Am Ende ist alles irgendwie Friede Freude Eierkuchen – wobei, stop: es waren ja gar nicht Eierkuchen, sondern gekochte Eier, die eine entscheidende Rolle spielten bei der Premiere von der barbarischen Hühneroper Romulus. Aber Eierkuchen wären auch gegangen, sicher. Die Serkowitzer Volksoper hat sich des großen Stoffes von Macht, Machtverdrossenheit, Machtgeilheit und manchmal auch ein bisschen Machtnichts angenommen. Den Text von Friedrich Dürrenmatt haben sie genommen und zur Musik von Händel daraus eine Oper gemacht, die fürs Open-Air-Volkstheater in der Saloppe geeignet sein soll. Ein hehres Unterfangen!
Der Schweizer Dramatiker Friedrich Dürrenmatt war ja einer der ganz Großen – was einschließt, dass er gar trefflich tragische und nachdenkliche Texte mit einer gehörigen Prise Humor zu würzen wusste. Und so erleben wir einen Romulus, der weniger Kaiser als Hühnerzüchter ist, der seine Hühner nach römischen Kaisern benannt hat (sich selbst inklusive) – und nach seinem Gegner, dem Germanen Odoaker. Klingt lustig? Ist es aber nicht, jedenfalls nicht immer.
Na klar gibt es gute Dialoge und Zitate (Dürrenmatt halt!), und wer sich traut, barocke Opern äußerst ignorant und laienhaft auf minutenlange Gesangstrialoge à la „Der Feind – er naht!“ – „Der Feind!“ – „…er naht“ zu reduzieren, der konnte auch an den musikalischen Zitaten seinen Spaß haben. Zumal die Ensemblemitglieder der Serkowitzer Volksoper hervorragende und bestens ausgebildete Sängerinnen und Sänger sind. Und auch über die Kapelle, die selbstredend nicht nur musikalisch bestens drauf war, sondern auch einen veritablen Hühnerstall (und einen Teils des Germanenheeres) abgab, möchte man gar nicht meckern.
Aber?
Aber das kann auch ganz schön anstrengend sein! Dürrenmatt, 1949 uraufgeführt, ist ja schon erschreckend aktuell. Und dazu dann noch Händel, der vor 1719 Jahren in Dresden nach guten Sängern suchte und somit 300 Jahre zu früh hier war: das ist ja alles für sich genommen ganz chic, aber zusammen manchmal so, wie es eine der handelnden Personen zu formulieren pflegte: sie sei müde. Beherztes Gähnen (auf der Bühne), verschämtes (im Publikum).
Und?
Nix und: durchhalten. Denn nach der Pause ging dann plötzlich die Post ab. Händels Musik hat ja durchaus zackige Momente, und mit dem nötigen Schwung wird aus dem inszenierten Klamauk dann auch – bei allem Ernst! – eine schöne Komödie aus dem Stoff. Dass es ausgerechnet die Germanen sind, die den Spieß umdrehen, ist bedenkenswert. Aber warum nicht? Zeigen doch Romulus und Odoaker, dass man viele Probleme mit ein wenig Gelassenheit und einem guten Bio-Ei besser lösen kann als mit dem Speer. Und schon für diese Erkenntnis hat sich der unterm Strich dann doch eher vergnügliche Abend gelohnt.
Serkowitzer Volksoper in der Saloppe
Weitere Vorstellungen (Tickets 18 €/11 €): Mittwoch, 14. August 2019 | Montag, 19. August 2019 | Mittwoch, 21. August 2019 | Sonntag, 25. August 2019 | Montag, 26. August 2019 | Sonntag, 01. September 2019 | Montag, 02. September 2019 | Mittwoch, 04. September 2019 | Sonntag, 08. September 2019.
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