Hinter Chemnitz (aus Dresdner Sicht, wer zwischen Erfurt und Gera startet: vor Chemnitz) gibt sich Sachsen vordergründig sehr international: da gibt es den herrlichen Flecken Amerika und die Kleinstadt Lichtenstein, die vom Fürstentum nur ein e entfernt ist, sich aber genau so spricht. Aber ein Schloss und ein Palais haben sie auch – nur eben keinen Fürschten. Dafür aber einen Chef, der was kann und mit seinem Team beim Dresdner Wettbewerb Kochsternstunden gerne mal den 1. Platz belegt. Die Urkunden an der Wand aus den Jahren 2017 (da hat Christian Weidt das Schönburger Palais eröffnet), 2019 (zwei Urkunden, weil Simone Hetze da auch beste Servicekraft war) und 2020 (wieder bestes Restaurant und dieses Mal zweitbeste Servicekraft!) zeugen von der Beliebtheit und Qualität.
Offensichtlich lohnt sich der weiteste Weg im Wettbewerb – und es ist ja auch immer eine gute Idee, alte Freunde/Bekannte wieder mal zu besuchen. Denn selbst wenn das Haus ausgebucht ist: sowohl Christian Weidt als auch Simone Hetze finden immer mal wieder ein paar Minuten Zeit, um mit den Gästen zu schwatzen.
In diesem Jahr hat sich das Team für das Kochsternstunden-Menü eine Motto-Reise überlegt. Ein Motto beim Essen wirkt manchmal etwas gequält und hat auch hier nicht so ganz hingehauen: wo der Unterschied zwischen Intro und Einleitung liegt, erschloss sich nicht, und Abgang klingt auch nicht so arg musikalisch. Also lassen wir das und betrachten das Menü ganz ohne Motto-Vorsatz. Da gibt’s dann einen zweiten roten Faden, denn die jeweils erste Komponente des jeweiligen Gangs ist ein Getränk. Das haute dann deutlich besser hin, auch wenn man diese Komponenten nicht unbedingt herausschmeckte. Aber das ist meist eher ein gutes Zeichen: sie sind drin und tragen zum Gesamtgeschmacksbild bei, ohne sich laut nach vorne zu drängeln.
Und dann kommt (nach einer mittelgroßen Armada köstlicher Küchengrüße) der erste Gang und widerlegt derlei Zurückhaltungs-Gedanken. Nicht wegen des Espressos inside, sondern wegen des Aals. Der bzw. dessen Geruch steigt in die Nase – und wer in der Schule beim Pawlow’schen Reflex krank war oder mt der Freundin zusammen blau gemacht hat, könnte hier Nachhilfe bekommen: wer Aal mag, bekommt sofort Speichelfluss. Wer keinen Aal mag, schiebt seinen Teller bitte einfach rüber. Hhhmmm…
Spätestens beim zweiten Gang merkt man: der Koch mag nicht nur Motto-Essen, er liebt eine gewisse Verspieltheit und zeigt obendrein deutliche Vorlieben für kräftige Geschmäcker. Offensichtlich hat es eine Form mit verschiedenen Einsätzen für Gitterstrukturen in die Küche geschafft – als Blatt-Segel on top bei den Grüßen, als grobmaschiger Träger für Geleewürfelchen, als Wabe beim Dessert… Schlimm? Nein, natürlich nicht. Fiel uns nur auf! Und gegen eindeutige, kräftige Geschmack-Akzente haben wir schon gar nichts einzuwenden. Dass Christian Weidt ohne groß drüber zu reden auf ein pefektes Zusammenspiel der Grundgeschmacksanreger achtet, ist sicher mit der Grund, dass die Leute den oft weiten Weg in sein Restaurant wagen. Schmeckt halt. Und wenn dann auch noch alles gut aussieht, weil das Auge ja bekanntlich mit isst (wobei: das möchte ich nicht von einer Künstlichen Intellgenz illustriert bekommen…), sind doch alle Sinne bestens bedient.
Simone Hetze im Service ist wie immer die Ruhe in Person, auch wenn der Laden voll ist. Sie präsentiert das Essen und die dazu ausgesuchten Weine – die dieses Mal weder einem Thema noch einer Weinregion oder einem Winzer gewidmet waren. Da gibt’s keine Monotonie und man kann in der Weinbegleitung durchaus Neues entdecken.
Unser Menü
- INTRO Espresso | Waldpilze | Aal-Schaum
- EINLEITUNG Champagner | Saibling | Brombeere | Erbsen-Gel
- SYNFONIE Corona | Kaninchen | Senf | Brot
- KOMPOSITION Whisky | Schottisches Rind | Weizen | Grünkohl | Karotte | Eigelb
- ABGANG Gin-Tonic | Gurke | Apfel
- ZUGABE Met | Quark | Kürbis
Die Weine
- 2020 Chardonnay, Canyon Road, USA
- 2017 Château Sainte-Marie, Vieilles Vignes, Entre Deux Mers, Frankreich
- 2017 la petite bellane, Côtes du Rhône Villages, Frankreich
- 2021 Zweigelt vom Haus, Pfaffl, Niederösterreich
- 2021 Gewürztraminer Spätlese, Westhofener Kirchspiel, Hirschhof, Rheinhessen
- 2018 Cuvée Beerenauslese, Kracher, Burgenland, Österreich
Die Preise
- 3-Gänge-Menü 40,00 € | inkl. Weinbegleitung 60,00 €
- 4-Gänge-Menü 55,00 € | 70,00 €
- 5-Gänge-Menü 65,00 € | inkl. Weinbegleitung 85,00 €
- 6-Gänge-Menü 75,00 € | inkl. Weinbegleitung 110,00 €
Schönburger Palais
Schlossberg 19
09350 Lichtenstein
Tel. +49 37204/ 601010
www.schoenburger-palais.de
Öffnungszeiten:
Mi–Sa: 17–22 Uhr
So: 12–22 Uhr
Hinweis:
Die STIPvisiten sind Partner der Kochsternstunden.
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