„Ich bin die Christine Pröstler aus dem schönen Retzbach!“, stellt sich die Winzerin vor. „Ich habe 2012 das ganze Konzept neu aufgezogen – und ich muss sagen: das war die richtige Entscheidung!“ Sagt’s und strahlt und lächelt dabei, dass man gar nicht anders kann als mit ihr begeistert zu sein und mit ihr anzustoßen auf den Mut, diesen Schritt gegangen zu sein. Das haben wir – eine Gruppe von Journalist*innen auf der Suche nach dem deutschen Burgunderwunder – natürlich auch getan: mit einem Glas 2020 Benediktusberg Chardonnay brut. Der ist 36 Monate auf der Hefe gereift und gerade erst im Weingut angekommen, weswegen er (bei unserem Besuch) noch kein Etikett hatte. Aber um großes Potenzial zu erkennen, braucht’s das ja nicht: filigran, schmatzig-lecker mit leichter Salzigkeit.
Wir trafen die Winzerin übrigens nicht bei ihr auf dem Weingut, sondern – zusammen mit Klaus Höfling aus dem auch sehr schönen Ort Eußenheim – im VDP-Weingut May am Rande von Retzstadt. Die Bilder zeigen als Kulisse also nicht das Pröstler’sche Weingut – falls sich Insider wundern. Und noch ein übrigens: selbst wenn das Deutsche Weininstitut (DWI) als Themenschwerpunkt den Mitreisenden das eine oder andere Burgunderwunder versprochen hatte, können die Franken natürlich nicht anders als auch einen Silvaner zu zeigen: Christine Pröstler hatte einen aus ihrer Ortsweinlinie mitgebracht. Klarer und puristischer Ortswein mit schöner Würzigkeit und apfeliger Frucht. Natürlich fränkisch-trocken (2,8 g/l Restzucker und 6,3 g/l Säure) und moderat im Alkoholgehalt (12,5 %). Es sollte ein Wein sein, der „Bock auf mehr macht“. Mission accomplished.
Parallel zum Probieren (ja, es gab diese Sammelbehälter, und sie wurden auch genutzt!) gibt’s ein wenig Weingutsgeschichte. Denn vor dem eigenen Weingut gab es ja schon eine Winzertradition: die Eltern kommen aus den Weinorten Thüngersheim und Retzbach und hatten eigene Weinberge. Aber die Trauben lieferten sie immer an die Genossenschaft ab. Das fand die angehende Önologin während des Weinbau-Studiums in Geisenheim gar nicht so chic, denn während die Kommiliton*innen nach dem Wochenende immer mit einer Kiste eigenen Weins kamen, den man beim Beisammensitzen und Qutsschen probierte, brachte Christine halt ihren Genossenschaftswein mit. „Da habe ich dann immer gesagt: ich hoffe, da ist unser Wein mit drin!“ Irgendwann meinte sie dann:“Papa, ich habe so Bock drauf, eigenen Wein zu machen!“
Mit einem kleinen Tank, der gerade so durch die enge Kellertreppe eines befreundeten Winzers passte, ging es 2012 los. Damit gab es dann zwar eigenen Wein, aber keine Kunden. Doch Christine Pröstler zweifelte nie daran, dass ihr „geiles Ausgangsmaterial“ von den kargen Muschelkalkböden des Benediktusbergs überzeugen würde. Und das hat ja auch geklappt: 2013/14 war sie Jungwinzerin des Jahres, und die einschlägigen Weinguides bewerteten sie zunehmend gut (aktuell hat sie beim Eichelmann 4 Sterne). Mittlerweile bewirtschaftet das Weingut acht Hektar Rebfläche auf dem Benediktusberg in Retzbach und dem Scharlachberg in Thüngersheim. Und obwohl (zumindest dieser Teil Frankens) ja Silvanerland ist, sind von den 8,5 ha nur 2,5 mit Silvaner bestockt – die Burgundersorten Weißburgunder, Grauburgunder, Chardonnay und eine kleine Parzelle Spätburgunder nehmen zu. „Burgunder sind mein Ziel“, erklärt Christine Pröstler und begründet es auch: „Die Böden hier sind dafür prädestiniert.“
Also probieren wir sie! Alle spontan vergoren, die Ortsweine im Stahltank ausgebaut, die Lagenweine im Holz – entweder im Barrique oder (wie der schon leicht gereifte 2018 Benediktusberg Weißburgunder) aus dem 500-Liter-Tonneau. Entsprechend fruchtig schmecken die Ortsweine, entsprechend komplex und nachtrinkenswert die Lagenweine. Der 18er Weißburgunder zeigte sich noch schön frisch – es lohnt sich also, die Weine zurückzulegen und das Reifepotential zu nutzen, statt sie gleich zu trinken. Zum Beispiel den 22er Chardonnay, der bei der fränkischen Weinprämiierung 2025 Gold gewann und mit 25 € im Shop nachgeradezu ein Schnäppchen ist…
- 2020 Benediktusberg CHARDONNAY brut (Sekt b.A.)
- 2024 Retzbacher SILVANER trocken
- 2024 Retzbacher WEISSBURGUNDER trocken
- 2023 Retzbacher GRAUBURGUNDER trocken
- 2022 Benediktusberg CHARDONNAY trocken
- 2018 Benediktusberg WEISSBURGUNDER trocken
- 2019 Benediktusberg SPÄTBURGUNDER trocken
Weingut Christine Pröstler
Obere Hauptstraße 100
97225 Retzbach
Tel: +49 9364 / 8178895
cproestlerweine.de
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Hinweis:
Die Recherchen zu diesem Beitrag wurden unterstützt mit einer Pressereise auf Einladung des DWI (Deutsches Weininstitut).


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