Durch Wind und Wellen fliegen

Die Ostalgarve in der Nussschale: Ilha de Faro

Surfer

Es gibt Rituale, die man schnell entwickeln kann. Für den (individuell geplanten) Urlaub an der Algarve, bei dem der Flughafen Faro ja meist am Anfang und Ende der Reise steht, empfiehlt sich der Besuch der Ilha de Faro. Man hat dort nämlich diesen Teil der Algarve wie in der Nussschale versammelt: Sandstrand, Wind, Wasser, Kite- und Windsurfer, Restaurants. Eine Einführung in die typische Landschaft der Ria Formosa ist es auch – und weil es vom und zum Flughafen nur vier Kilometer sind, ist man schnell da.

Eigentlich ist die Ilha de Faro ja gar keine Insel, sondern nur eine gefühlte Insel: im Westen ist sie nämlich mit dem Festland verbunden und entpuppt sich so eher als etwa neun Kilometer lange Landzunge, so dass die Bezeichnung Peninsula do Ancão korrekter ist. Das klingt natürlich nicht so romantisch, weswegen man es kaum hört oder liest. Das alles wusste ich bei der Ankunft im Oktober 2017 nicht, ich wusste nur: es ging vom herbstlichen 14 °C in Dresden auf irgendwas um die 23-24 °C an die Algarve. Wir waren diesbezüglich vorbereitet: sommerliche Klamotten waren griffbereit, Umziehen am Mietwagen kein Problem.

AnflugbildDie Insel (ich bleib‘ dann mal dabei, dass es eine ist) hat zum Ozean hin einen vorbildlich ausgestatteten Sandstrand. Eine Brücke verbindet die Ilha de Faro etwa in der Mitte mit dem Festland. Die Brücke ist schmal: nur eine Spur. Eine Ampel regelt das für die Autos – in der Saison ist das gleichbedeutend mit Wartezeiten. Fußgänger kommen ampelfrei auf dem Gehweg rüber. Da lohnt es sich, den (kostenlosen, das liebe ich so an Portugal!) großen Parkplatz Parque de estacionamento da Praia de Faro auf dem Festland anzusteuern und zur Insel zu laufen. Der Weg ist nicht uninteressant, weil man die immer spannende Landschaft der Ria Formosa durchquert (wie man auf dem Foto beim Anflug auf den Flughafen Faro erahnen kann). Außerhalb der Saison kann man aber prima mit dem Auto rüber fahren, gleich hinter der Brücke gibt es (wieder kostenlos) Parkplätze. Und von dort heißt es lechts oder rinks – Bars und Restaurants und danach ruhigere Strandbereiche gibt’s auf beiden Seiten.

Boote mit Blick auf den Aeroporto_0420Die Insel ist ein langes dünnes Handtuch – die Breite schätze ich auf höchstens 50 Meter. Wir haben unseren Spaziergang als meersüchtige Urlauber selbstverständlich direkt am Wasser begonnen – weil es sich so ergab, auf der landeinwärts gerichteten Seite, wo das Wasser der Ria Formosa an den Strand plätschert. Wie beim Wattenmeer ist es hier ruhig – ein idealer Ankerplatz für die kleinen Fischerboote. Im Hintergrund sieht man den Aeroporto, der allerdings nicht so arg groß ist, so dass er sich nahezu harmonisch zwischen Lagune und Bergen im Hintergrund einfügt.

HolzstegBevor wir die Insel queren, um an der wilderen – dem Atlantik zugewandten – Seite weiter zu laufen, lernen wir noch ein wenig portugiesisch: não pise à duna auf einem Schild klingt deutsch gewohnten Ohren wie ein Gebot, bitte im Ernstfall dafür vorgesehene Toiletten zu nutzen. Aber nein, weit gefehlt, es ist nur die weltweit gültige Bitte: Tritt nicht auf die Düne! Dabei helfen (wie wir später merken werden: nicht nur hier) Holzstege, die den geordneten Übergang ermöglichen. Heimtückisch sind da nur die Nägel, die manchmal durchaus vorwitzig aus den alten Balken hervorragen.

Praia de FaroLange muss man nicht gehen, um den Ozean zu sehen. Es weht ein schöner Wind. Doch ja, Wind kann schön sein – nicht zu stark, aber doch erfrischend. Für die fliegenden Männer und Frauen an ihren Skites ist mehr wahrscheinlich nicht schlecht – aber auch sie hatten an diesem Tag den Wind schön. Wir hatten sie bzw. ihre Skites schon als kleine Punkte von weitem gesehen – aber sie sind noch anderthalb Kilometer von uns entfernt und somit unser nächstes Ziel auf diesem planlosen Spaziergang.

Kite-Surfer Praia de FaroUnterwegs sehen wir: Wellen. gar nicht so viele, nur ganz vorne solche, die sich brechen, weil’s hier flacher wird. Ob der Angler, der an der Wasserkante sitzt, dort wirklich auf Fisch wartet oder nur seine Ruhe haben wollen, war nicht zu ergründen. Es sah aber nach Ruhe aus. Etwas weiter instagrammierten zwei Mädels herum. Rein subjektiv hätte ich ihnen ja aus optischen Gründen gerne einen Rollentausch vorgeschlagen, aber alte weiße Männer dürfen ja nicht politisch unkorrekt sein. Die Hauptrolle spielten natürlich die fliegenden Surfer. Sie lassen sich schnell in zwei Gruppen einteilen: solche, die es können und die anderen. Die der Kategorie eins ziehen natürlich die Blicke auf sich, und nach dreißig Minuten hat man fast den Eindruck, nun selbst genug gesportet zu haben für den Tag.

Konsequenterweise drehten wir um (wir waren eh fast am Ende der Insel angekommen), wählten die nördliche Seite für den Rückweg und gingen dann weiter Richtung Siedlung. Dort landeten wir in der Wax Restobar und legten damit den Grundstein für eine Besuchstradition. Aber das ist (wen wundert’s?) eine eigene Geschichte

PS: Dies ist ein Text zum Dezember-Blatt des Kalenders 2021. Eine Übersicht über alle Kalenderblätter, die Möglichkeit eines PDF-Downloads und alle Orte auf der Karte gibt’s hier!

 

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