Die Liebe zu kantigen, langlebigen Weinen

Unterwegs in Franken bei Max Müller I in Volkach

Christian Müller
Vor vier Generationen gab’s in Volkach mehrere Winzer mit dem Namen Müller. Damit es der Postbote und die Klatschweiber einfacher hatten, nannte sich der Max dann einfach Max Müller I. „Spannende Weine hat er allerdings nicht gemacht!“, weiß Ur-Urenkel Christian Müller zu erzählen. „Er kaufte Wein aus der Pfalz, Rheinhessen, der Nahe – dann kam der eigene Stempel drauf und es wurde weiter vertickert!“ Früher war nicht alles besser: erst Christians Vater Rainer hat Max Müller I zu einem Weingut mit Innovation und Qualität gemacht, das seit 2021 im VDP ist

VolkachDas Weingut liegt mitten im touristischen Ort Volkach – sehr romantisch, in so einem alten Kloster aus dem 17. Jahrhundert. Aber für modernes zeitgemäßes Weinmachen bedeutet das natürlich auch eine Herausforderung. Denn da fahren Stapler, da riecht Trester, Menschen arbeiten. Es ist eng, Touristen stehen neugierig im Weg, Nachbarn brauchen schon mal Bestechungs- bzw. Beruhigungswein. Aber die Müllers der Generationen 3 und 4 nehmen das billigend in Kauf, wollen den Standort halten. Und statt zu wachsen, hat Christian Müller die Weichen in die andere Richtung gestellt und einige Lagen abgegeben. Schon ein Tank weniger im Keller kann helfen, Wege frei zu machen.

Muschelkalk RatsherrKnapp 20 Hektar bewirtschaftet die Familie derzeit. Der Ursprung liegt in Volkach mit der Großen Lage Ratsherr, aber „weil der Papa damals relativ schlau nach Sommerach geheiratet hat“, gibt’s eben dort auch fünf Hektar im Katzenkopf. Die dritte Lage liegt zwischen den beiden aus der Familie und konnte von einem kinderlosen Winzer dazu gepachtet werden: im Herzstück des Lump – auch eine Große Lage beim VDP, bei der sich viele Spitzenwinzer mit grandiosen Weinen bedanken.

Die drei Lagen sind nicht weit voneinander entfernt, aber die Weine sind schon von den kleinen Unterschieden im Terroir geprägt. Muschelkalk ist natürlich gesetzt im Maindreieck, aber während in Volkach nur eine karge Lehmauflage den Muschelkalk bedeckt, sind die Böden in Sommerach deutlich wärmer. Und der Lump? „Für mich ist diese Differenz zwischen Lump und Ratsherr sehr, sehr spannend“, sagt Christian Müller. Eigentlich sind die beiden Topp-Lagen ja Nachbarn an der Schleife vom Main, aber  „diese Power, das Volumen, den Humus, den der Lump halt hat, den habe ich im Ratsherr nicht!“ Und das sei auch für jeden Laien schmeckbar, nicht nur für Top-Sommeliers oder Wein-Nerds…

Christian MüllerÜberhaupt: Auf den Geschmack kommt’s an. Das ist natürlich eine Binse, aber Christian Müller treibt’s auf die Spitze (wie schon sein Herr Papa). „Ich fülle nichts ab, was mir nicht schmeckt“, sagt er, denn „nur das, was ich selber trinke, möchte ich auch produzieren und verkaufen.“ Und was ihm und der Familie schmeckt, ist ganz klar: trockener Wein. „Wir trinken es eher ein bisschen fresher, ein bisschen grüner!“ Damit das klappt, wird der Wein relativ früh gelesen, wenn die Beeren zwischen 87 und 91 °Oechsle liegen. Den richtigen Lesezeitpunkt zu finden, sei eine der größten Herausforderungen. Den Überblick zu haben und zu verstehen, warum der Silvaner im einen Weinberg jetzt gut ist und der andere, nur um 50 Meter weiter, vielleicht noch eine Woche braucht, weil da vielleicht die Kalkschicht höher ist. Und das dauert! „Bis ich das mal verstanden habe, wieso das da so wächst und da nicht so wächst, liege ich schon unter der Erde!“ sagt er und lacht dabei – es sei eben ein Ziel, „das wir nie ausfüllen werden.“

Flaschen Max Müller IEin anderes Ziel hingegen scheint erreichbar: sich auf Silvaner zu fokussieren. Rund 60 bis 65 Prozent ist der Silvaneranteil schon jetzt bei Max Müller I.  „Wenn jetzt etwas dazukommt und etwas abgegeben wird, spielt es eigentlich zu 90 % Silvaner die erste Rolle. Und das nicht nur, weil sich Franken Silvanerland nennt – es hat ja Gründe, dass diese Sorte hier so gute Qualitäten bringt. Der Boden, na klar – aber auch das Klima. Und egal, wie man es nenne – Klimaverschiebung, Klimaerwärmung oder Klimawandel – „wir müssen irgendwie reagieren“, meint Christian Müller. Und mit Silvaner könne er das sehr gut: „Die Beerenhaut ist ja dick, der verträgt 5 Grad plus mehr als der Riesling. Und da sind wir zukunftstechnisch eigentlich positiv gestimmt, gerade in den heißesten Lagen, wie Ratsherr ist, wo die Sonne reinbricht!“ Und dem einzigen Manko des Silvaners (je nach Klon, aber generell vom Typus her gebe es sehr kompakte Trauben mit relativ viel Wasser zum Aufplatzen innen drin) könne man mit Traubenteilung gut entgegenwirken: „Wenn ich eine lockere Traubenstruktur habe, passiert bei Silvaner gar nichts!“

Weingut Max Müller I
Hauptstraße 46/Untere Altstadt
97332 Volkach

Tel. +49 93 81 – 12 18
max-mueller.de

[Besucht am 19. Juli 2025 | Alle Beiträge Wein und Winzer Franken]

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Hinweis:
Die Recherchen zu diesem Beitrag wurden unterstützt mit einer Pressereise des Weinfeder e.V. mit Unterstützung der Gebietsweinwerbung Frankenwein-Frankenland

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