Steaks vom teuflisch heißen Grill

Kochsternstunden 2018 in Leipzig: Am Valentinstag im Beefers

Beefers

„Also eines weiß ich: Am 14. Februar werde ich garantiert nicht essen gehen“, schrieb neulich der Kollege Wolfgang Faßbender – und er geht, weil hauptberuflich Gastrokritiker, eigentlich täglich essen. Mindestens. Und während ich mich noch am Kommentarreigen unter dem Beitrag erfreute, erhielt ich einen Anruf. Von dem Restaurant, in dem ich (schriftlich) für den 14. Februar reserviert hatte. „Wollen Sie wirklich nur einen Platz? Es ist doch Valentinstag!“ Das war lieb gemeint, und na klar könne ich alleine kommen. Was ich auch tat – und feststellte: Außer mir nur Pärchen und Paare und ein Tisch mit vier Männern, von denen es lachend herüber schallte: Wir haben aber Trauscheine!

„Aber es ist doch ein Steakhaus!“ hatte ich beim Telefonat noch zu meiner Entschuldigung vorgebracht, nicht wissend, dass viele verliebte Frauen dem Geliebten gerne insoweit entgegen kommen, als dass sie an so einem hauptamtlichen Umsatztag für Blumenhändler und Restaurantbesitzer großzügig dem Liebsten auch mal Fleisch satt gönnen. Das Beefers in Leipzig – da sind wir nämlich gerade – hat auf den ersten Blick was von einem sehr vornehmem Wartesaal allererster Klasse. Also groß und ohne heimelige Ecken. Aber mit edlem Gemäuer – Mamor und so (kleines Aperçu: die Leipziger Bank, die das Gebäude 1898 beim Leipziger Architekten Arwed Roßbach in Auftrag gegeben hatte, füllte das Haus nie mit Leben – sie meldete 1901 Konkurs an). Früher war hier mal die Schalterhalle der Deutschen Bank, die auch heute noch überm Beefers residiert.

Was – neben den Säulen – das Beefers eindeutig von einer Wartehalle selbst allererster Klasse unterscheidet, ist das Personal (und, so viel sei vorweg genommen, auch das, was dann auf den Tisch kommt). Begrüßt und an den Tisch geleitet vom vorsorglichen Anrufer, flink, freundlich und kompetent bedient den Abend über von Sarah: das war schon gut. Und die anderen Servicekräfte, die den anderen Tischen zueilten, waren ähnlich gut drauf. Sie unterhielten sich und lachten mit den Gästen: fabelhaft, so muss Genuss aussehen. Der Herr Faßbender hätte sich wahrscheinlich trotz des Datums wohl aufgehoben gefunden.

Das Kochsternstunden-Menü, dass das Beefers in diesem Jahr erstmals anbietet (und damit zusammen mit den drei anderen Leipziger Locations in eine eigene Bewertungsrunde geht), sieht drei Gänge vor, wobei man beim Hauptgang zwischen Fisch und Fleisch wählen kann (Menü mit Fleisch 49 €, inkl. Weinbegleitung 64 € – mit Fisch 45/60 €). Unter Verzicht auf ein Meerbarben-Filet entschied ich mich, welch Überraschung, fürs Steak. Denn das ist schließlich die Spezialität im Beefers: Sie haben einen dieser teuflisch heißen Grills, die bei 800 Grad dem Fleisch das Fürchten lehren. Aber soweit sind wir ja noch nicht.

Ganz vorweg gab’s nämlich etwas „zum Aufschließen des Magens“, und zwar auf Anraten ein Appleton Mule. Oh ja, dem gegenüber waren wir doch sehr aufgeschlossen (Thomas Henry Spicy Ginger zum Auffüllen gab dem Wasser zum Essen auch noch einen Hauch von Geschmack: merken!). Parallel dazu kam Brot und Aufstrich, ein angenehmer Start.

Die Vorspeise Tatar vom Strauss mit Pinienkernen und Preiselbeeren, dazu Sobanudel-Salat mit Sesamdressing hatte mich vorab beim Lesen ein wenig irritiert. Ob ich wirklich Straußenfleisch mag? Und Sobanudeln? Und ob mir der Auxerrois vom Weingut Klumpp gegebenenfalls helfen würde, darüber weg zu trinken? Alles halb so schlimm: Mit dem Strauß (aus heimischer sächsischer Zucht übrigens) konnte ich mich anfreunden, wenn auch nicht dafür begeistern. Rind bleibt Rind. Und Sobanudeln (aus Buchweizen) sollen ja gesund sein. Der Wein, übrigens, war wie erwartet, spitze: duftig, fruchtig, feiner zarter Schmelz.

Zwischen den Gängen blieb ein wenig Zeit für Valentinsromantik-Beobachtungen. Da streichelte Er ganz verliebt sein Smartphone mit Gesten, die vor Erfindung des iPhones so in einem Restaurant nie zur Anwendung gekommen wären. Sie ahnte wohl, dass das nur das Vorspiel war, denn sie schaute sehnsüchtig rüber (also nicht zu mir, sondern zum Ihrigen). Und ja, tatsächlich: während mir ein 2015 Carménère Armador vom Odfjell Vineyards Bioweingut im Valle de Maipo (Chile) eingeschenkt und erklärt wurde und der Hauptgang Surf & Turf – Argentinisches Rinderfilet mit Jakobsmuscheln im Speckmantel, Süßkartoffelpüree und saisonalem Gemüse gebracht wurde, muss sich schräg gegenüber was getan haben. Beim Essen konnte ich aus dem Augenwinkel heraus sehen, wie statt des Smartphones nun der Arm der Liebsten mit eben jenen eingeübten Gesten bedacht wurde. Happy Valentine!

Das Filet war ein schönes Stück Fleisch, das den Weg über den bis zu 800 °C heißen „Southbend“ Infrarotgrill zum Tisch gefunden hat. Die Jungs am Grill wissen, was sie tun, der gewünschte Gargrad war perfekt erreicht, so dass von außen (heiß, karamelisiert-knusprig) nach innen (im Kern roh, naturbelassen-würzig) perfekter Steakgenuss garantiert war. Speck um Jakobsmuschel kann man machen, muss man aber nicht: ohne Speck und mit knackig angegarter schierer Jakobsmuschel hätte es mir wahrscheinlich noch besser gefallen.

Die Weinbegleitung zum Dessert hätte laut Ansage auch ein Rum sein können – oder aber ein Wein von Matthias Hey. Natürlich nahm ich die 2015 Riesling Auslese des Vorzeigewinzers aus Naumburg. Erstaunlich, was Hey aus den über 80 Jahre alten Reben im Naumburger Steinmeister an Filigranität und Kraft heraus holt. Verliebt in Riesling? Auf jeden Fall. Dazu passend ein Brownie – in Herzchen-Form und mit Mascarpone-Creme & Preiselbeeren

Beefers
Martin-Luther-Ring 2
04109 Leipzig

Tel. +49 0341 / 9607127
www.beefers-leipzig.de

Öffnungszeiten
täglich ab 17 Uhr

[Besucht am 14. Februar 2018 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]


Hinweis:

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