Wir hatten (ausnahmsweise) nicht reserviert und kamen nach einer Küstenwanderung von Vela Luka nach Gradina gerade rechtzeitig: ein langer Tisch mit weinseligen Briten teilte alle Einzelheiten zum Geburtstagskind, zum Leben (und dem Rest) ungewollt allen anderen Gästen mit, obwohl der Tisch vorsorglich am Rand der Terrasse platziert war. Aber zum Ausgleich hatten wir einen Tisch mit direktem Blick aufs Wasser und einem sich zart andeutenden Sonnenuntergang. Nach uns war nur noch für rund zwei Minuten ein Tisch in zweiter Reihe frei, danach: ausgebucht. Also doch besser reservieren, zumal die Konoba Siloko das einzige Restaurant in Gradina ist.
Es gab für die Terrasse nur einen Kellner, der zwar sehr freundlich war und irgendwann im Gespräch beteuerte, wahnsinnig gerne in der Gastronomie (er sagte: this industry) zu arbeiten – aber im Fach Unkoordiniertheit sicher einen der ersten drei Plätze bekommen hätte. Das sofort bestellte Wasser dauerte also, obwohl die Bedienung mehrfach mit leeren Händen an uns vorbei wuselte (ja, schnell lief er!). Aber nach fast einer halben Stunde kamen dann Wasser und der später bestellte Wein – ein 2023 Čara Pošip – und gleich darauf auch schon ein Gruß aus der Küche, der uns ein Wow! entlockte.
Eine gelierte Fischsuppe kam da auf einem leichten Sud-Spiegel. Kalt und würzig, Lust auf mehr machend. Und auch gleich die erste Gelegenheit zu schauen, wie sich der Pošip von der Genossenschaft in Čara dazu macht. Wir hatten die Flasche aus der Serie mit dem goldenen Etikett – schlicht und mit dem dezenten Hinweis auf der Rückseite, dass wir hier einen Wein mit geschützter Ursprungsbezeichnung Weinberge von Korčula vor uns haben (wir hatten den Wein auch schon in weiß – als einfacheren Qualitätswein). Wie alle von uns probierten Pošips: trocken, animierend, nach Fisch verlangend!
Der kam dann auch als (gemeinsame, geteilte) Vorspeise in Form eines Tuna Tatar (17.00 €). Die Thunfischwürfel ungewöhnlich groß, so dass wir zuerst einmal die Nase rümpften – dann aber feststellten, dass das gar keine so schlechte Idee ist: erstens merkt man, dass es handgeschnitten ist und nicht gequält zerkleinert, zweitens hat man was zum Beißen im Mund – und zusammen mit Avocado und einem leichten Dressing macht das dann was her (die auf der Karte versprochene(n) Kaper(n) fanden wir leider nicht, obwohl sie eine gute Idee gewesen wäre(n). Aber Mayo und Kaviar als Garnierung war auch nicht schlecht – und dass der Thunfisch einmal mariniert und einmal nackscht im Tatar vorkam, bemerkten wir auch freudig.
Auch die beiden Hauptgänge kamen aus dem Meer – alles andere wäre trotz der Nähe zum Wasser allerdings auch nicht sooo schlecht gewesen: ein Florentiner Steak kam an unserem Tisch vorbei und machte spontan Lust auf Wiederkommen (was wir aber nicht geschafft haben – Urlaub ist immer zu kurz!). Gegrillt wird übrigens draußen, so dass die diversen Gerüche vor dem Essen sehr animierend sind. Wir bekamen Scampi (57 €/Kilo, wir hatten zehn Tierchen für 28.50 €) und Seebarsch „Vela Luka“, ein Filet in Tomatensauce mit Knoblauch (22.00 €). Kurzfassung: beides primstens. Reicht fast, oder? Vielleicht der Hinweis, dass die Garpunkte perfekt getroffen waren, dass die Scampi eher für eine reduziert-klare und der Seebarsch eher für die traditionelle Küche der Region standen. Wir hatten etwas länger warten müssen, offenbar waren einige der Sailor aus der Bucht wichtig(er). Sie ankern dort an Bojen, kommen mit ihren Dingis oder lassen sich vom Chef shutteln. So wurden wir zu Sehleuten, hatten was zu reden und konstatierten: ned hudle, im Urlaub schon gar nicht.
Konoba Siloko
Gradina 58
20270 Vela Luka
Kroatien
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