Vorsicht – heiß und lecker!

Nach Regen kommt Sonne

Ein Blick genügt, um sich schlau zu machen: trinken wir einen „Winzerglühwein“ (dann und nur dann wurde der Glühwein aus eigenen Weinen zubereitet) oder kommt ein „Deutscher Glühwein“ ins Glas (dann stammen die Grunderzeugnisse aus dem eigenen Land). Die Datenbank des Deutschen Weininstituts (DWI) listet für Sachsen nur fünf Betriebe auf, die Winzerglühwein anbieten: Schloss Wackerbarth, Frédéric Fourré, Jan Ulrich, Lehmann und Schloss Proschwitz (in der Reihenfolge, wie sie auf der Seite erschienen). Ob das stimmt oder ob da welche fehlen oder gar fehl drin sind, wissen wir allerdings nicht…

In dem Kontext erscheint die Einladung an die Presse zur Eröffnung der Glühweinsaison in einem zweifelhaften Licht: „Die Stadt Radebeul und das Weingut Hoflößnitz [veranstalten] zusammen mit den Radebeuler Winzern ein köstliches Anglühen der weißen und roten Winterkreationen aus den edlen Tropfen des Elblands“, steht da in einer sprachlich eher dubiosen Formulierung, und die heimliche Warnung folgt direkt danach: „Als Auftakt stellen einige der Winzer ihre heißen Weine persönlich vor.“ Wobei ich, zugegeben, zuerst heiße Ware gelesen hatte…

Aaaaber, die Wirklichkeit ist dann natürlich ganz anders: draußen hat’s zuvor geschneit und zum Termin regnet es bei immerhin glühweinkompatiblen drei Grad plus – und ins Glas kommt auf jeden Fall „Deutscher Glühwein“, denn nur von eigenen Trauben macht kaum einer Glühwein. „Den eigenen Wein bringen wir lieber als Wein in die Flasche!“ sagt Jörg Hahn, Geschäftsführer vom Weingut Hoflößnitz. Die Trauben für den Glühwein kauft er hinzu – es ist ein Bio-Wein wie auch die eigenen, aber er kommt nicht aus Sachsen. Dennoch sei es sein Produkt bzw. das der Hoflößnitz – denn die Rezeptur sei ja wichtig. Und er selbst lasse es sich auch nicht nehmen, bei der Herstellung dabei zu sein. Am Ende, sagt er, sei doch nur eins entscheidend: „Schmeckt’s oder schmeckt’s nicht?“

Und da hatte er zum Pressetermin vor dem öffentlichen Anglüphen die schärfsten Kritiker von allen im Umfeld: Winzerkollegen! Solche, die alle auch Glühwein im Angebot haben! Und natürlich finden erst einmal alle ihren eigenen unschlagbar gut – versteht sich, sonst würden sie ihn ja anders/besser machen, oder? Aber: „Oh, der ist dieses Jahr ja besser als der im Vorjahr!“ stellt dann einer fest. Und ja: die Rezeptur wurde angepasst. Weniger Zucker, aber natürlich immer noch süß, denn sonst wär’s ja kein Glühwein.

Sich durch alle Glühweine und  weinhaltigen Heißgetränke der Radebeuler Winzer durchzuprobieren, ist eine Mammutaufgabe. Aber sie lässt sich lösen: an diesem Wochenende findet imAreal des Weinguts Hoflößnitz die Eröffnung der Radebeuler Glühwein-Saison statt (noch bis Sonntag, jeweils ab 12 Uhr). Der Eintritt ist frei, und im Ausschank gibt es nicht nur die gutseigenen Glühweine der Hoflößnitz, sondern auch die der Nachbarn Drei Herren, Frédéric Fourré, Weinkeller „Am Goldenen Wagen“, Andreas Kretschko, Schloss Wackerbarth und Karl Friedrich Aust.

Pro-Tipp: mindestens zu zweit kommen und jede:r immer was anderes bestellen, dann naschen lassen: so lässt sich mehr probieren!

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