Weinwissen digital – geht doch

„Wo kommt der Wein eigentlich her?“ Gute Frage, und die Antwort: „Steht doch drauf!“ ist zwar richtig, aber nicht immer befriedigend. Freund T. zückt eh immer gleich sein Smartphone und googelt, aber das kann ja sehr ergebnisoffen sein. Für Weine aus Österreich gibt es schon seit einiger Zeit ein Tool, das die Suche erfreulich einfach macht und zu wunderbaren (sachlichen) Ergebnissen führt: riedenkarten.at – so der Name und die Web-Adresse des Portals. Rieden – so heißen die Wein-Einzellagen in Österreich, sollte man wissen. Und die Karte ist nun komplett fürs ganze Weinland, denn nachdem auch die Steiermark ihre Rieden definiert hat, ist die Zahl der digital zugänglichen Rieden auf knapp 5.000 gewachsen.

Das Projekt des digitalen Weinatlasses für das gesamte Weinbauland ist eine Kooperation zwischen der Österreich Wein Marketing GmbH ÖWM und dem Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien sowie dem Kartierungsspezialisten plan+land Artner & Tomasits. Das nach Auskunft der ÖWM „weltweit einzigartige Online-Tool zeigt nicht nur, wo ein Wein herkommt, sondern auch, welche Faktoren seinen Geschmack beeinflussen“.

Für vergleichbares Wissen in deutschen Gebieten gibt es drei Quellen – und für ein umfassendes Bild muss man wenigstens zwei der drei bemühen: weinlagen ist mein Favorit, geht auch runter bis beispielsweise zur Rysselkuppe. Die kennt das Deutsche Weininstitut mit seinen Weinlagen digital gar nicht, da gibt’s nur den Königlichen Weinberg – wie auch beim VDP, der aber eh eine ungenaue Quelle ist, weil er auch nur die Lagen der Mitglieder verzeichnet (und obendrein beim Aufruf der Seite Weinberg.Online auf einem gängigen 14″-Laptop-Bildschirm es nicht einmal schafft, ganz Deutschland abzubilden: der Osten mit Saale-Unstrut und Sachsen bleibt außen vor und liegt außerhalb des Monitors. Das kann man technisch auch anders lösen!)

Zurück nach Österreich, wo man zeigt, wie es gehen kann: „Mit riedenkarten.at hat jede*r Weininteressierte die Möglichkeit, die Entstehungsorte seiner bzw. ihrer österreichischen Lieblingsweine bis ins letzte Detail zu erkunden“, erklärt Chris Yorke, Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing (ÖWM). Warum Grüner Veltliner, Zweigelt (Rotburger) und Co. so schmecken, wie sie schmecken, liegt ganz wesentlich an ihrer Herkunft. Einflüsse wie Sonnenstunden, Niederschlag oder Höhenlage beeinflussen den Charakter jedes Weins. Diese Faktoren fallen nicht nur von Gebiet zu Gebiet, sondern auch von Riede zu Riede (Wein-Einzellage) unterschiedlich aus. Im digitalen Weinatlas finden sich genau diese Informationen. Jede Riede enthält Informationen zu Sonnenstunden, Durchschnittstemperatur, Niederschlag, Hangneigung, Höhenlage und ausgepflanzten Rebsorten. Das gilt sowohl für die kleinste erfasste Ried (Ried Satzen, 0,01 ha, Ulrichskirchen-Schleinbach, Weinviertel, Niederösterreich) als auch für die höchste Ried (Ried Schmierenberg , bis zu 708 m, Leutschach, Südsteiermark, Steiermark). Aber auch zu jedem Weinbauort und Weingebiet enthält riedenkarten.at detaillierte Informationen.

„Riedenkarten.at ist ein gutes Beispiel dafür, dass Österreich eines der innovativsten Weinländer der Welt ist. Aber wir ruhen uns nicht darauf aus – die Weiterentwicklung ist bereits in vollem Gange!“, freut sich Yorke und gibt einen kleinen Einblick in die Zukunft des Tools: „Aktuell arbeiten wir beispielsweise daran, künftig auch geologische Informationen im Detail anzuzeigen.“

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