Lang hat’s gedauert von der ersten Ankündigung bis zur Eröffnung, die offiziell am kommenden Freitag ist – obschon die Türen schon geöffnet sind: soft opening im neuen Opera bar&dining. Die Hauptprotagonisten sind Stephan Herz (HERZ american bar) und Benjamin Biedlingmaier (in Dresden lange Zeit Sterne-gekürter Koch im Caroussel im Bülow-Palais), aber eigentlich gehört Biedlingmaiers alter Weggefährte Sebastian Bellmann mit dazu – er ist Küchenchef im Opera.
Das Restaurant startet mit ambitionierten Öffnungszeiten und nicht geringem Anspruch: täglich ist ab zehn Uhr geöffnet (da gibt’s dann Frühstück) und bis ein Uhr nachts geöffnet – außer am Freitag und Samstag: da dann sogar bis zwei Uhr. Die Küche – ausdrücklich kein fine dining, aber ganz sicher feines Essen – schickt von der kleinen (aber ordentlichen) Karte bis 23 Uhr. Sollte Dresden etwa Weltstadt werden?
Das Opera befindet sich in den Räumen des früheren Café Schinkelwache – und tut das andererseits auch nicht, denn die Kubatur ist komplett entkernt und neu gestaltet. Architekt Matthias Horst nutzte die Gelegenheit, dass 2022 der Brandschutz eh die eine oder andere Änderung erforderlich machte und schuf (in Zusammenarbeit mit Handwerkern, die ihr Gewerk verstehen) einen zeitlos modernen Raum, in dem die Bar (wen wundert’s) im Zentrum steht.
Das Opera ist sowohl Café mit Restaurant als auch eine Abendbar mit Bistro-Charakter. Allein in der Küchen sind sie zu siebt, und es finden sich im Team viele alte Kollegen aus der Bülow-Zeit. „Ich selbst bin mehr Gastgeber, kann natürlich jederzeit in der Küche einspringen!“, sagt Biedlingmaier. Sebastian sei einer seiner längsten Weggefährten, seit 15 Jahren haben sie viele Stationen bis hin zum Bülow Palais zusammen gemacht. Mit Teresa Oberle (viele kennen sie aus dem Café Minou) hat das Opera auch eine eigene Konditorin – und auch „sie ist bei uns ausgebildet“, weiß Benjamin Biedlingmaier zu berichten. „Ich bin sehr sehr glücklich, dass sie bei uns dabei ist!“ Es geht doch nichts über ein gutes Netzwerk, denn bei sieben Tagen Öffnungszeit mit diesen langen Öffnungszeiten braucht es gehörig Personal: mit Aushilfen seien es 20 Leute, verrät Stephan Herz.
„Das Opera soll eher ein Lokal für Dresdner sein als für Touristen, wir wollen den Theaterplatz wieder attraktiv machen!“, sagt Stephan Herz. Vor allem die Tatsache, dass man nach der Semperoper noch was zum Essen bekommen und den Abend lange ausklingen lassen kann, verdient ja besondere Erwähnung.
Eine eigene Weißweincuvée hat das Opera auch, mit einer Geschichte zum Erzählen: Zum 15jährigen Jubiläum im Schumann’s in München bekam ich eine Jux-Urkunde – und zufällig war Georg Baselitz zu Gast. Herz kannte den Sohn – und schon war der Kontakt geknüpft. Aber nicht nur das: Baselitz unterschrieb nicht nur die Urkunde, sondern fing auch an zu zeichnen. Es wurde ein Selbstportrait, und das wurde jetzt – nach erneutem Spielen von Kontakten – zum offiziellen Weinetikett. Es ist nur eins von drei Selbstportraits, und es ist das zweite Weinetikett nach dem legendären 89er-Etikett vom Mouton-Rothschild. Die Cuvée von Frédéric Fourré ist ein Zusammenspiel von vier Trauben: Müller-Thurgau, Kerner, Grüner Veltliner und Scheurebe. „Das ist ein Wein, der wunderbar zur Küche passt!“, meint der Winzer.
Matthias Horst, der Architekt, erzählte bei einer Pressekonferenz vor der Eröffnung von seinem Respekt vor dem Ort – dem einzigen Bau Schinkels in Dresden. Preußische Kappendecke, unverkleidet, schaffe Höhe. Sie wurde freigelegt und nicht wieder verkleidet. „Der Raum soll rein sein!“ lautete sein Credo, ohne dabei die Behaglichkeit zu verlieren. Naturstein ist cremefarbig, Bänke und Böden sind dunkelgrün. Dunkles Holz bringt die dritte Tonalität hinein. Es gibt – ganz bewusst – keine Dekoration bis auf ein Element, eine Figur von Malgorzata Chodakowska. „Das ist ein Interim, sie ist zu Gast, denn es wird eine Figur extra gestaltet. Sie kommt, wenn alles läuft wie geplant, im Januar ins Haus“, weiß der Architekt.
Der Spagat zwischen Regionalität und Internationalität war dem Architekten wichtig, und ähnlich äußert sich Stephan Herz. „Man muss doch was hinstellen, was in so einer Lage dem Ort gerecht wird: es muss stimmig sein.“ Auf den 110 qm stehen den Gästen 65 Plätze zur Verfügung, draußen kommen auf zwei Terrassen 100 hinzu. Vor allem die neue Terrasse zur Sophienstraße hat es Herz angetan: er schwärmt vom Großstadtflair, mit Straßenbahn und Blick aufs Schloss, wo man „die Leute beim Flanieren beobachten“ kann.
Info: opera-dining.bar
Opera bar&dining
Theaterplatz
01069 Dresden
Tel. +49 351 42417878
opera-dining.bar
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