die Wette duftetet und entsprechend intensiv schmeckten. Angesichts der Menge baten wir um kleinere Portionen bei den folgenden vier Gängen – die Fotos untertreiben in dieser Hinsicht also ein wenig. Dazu gab’s schon mal einen Weißburgunder, der aus gutem Grund ein wenig nach Holz schmeckt: er reifte je zur Hälfte im Holzfass und im Stahltank. Die Ente auf dem Etikett soll, nach Meinung der Winzer, signalisieren: passt zu Geflügel. Da geht aber deutlich mehr, bei uns passte er auch gut zum Schweineschinken!

Das eigentliche Menü ging bei uns mit dem zweiten im Wettbewerbsheft ausgedruckten Gang los, so dass ein mit Honig karamellisierter Ziegenkäse die rote Beete küsste. Wir bemerkten eine kleine Deko von frischer krauser Petersilie und legten sie zu den krausen Petersilien auf der Schinkenplatte. Auch beim nun zweiten Gang, einem Matjestatar, störte uns die Petersilie, so dass die grünkrause Kolonie auf der Schinkenplatte wuchs. Das Matjestatar selbst fanden wir richtig gut, ein wenig Farbe ins Matjesgrau brachte der rote Paprika. Ein Pumpernickel wurde kleinkrümelig, wie man das heutzutage so gerne macht, auf dem Teller verteilt. Eigentlich könnte man ja in einer Ausflugsgaststätte auf so ein Chi Chi verzichten und einfach Schwarzbrot, Salzbutter, Matjestatar servieren, befanden wir im Gespräch – voll Retro, aber gut! Zum Fisch: Silvaner. Was für ein Wein! Schade, dass es ihn (allemal in Sachsen) so selten gibt.

Beim Hauptgang war die Frage: Dorsch oder Sauerbraten? Und: Riesling, Grauburgunder oder Spätburgunder? Wieso oder? Fisch für die Frau, Fleisch für den Mann (war wirklich so…) und Wein für alle! Die Riesenpetersilie beim Dorsch war gar keine, sondern Grünkohl, der leider ein wenig zu sehr nach nicht viel schmeckte, aber als Ostfriese habe ich da natürlich eh so meine ganz eigene Grünkühlgeschmackserinnerung. Aber ich hatte ja eh den Sauerbraten vom Hereford-Rind, das gleich nebenan aufgewachsen ist. Superzartes und würziges Fleisch, das mit einem deftigen Quarkkeulchen auch bestens begleitet wurde. Bei unserem Petersilienspiel ging ich wegen drei weggelegten Büscheln im Hauptgang als Sieger hervor, beim Dorsch war’s ja Grünkohl und nur ein akzeptables Petersilienrauschen über den Salzkartoffeln.

Keine Petersilie beim Dessert, das noch einmal guten Geschmack auf den Teller und in den Gast brachte. Mit Blick nach draußen auf die naturtrübe und kühle Elbe beschlossen wir, im Frühjahr oder Sommer noch einmal wieder zu kommen!

Das Menü

  • Gruß aus der Küche
  • Tatar vom Matjes
  • Ziegenkäse küsst rote Beete
  • Dorsch an getrüffeltem Kartoffelstampf und buntem Marktgemüse
    oder
    Sauerbraten vom hauseigenen Hereford-Rind mit herzhaften Quarkkeulchen an feinem Wintergemüse
  • Schokoladenkuchen trifft Parfait

Die Weine

alle Weine von kastler friedland (Radebeul, Sachsen)

  • 2017 Weißburgunder
  • 2017 Silvaner, Goldener Wagen
  • 2017 Riesling
  • 2017 Grauburgunder, Goldener Wagen
  • 2015 Spätburgunder, Goldener Wagen
  • 2016 Kerner, Radebeuler Steinrücken

Die Preise

  • 3-Gänge-Menü 40,00 € (Weinbegleitung (0,1 l je Gang) 12,00 €)
  • 4-Gänge-Menü 45,00 € (Weinbegleitung (0,1 l je Gang) 16,00 €)

Die Elbtalschmiede
Elbtalstraße 39
01662 Meißen OT Winkwitz

Tel. +49 3521 405852
www.die-elbtalschmiede.com

Öffnungszeiten:
Mo – Di: 11 – 14 Uhr und 17 – 22 Uhr
Fr – So: 11 – 22 Uhr
Das Kochsternstunden-Menü gibt es nur freitags und samstags (ganztägig)


Hinweis:
Die STIPvisiten sind Partner der Kochsternstunden.

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