Fein essen in den Görlitzer Höfen

Im Lucie Schulte gibt's das passende Essen zum Wein

Die Bilder für diesen Beitrag waren auf der Plattform Ipernity gehostet und wurden dort gelöscht. Es dauert etwas, bis die Fotos wieder hier erschienen – sorry.

Lucie Schulte

In Görlitz gibt es viel zu entdecken – vor allem hinter den mittlerweile großflächig fein rausgeputzten Fassaden. Am Untermarkt gibt es beispielsweise den berühmten Flüsterbogen, an dem die Leute die komischsten Verrenkungen machen, um sich über eine im spätgotischen Bogen eingelassene Vertiefung etwas zuzuflüstern – meistens, so hört man, seien es die bedeutungsschwangeren Worte „Kannst Du mich hören?“

Wem das zu unromantisch erscheint (also eigentlich allen vernünftigen Menschen, nachdem sie sich am Flüsterbogen haben ablichten lassen), der gehe einfach durch den Bogen hindurch in den Hof. Dort ist man dann bei einer alten schlesischen Dame zu Gast: Lucie Schulte heißt sie, eigentlich genauer: hieß sie. Eine Köchin in Schlesien, wenn ich mich recht erinnere, und Namenspatronin für das Restaurant in den romantischen Höfen. Gekocht wird dort allerdings nicht auf die alte Art, sondern allenfalls hin und wieder traditionell inspiriert – ansonsten geht es sehr modern zu.

Der Patron des Hauses, Axel Krüger, betreibt ebenfalls im Hof einen Weinhandel, den er den „Weinkeller des Restaurants“ nennt. Die Weine, die man dort tagsüber kaufen kann, gibt’s übrigens im Restaurant mit einem pauschalen Aufschlag – sehr kundenfreundlich! Krüger ist ein kenntnisreicher Genussmensch, was auf die Auswahl der Weine vorzügliche Auswirkungen zeitigt: Es gibt hin und wieder hinreißende Entdeckungen – und der Herr Krüger ist so einer, der das nicht für sich behalten kann, sondern der sich mitteilt. (Wir kennen uns, sollte ich vielleicht vorweg sagen, seit meinem ersten Besuch in der Lucie 2005 etwas besser – ich bin seinerzeit ins doppelte Schwärmen geraten wegen der Qualität der Speisen und der Texte, die in der Karte standen. Krüger, sagte ich schon, teilt sich gerne mit – und er kann schreiben! Seitdem war ich häufiger in Görlitz, und wir haben das eine oder andere Glas Wein zusammen getrunken, um die Leiden der alten Welt besser zu ertragen.)

Bei unserem Oster-Besuch wurde uns vom ruhig agierenden freundlichen Service gleich gesagt, dass schon ein Wein für uns ausgewählt worden sei – vorausgesetzt, wir wollten einen Weißen. Natürlich sollte es ein Weißer sein: Fly me to the Moon war 2005 der Wein, den der Chef des Hauses uns zum Abschied ausgab. Damals ein Riesling aus dem Jahr 2003 – und die letzte Flasche. Dieses Mal stand eine trockene Riesling-Spätlese von alten Reben, Jahrgang 2008 auf dem Tisch – und wieder war es die letzte Flasche. Egal, es gibt auch andere feine Weine: Eine Scheurebe aus dem Hause Wackerbarth gestaltete sich als würdiger Nachfolger zum Mondflieger, und ein Weißer Burgunder als trockene Spätlese aus dem Jahr 2008 vom Weingut Arndt Köbelin war der krönende fette Abschluss der Getränkeliste.

Gegessen habe wir auch, quasi nach der Wein-Vorauswahl das passende Essen zum Wein: „An Schalotten gedünstete Jacobsmuschel mit Ruccola und ofenfrischem Baguette“ aus dem Ostermenü (für insgesamt 23 Euro) kamen so, wie ich sie mag: nur ein Hauch gegart, innen glasig. Köstlich. Danach gab’s „Mit Thymian und Ricotta gefüllter Kaninchenrücken an einer Erdbeer-Aperol-Sauce und Sepia-Risotto“. Kaninchen tendiert ja immer gern zum Trockensein – hier auch, aber es war wegen der Füllungen gut zu ertragen. Die Erdbeeersauce fand ich lustig, aber sie passte. Und das Risotto war (be-)merkenswert gut. Lediglich schon wieder Ruccola (als Garnitur) wäre nicht nötig gewesen…

Unsere zweite Hauptspeise des Abends war ein wunderbar zartes schön rosa (auf Wunsch sogar: weniger als das!) gebratenes „Lammcarrée auf Ratatouille-Gemüse mit Polentaplätzchen“ (18 Euro). Wir hoffen mal, dass – als Umkehrschluss zum verliebten Koch, der gerne zu viel Salz nimmt – in der Küche keiner Seelenprobleme hat. Was uns anbelangt: Wir konnten mit dem Salzstreuer nachhelfen, und alles war gut!

Lucie Schulte
Untermarkt 22
02826 Görlitz

Update: Betreiberwechsel. Wir müssen mal wieder hingehen…
http://lucieschulte.de/

Tel. 03581 / 410260
weinkrueger@t-online.de
http://www.goerlitz-kocht.de

[Besucht am 3. April 2010 | Lage | Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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