Weil doch am Wochenende so viele Winzerinnen aus Baden und Württemberg zu Gast in der Stadt sind (die zehnte BWClassics findet am Samstag und Sonntag im Congress Center statt!), dachten wir uns: warum nicht mal einen weltweit weniger bekannten Winzer fragen,. ob er Gast bei uns imPodcast sein wolle? Die Wahl fiel auf Fabian Noll, weil er in der Liste als einziger Jungwinzer des Anbaugebiets Baden auftauchte. Also: angefragt, Zusage bekommen – plus ein add-on: seine Schwester Julia ist (seit Juli) Badische Weinkönigin. Sie ist dann auch diejenige, die in Doppelfunktion Jungwinzerin und Weinkönigin nach Dresden reist. Im Podcast hatten wir sie beide!
Für die Podcastfolge haben wir uns via Zoom getroffen – Matthias Gräfe, Sylke Scholz und ich in Dresden, die Nolls im Seefeld – und litten dann doch ein wenig unter der Tonqualität. Bei der Frage: Senden oder sein lassen haben wir uns, siehe nachfolgendes Dokument, für senden entschieden. Auf diese Art und Weise hat es auch Altkanzlerin Angelika Merkel mal in den Podcast geschafft. Mit der Bitte um Nachsicht, gerne Nachhilfe im Programm audacity sowie geneigte und geduldige Ohren:
Familie Noll (zwei Generationen: die Eltern Helmut und Annemarie, Fabian mit Frau Marina sowie Julia Noll) bewirtschaftet 20 ha – aber nur Weine von 5 ha gehen in den Direktvertrieb, den Rest liefern sie an die Genossenachaft. „Aber es gibt Bestrebungen, selbst mehr direkt zu vermarkten, verrät Fabian Noll im Laufe des Gesprächs. Obendrein sind die Nolls ein nicht untypischer Betrieb im Markgräflerland, mit Wein und mehr (Spargel!)
Die Lagenweine kommen vom Seefelder Maltesergarten – ein sehr deutlicher Hinweis auf die Rolle, die der Orden in vergangenen Jahrhunderten spielte. Ohne das aufdröseln zu wollen (es ist ja auch nicht einfach…): Das Schloss Heitersheim ganz in der Nähe spielt keine kleine Rolle: dort lagerten im Fruchtspeicher einst über 40.000 Liter Wein! Für die Malteser war der Weinanbau also durchaus auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Und natürlich wussten die Herrschaften, was sie da taten: „Na klar: sie haben sich die besten Hügel ausgesucht!“, schmunzelt Fabian Noll.
Davon profitieren natürlich die (darf man das so schreiben?) Nachkommen: nach der Säkularisation wurde die ehemalige Residenz im Jahre 1845 aufgeteilt und an drei Familien verkauft, einer der Käufer hieß Karl Zotz (spricht sich übrigens mit einem langen o wie oh…). Der nutze den einstigen Weinkeller und gründete im Ostflügel des Schlosses einen Weinbaubetrieb. Seit 1902 befindet sich das Weingut, in dem Julia Noll arbeitet, in direkter Nachbarschaft von Schloss Heitersheim.
Und damit zurück zum Maltesergarten, den es ja nicht nur in Seefeld gibt, sondern auch in Buggingen. Und bei so großen Lagen sind die Winzer überal ein wenig in Erklärungs- bzw. Aufteilungsnot: Alles Maltesergarten – oder was? Die Lösung: „Wir haben recht viele gute Lagen, aber müssen halt ne Abstufung hinbekommen“, erzählt Fabian Noll. Also geht’s klassisch los mit Gutsweinen, dann Ortsweine der beiden Orte (mit besseren Lagen, die eine bessere Hangausrichtung und ältere Reben haben sowie vordefiniertem Ertrag). Und für die Lagenweine nehmen sie dann ausgesuchte Parzellen, in denen noch mehr ertragsreduziert wird.
Fabian Noll hatte uns diese Weine zugeschickt:
- 2021 Seefelder Chasselas, Ortswein, trocken
- 2022 Nobling, Gutswein, lieblich
- 2020 Seefelder Maltesergarten, Chardonnay, trocken
- 2020 Seefelder Maltesergarten, Grauburgunder, trocken
- 2020 Seefelder Pinot Noir, Ortswein, trocken
- 2017 Seefelder Maltesergarten, Spätburgunder Réserve, trocken
Und das ist, wie immer, der Gesprächsfaden dieses Podcasts:
- 00:46 Angela M. rockt die Show
aus dem Studio Altmockritz mit Matthias Gräfe, Sylke Scholz und Ulrich van Stipriaan
zu Gast: Julia und Fabian Noll aus dem Markgräfler Land
sechs Weine stehen uns bevor - 01:48 Chasselas im Glas (und die Gäste sitzen in Seefeld)
Chasselas: typische markgräfler Rebsorte
Chasselas ist Synonym für Gutedel (vor allem in der Schweiz)
Weine, die kräftiger nach Schweizer Vorbild ausgebaut sind, werden bei ihnen Chasselas genannt
Arbeitsbeginn!
und was ist denn nun in dem Zusammenhang Fendant?
noch ein Synonym – aus dem Wallis! - 03:52 Vorstellung Julia
bei der kommenden BWClassics am 4. und 5. November ist nur ein Jungwinzer aus Baden dabei – Fabian Noll
Badische Weinkönigin seit Juli 23
sie wird das Weingut am Jungwinzerstand vertreten
Weinmarketing und -management studiert
Sie arbeitet im Weingut Zotz - 06:33 und zu Fabian
nach dem Abitur Ausbildung und Studium gemacht (duales Studium)
Studium in Neustadt, Ausbildung in einem badischen Betrieb plus Kalifornien und Australien
seit 2017 im elterlichen Betrieb
wo war er im Russian River Valley? in der Williams Selyem Winery
wer den Film Sideways kennt…
sie verkaufen hochpreisig an Club member
die Prohibition in den USA und ihre lang anhaltenden Folgen - 09:06 Frage an die Weinkönigin zum Weinbaugebiet Baden
15.800 ha hat Baden
70 Genossenschaften
Nolls bewirtschaften 20 ha – aber das Weingut hat nur 5 ha, den Rest liefern sie ab an die Genossenschaft
aber es gibt Bestrebung, selbst mehr direkt zu vermarkten
wann hat die erste Generation (die Eltern) angefangen?
der Vater hatte am Kaiserstuhl Winzer gelernt
das Weingut gegründet
sie sind die 2. Generation
als Grünschnabel hat man ja Veränderungswünsche…
großer Wurf mit „einer Agentur aus Bad Dürkheim“ (er hätte auch Medienagenten sagen können…)
welche Böden sind vorherrschend?
fertile Böden: Löss
Saharawinde im Frühjahr
Restzucker steht auf dem Etikett: 1 g
die Geschichte der Weinauswahl
uvs hatte 6 Weine ausgesucht
dazu kamen 6 Weine, die Fabian ausgesucht hatte
…und für den Podcast haben es dann tatsächlich ursprünglich nicht vorgesehene geschafft - 15:05 nun im Glas einer der Lieblingsweine von Julia: Nobling lieblich
im Weingut gibt es gut 25 Produkte – mit Bandbreite
spontaner Gedanke: wie ein gut gemachter Kabi!
ist besser: mehr Struktur, Saftigkeit, schöner Trinkfluss
die Säure hat er von der Rebsorte (Züchtung aus Gutedel und Silvaner)
eine etwas vernachlässigte Rebsorte…
wird kaum sortenrein ausgebaut - 17:04 die Jungwinzer auf der Messe BWClassics
Geheimtipp Bückware
der Nobling entschied, dass er so lieblich werden wollte: er hörte auf zu gären (und der Winzer ließ ihn gewähren)
trotz des heißen Jahrgangs 2022 hat er eine schöne apfelige Säure
…und wieder kommt die Erfahrung ins Spiel (Frage im Ausland: wieviel Herbste haste denn schon gemacht?)
es ist gar nicht so unerhebllich, wie viele Weinlesen man schon hinter sich hat: mit jeder Lese passiert was anderes
irgendwas ist ja immer: essigfaule Trauben, Frost, Hagel Trockenheit…
der Lesezeitpunkt ist mittlerweile entscheidend
früher Anfang/Mitte Oktober, nun muss der Keller im Ausgust fertig gerichtet sein
Lesebericht 23
zweimal gab’s Hagel…
im Endeffekt aber gab’s reichlich
und Qualität angesichts 2x Hagel recht gut
Traumwetter bei der Lese
die Weine haben Entwicklugspotential, sagt MG - 22:25 im Glas: Chardonnay
als kleiner Betrieb muss man auf die Qualitätsschiene aufspringen
Handlese und aussortieren
Handlese: man hat die Traube einmal in der Hand und putzt sie aus…
geerntete Trauben kommen sofort auf die Presse/in die Verarbeitung
Spontangärung? ist die Frage – Volltreffer: dieser Chardonnay ja! - 25:30 die jungen Winzer(innen)
Fabian ist Jg. 94
Betriebsübergabe, Generationenwechsel: ist das ein Thema in der Region?
Thema alkoholfreie Weine
Zotz gleich nebenan hat ja alkoholfei Sekte und Weine – wir waren ja da
Julia: die Familie diskutiert das am runden Tisch – es ist also zumindest ein Thema
eine Lösung könnte sein: weniger Alkohol, also so 11,5% bspw. anzubieten…
im Endeffelkt ist der Alkohol ja der Geschmacksträger
Thema leichtere Weine
Baden: Weinbauregion B – wärmer. Aber auch: feuchter! - 32:51 zu den Lagen und der Einordnung der Weine
wir haben recht viele gute Lagen, aber müssen halt ne Abstufung hinbekommen
also klassisch geht’s los mit Gutsweinen
dann Ortsweine der beiden Orte – bessere Lagen: bessere Hangausrichtung, ältere Reben, vordefinierter Ertrag
und die Lagenweine: ausgesuchte Parzellen, noch mehr ertragsreduziert
warum sie keine Gewanne drauf schreiben: einerseits wachsen sie gerade
wenn wir Gewanne drauf schreiben würden, müssten wir drei verschiedene Pinot Noir machen
was hat es mit den „inflatiönären“ (Gräfe) Maltesergärten auf sich?
Hoch-Zeit des Weinbau im Mittelalter
Malteserorden in Heitersheim
Nachbar: das Weingut Zotz
Wein war Trinkgut (auch um Wasser zu desinfizieren)
und Wirtschaftsfaktor
und ja: die haben sich die besten Hügel ausgesucht!
Frage: ist dieser Wein im Barrique ausgebaut?
sie haben nur französische Barriques
Lagenweine liegen 19 Monate in den Fässern
30-50% neue Fässer
und was passiert mit den gebrauchten Barriques?
im Moment die Ortsweine, wenn es mal mehr sind, auch Gutseweine
geöffnet und verzewawischundwegt… - 37:38 Seefelder Pinot Noir Ortswein und Lagenwein 2017
womit anfangen (Fangfrage, wir hatten unsere Meinung schon „vorgetrunken“
wir ja auch, aber sind bei dem geblieben (auf Dauer)
… denn der Ortswein ist brilliant!
nochmal die Klassifikationsproblematik
die Lagen wurden auf den ganzen Ort ausgedeht
große Lagen, große Menge – mit Mix auch von Nord- und Ostlagen…
da lässt sich zwar mehr vermarkten, aber die Qualität litt: eine Herabstufung der wirklich guten Lagen
wenn wir Lage draufschreiben, ist es der beste Hang, die beste Parzelle
es steht Pinot Noir drauf: französische Klone – oder klingt’s nur besser?
beim Ortswein war’s Chasselas als internationale Rebsorte, daher auch Pinot Noir
Pinot Noir klingt mehr sexy als Spätburgunder…
Gräfe: spannend, dass Deutschland das 3.größte Anbaugebiet Spätburgunder weltweit ist. Wir schreiben aber alle Pinot Noir drauf – warum?
Spätburgunder ist nicht so der Fraund der Deustchen (Julia)
viele sagen ja, sie trinken lieber französische oder italienische Weine. Aber Spätburgunder hat großen Markt in Asien
ein unsittlicher Vorschlag: den gleichen Wein in zwei Flaschen füllen: Spätburgunder vs Pinot Noir
beim Ortswein sind es deutsche Kone, beim Lagenwein in der Tat französische
wir arbeiten parzellengenau: entweder ergibt die Parzelle Orts- oder Lagenwein
so haben wir besseren Querschnitt von der Rebe wenn man den ganzen Stock liest
wir haben ja relativ helle rote Farbe beim Wein im Glas
Spätburgunder hat nicht das Potential tiefschwarz zu sein
und wie kriegen das andere hin?
beim Rotwein lernen sie noch dazu, da sei „viel Luft nach oben“ (aber dafür waren wir schon sehr angetan)
der kühle Spätburgundertyp passt besser zu uns
Weinkönigin-no-go: jammern
der 17er Pinot war der erste Versuch im barrique, auch nur 6 Monate…
2020 relativ sonnig, alles gut durchgefärbt – und auf den Punkt gelesen
Verbesserung bei der Rotweinbereitung: dass waren Quantensprünge
es ist entscheidend, wieviel Jahrgänge man gemacht hat! - 48:16 Blick in die Glaskugel: was bringt die Zukunft?
es wird mehr Richtung Spontangärung gehen…
mehr bewussteres Handwerk ausüben
mit noch weniger Hilfsmitteln
früher: man muss man muss man muss – muss man unter Umständen aber gar nicht
eigentlich: zurück zu den Ursprüngen…
der gerade verkostete Jahrgang ist schon recht minimalistisch
wenig Schwefel, keine Klärhilfe
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Auf ein Glas – der Podcast der STIPvisiten. Gespräche beim Wein. Über Wein. Über Essen. Und übers Leben, natürlich.
Alle Folgen unter diesem Link: podcast.stipvisiten.de
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