Man muss schon das richtige Licht erwischen und vielleicht auch ein wenig weiter weg sein, um die alten Griechen zu verstehen. Aber als sie im 6. Jahrhundert v. Chr. aus Korkyra (wir nennen das heute Korfu) übers Wasser geschippert kamen, erschien ihnen die Insel mit ihren dichten, dunklen Kiefernwäldern echt schwarz – Korkyra Melaina. Die Römer übernahmen diesen Namen als Corcyra Nigra, und im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus der heutige Name Korčula. So viel fundiertes Halbwissen muss sein, um zu verstehen, warum wir die Black Island Winery besuchten – inmitten der Insel, die uns fabelhaft grün (ohne dunkel) und umgeben von reichlich türkis bis tiefblau (das Meer!) erschien.
Wir sind verabredet mit Igor Radovanović. Er ist der Direktor der Black Island Winery – aber vor allem ist er einer von der jungen Winzergarde auf Korčula, bei denen (wie fast überall auf der Welt) eine gute Ausbildung und das Wissen um modernes Weinmachen die Tradition ergänzt. Und Tradition heißt in Smokvica vor allem, die autochthone Rebsorte Pošip, die hier im Dorf 1880 entdeckt und seitdem auf den roten, sandigen und felsigen Böden angebaut wird, zu hegen und zu pflegen, um daraus ausgezeichneten Wein zu machen. Ausgezeichnet ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen: der Jahrgang 2019 erhielt IWC silber und Decanter bronze, der 2020 beim Decanter silber.
Radovanović ist seit der Gründung des Weinguts 2018 als deren Leiter dabei. Schwedische Investoren hatten seinerzeit die alte Genossenschaft übernommen, denn Wein wird auf Korčula ja schon immer gemacht. Ganz früher im kleinen Stil für den Hausgebrauch, zu Zeiten des irreal vor sich hin flackernden Sozialismus im ganz großen Stil und nach der Devise Masse statt Klasse. Bis zu 3,5 Mio Liter Wein produzierten die Genossen aus der Region Smokvica damals jährlich. Heute liegt die Produktion der Black Island Winery bei etwa 100.000 Litern oder 130.000 bis 150.000 Flaschen pro Jahr – eine bewusste Entscheidung für Qualität statt Quantität.
Was geblieben ist: ein grundgenossenschaftlicher Gedanke. Die vielen Winzer, die sich mit ihren kleinen Flächen fast alle selbstständig gemacht haben, können aus ihren Garagenweingütern heraus nicht allen Wein verkaufen. Also liefern sie einen Teil ihrer Trauben ab. „Wir arbeiten mit 35 bis 40 Familien, je nach Jahr“, sagt Igor Radovanović. „Jede Familie hat ihre eigenen Parzellen, und wir wählen die Trauben nach Qualität und Lage aus.“
Auf diese Weise spart man sich einerseits Personal und kann sich andererseits auf die Expertise der Familien verlassen, die schon seit Generationen ihre Parzellen bewirtschaften und mit der richtigen Beratung dort auch Qualität anbauen können. Auch Igor Radovanović betreibt übrigens neben seiner Arbeit für die Winery so ein Garagenweingut mit 1,5 Hektar Rebfläche und etwa 10.000 bis 15.000 Flaschen pro Jahr, darunter den „Extra Brut“-Schaumwein Tris, der nach traditioneller Methode hergestellt wird.
Der Name Tris für den Sekt entstand, weil drei Winzer an der Produktion beteiligt waren – und weil drei autochthone Rebsorten bei der Herstellung verwendet werden. Die drei Sorten sind Pošip, Rukatac und Cetinka, und die drei Schöpfer von Tris sind neben Igor Radovanović noch Nikola Mirošević und Matej Jovanović, der der Sohn des bekannten Chef-Önologen bei PZ Čara – Janko Jovanov – ist. Ein Grund, diesen Blubber zu machen, war übrigens, dass Igor, der auch Weingüter berät, nicht in Konflikt mit seinen Auftraggebern gerät.
Black Island Winery
Smokvica 295
20272 Smokvica
Kroatien
Tel. +385 98 948 0419
mergavicta.com
dalmatiandog.eu/shop/
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